Abgesetzt

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Hayley

Zufrieden lächelnd nippte ich an meinem Caipirinha und ließ mir die Sonne auf den Bauch scheinen.

Niall lagen neben mir und betrachtete mich lächelnd. „Das ist doch gar nicht mal so über oder?"

Lachend schüttelte ich den Kopf, als auch schon ein paar japanische Touristen mitten durch unseren ‚Privatstrand' liefen du das trügerische Hawaii-Feeling zerstörten.

Breit grinsend richtete ich mich auf und streifte mir meinen Pullover über. Es war eben doch nicht ganz ohne, in einem riesigen Einkaufszentrum in der Megametropole Tokyo auf Sonnenstühlen zu liegen, nur in Bikini bekleidet, versteht sich.

Niall tat es mir gleich und zog sich ebenfalls wieder an. „Wo wollen wir jetzt hin? Ich wäre ja für eine dieser monströsen Spielhallen, da kann man fast alles machen."

Das Leuchten in seinen Augen ließ mir gar keine andere Wahl, als ihm zuzustimmen. Es tat so gut, weit weg von allem mit Niall alleine zu sein. Hier kannte uns niemand und wir mussten uns keinen Vorurteilen aussetzten.

Wir konnten einfach in den Tag hineinleben und das Leben genießen. Tun und lassen was wir wollten und mussten uns vor niemandem rechtfertigen, sofern wir nichts stahlen oder einen Mord begingen.

Der lockere Umgang tat meiner Beziehung zu Niall wirklich gut. So gut, dass wir das, was zwischen uns war, wieder eine Beziehung nennen konnten. Eine sehr fragile und in sich zerbrechliche Beziehung, aber eine Beziehung.

Hier in Tokyo war es so viel einfacher. Ich wartete nicht mehr auf den nächsten Tiefschlag, das nächste Ereignis, dass uns zerstören würde.

Stattdessen konnte ich vollkommen neue Seiten an meinem Freund kennen lernen. Sein Humor lebte wieder auf und ganz alltägliche Gespräche waren wieder möglich.

Es war ein wenig wie vor seinem Fehltritt. Bevor er beschlossen hatte, dass ich ihm nicht genug war und er mich betrog.

Noch immer schmerzte die Erinnerung an jenen Abend, an dem meine Welt in sich zusammengebrochen war.

Ich war vollkommen abgekämpft von der Arbeit nach Hause in meine kleine gemütliche Wohnung gekommen, voll Vorfreude auf einen gemütlichen Abend mit meinem Freund auf dem Sofa.

Eigentlich hätte ich sofort misstrauisch werden müssen, als ich ein fremdes Paar Schuhe im Flur stehen sah.

Der Frauencardigan im Wohnzimmer hätte bei mir alle Alarmglocken schrillen lassen müssen. Aber das tat er nicht.

Uns so lief ich blindlings ins Messer. Das tiefe Stöhnen aus meinem Schlafzimmer ließ mich schmunzeln, anscheinend hatte er es wirklich nötig.

Breit grinsend betrat ich mein Schlafzimmer, bereit, ihn mit ein paar Sprüchen aufzuziehen. Mein Mund waren schon geöffnet um den ersten rauszuhauen, als ich wie angewurzelt stehen blieb.

Mein Freund verschaffte sich, ganz wie erwartet, Befriedigung, aber die Art wie er es tat war unfassbar.

Mit offenem Mund starrte ich Niall an, der sich in meinem Bett mit einer rothaarigen Frau vergnügte. In dem Bett, in dem auch wir die ein oder andere schöne Stunde miteinander verbracht hatten.

Alles spielte sich wie in Zeitlupe ab. Wie durch einen Schleier sah ich Nialls erschrockenes Gesicht, sah, wie er die Rothaarigen sich schob und versuchte sich zu bedecken. Als würde das irgendwas daran ändern.

All seine Worte, seine Ausreden, dass es ganz anders sei, als ich vielleicht dachte, stießen bei mir auf taube Ohren. Wie sollte das auch anders sein als ich dachte? Es war offensichtlich, dass ich ihm nicht mehr genug war.

Imperfect PerfectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt