Verzweiflung

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Maya

Leise schluchzte ich auf, presste mir aber sofort eine Hand auf meine Lippen. Ich wollte meinen schlafenden Sohn nicht aufwecken. Noah schlief friedlich an mich gekuschelt in Harrys Gästezimmer. Harry hatte vorhin sofort angeboten, dass wir vorerst bei ihm wohnen bleiben konnten und das Gästezimmer für uns hergerichtet.

Für meinen Sohn war es ein einziges Abenteuer und er entdeckte in jedem Winkel des Penthous neue aufregende Dinge. Mir tat Snoopy mittlerweile allerdings wirklich leid. Noah schleppte den flauschigen Hundewelpen überall mit hin und ging dabei nicht grade sanft mit dem Fellknäul um. Der Golden Retriever ließ das alles aber tapfer über sich ergehen.

Behutsam strich ich Noah über den Rücken und betrachtete meinen Bauch, der selbst unter der dicken Decke deutlich hervortrat. Wie sollte ich nur alleine mit zwei kleinen Kindern klarkommen? Ich konnte das nicht ohne Louis, aber grade jetzt konnte ich mir nichts Schlimmeres vorstellen, als mit Louis zusammen zu bleiben.

Tränen liefen mir in Sturzbächen über die Wangen und grade war ich unendlich froh, dass es dunkel war und niemand meine Tränen sah. Mit etwas Glück würde die Nacht alle Spuren meines Zusammenbruchs beseitigen. Harry und Grace machten sich schon genug Sorgen um mich.

Seit ich vorhin hingefallen war, erkundigte Harry sich ständig danach, wie es mir und dem Baby ging und ich konnte es ihm nicht mal verübeln. Ein Sturz konnte so viel anrichten, wenn man schwanger war. Das hatte ich selbst miterlebt.

Zum Glück war das Wesen in mir ganz fidel und machte regelmäßig seine Turnübungen. Zwar war das nicht grade angenehm, aber es war allemal besser, als dass es sich still verhielt und ich mir weiter Sorgen machen musste.

Nur langsam fand ich in den Schlaf, schreckte immer wieder aus Alpträumen hoch, in denen Louis Hayley seine Liebe gestand, er uns für sie verließ, die beiden heirateten oder er mir sagte, dass er mich nie wirklich geliebt hatte.

Entsprechend unausgeschlafen fand ich mich am nächsten Morgen auch am Frühstückstisch wieder. Noah verspeiste begeistert Cornflakes, Grace hatte irgendwo einen Löffel aufgetrieben, der seine Farbe veränderte, wenn er mit Milch in Berührung kam. Mein Sohn war ganz fasziniert davon und kicherte während des Essens begeistert vor sich hin.

Ich selbst hatte meine Pancakes kaum angerührt, sie waren lecker, aber ich hatte keinen Appetit. Schweigend beobachtete ich, wie Harry Grace immer wieder verliebte Blicke zuwarf und sie anlächelte, wann immer sie seinen Blick auffing. Meine beste Freundin war ebenfalls sehr gut gelaunt und suchte auffällig oft den Kontakt zu Harry. Sie strich ihm liebevoll über den Arm oder küsste ihn, wenn sie dachte, dass ich grade nicht hinsah.

Harry genoss die Aufmerksamkeit seiner Freundin sichtlich und ich freute mich, dass es wieder besser lief. Aber grade jetzt, wo meine eigene Beziehung das Zeitliche gesegnet hatte, schmerzte es umso mehr, dass es anscheinend bei allen außer mir gut lief.

Appetitlos schob ich meinen Teller von mir und betrachtete Noah, der kichernd in seine Milch prustete. Harry reichte ihm einen Strohhalm und zwinkerte ihm zu. „So blubbert er viel besser." Lächelnd machte er meinem Sohn vor, wie er Blubberblasen in die Milch machen konnte. Und da war das Malheur auch schon geschehen. Mein Sohn hatte noch kein Gefühlt dafür, wie fest er pusten durfte und überflutete die ganze Tischplatte mit Milch.

„Tut mir leid", entschuldigend sah ich Grace an und machte Anstalten, mich vom Stuhl zu erheben um die Sauerei zu beseitigen.

„Bleib sitzen, ich mach das schon." Meine beste Freundin war schon längst auf den Beinen und wischte mit einem feuchten Lappen über den Tisch. Harry hingegen beugte sich verschwörerisch zu Noah und flüstert ihm etwas ins Ohr, was meinen Sohn nur noch mehr zum Lachen brachte.

Imperfect PerfectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt