Imperfect Perfection

Enttäuschungen

Emma

Nicht schwanger!

Enttäuscht schaute ich auf das kleine Plastikstäbchen in meiner Hand. In den letzten Wochen hatte ich so sehr gehofft, dass ich endlich schwanger werden würde. So geduldig Liam und ich am Anfang auch waren, wir versuchten es jetzt schon fast zwei Monate und es wollte einfach nicht klappen. Langsam machte ich mir wirklich Sorgen, dass etwas mit mir nicht stimmen könnte.

Liam plagte diese Sorge mittlerweile auch. Erst gestern hatte eine Arztpraxis bei uns angerufen und Liam gebeten, seinen Termin zu bestätigen. Als ich ihn darauf angesprochen hatte, war er mir erst ausgewichen, hatte aber irgendwann doch gestanden, dass er sich untersuchen lassen wollte.

Es tat mir weh zu wissen, dass Liam sich die Schuld an unserer Kinderlosigkeit gab. So lange versuchten wir es zwar noch nicht, aber ich konnte ihn so gut verstehen. Mir selbst ging es ja auch nicht besser und jetzt noch ein negatives Ergebnis zu bekommen, verschlimmerte meine Situation nur noch weiter.

Traurig warf ich das Stück Plastik in den Mülleimer und verließ das Bad. Liam sollte demnächst vom Arzt wiederkommen, hoffentlich mit guten Nachrichten.

Seufzend ließ ich mich aufs Sofa fallen und checkte meine Mails. Von der Arbeit ein bisschen was, eine Mail von meiner Mum, ansonsten mal wieder nur Spam. Gelangweilt scrollte ich durch meine WhatsApp Nachrichten und stockte, als ich ein Bild sah, was Maya mir geschickt hatte.

Eigentlich war es nichts Besonderes, nur Noah, wie er mit seinem Bagger spielte, aber im Hintergrund war deutlich Louis zu erkennen und ich war mir ziemlich sicher, dass sie wieder in ihrem alten Haus war. Vielleicht hatten die beiden sich wieder versöhnt, ich wünschte es ihnen auf jeden Fall.

„Hallo mein Engel." Leicht zuckte ich zusammen, als ich plötzlich Liams Stimme vernahm, lächelte ihn aber schon im nächsten Moment sanft an. Das mein Mann lächelte, stufte ich mal als positiv ein. So glücklich würde er bestimmt nicht aussehen, wenn er unfruchtbar wäre.

„Und?" Erwartungsvoll sah ich Liam an und machte ihm nebenbei auf dem Sofa Platz.

Liam lächelte sanft und küsste mich auf die Schläfe. „Es ist alles gut, Emma." Seine braunen Augen leuchteten vor Glück, Glück, dass ich nicht mit ihm teilen konnte. Die ständigen Fehlschläge konnten dann nur heißen, dass etwas mit mir nicht in Ordnung war.

Schwach lächelte ich Liam an, schaffte es aber nicht, die Maske aufrecht zu erhalten. Ohne es zu wollen, verschwand das Lächeln aus meinem Gesicht und ich ließ den Kopf hängen.

„Hey, was ist denn los?" Der besorgte Ausdruck in Liams Augen war für mich wie ein Schlag in die Magengrube. Mit ihm war alles okay, wenn er Kinder bekommen wollte, könne er sich einfach eine andere schnappen.

„Ich bin nicht schwanger", murmelte ich leise. Es war mir peinlich, Liam wieder enttäuscht zu haben und ich traute mich nicht, ihn anzusehen. Alles was er wollte, war ein Baby. Es war eine ganz simple Aufgabe, ein Kind auszutragen, aber ich war ja nicht mal dazu in der Lage. Was sagte das über meine anderen Qualitäten als Ehefrau aus? Vermutlich nichts Gutes.

Ich drehte meinen Kopf nur ein wenig und Liam nutzte das direkt für sich aus. Sanft drehte er meinen Kopf zu sich, schob sich in mein Sichtfeld. „Jetzt mach dir keinen Kopf, Emma, wir bekommen schon noch ein Baby. Vielleicht gehören wir einfach zu den Paaren, bei denen es etwas länger dauert." Während er sprach, lag ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen.

Kopfschüttelnd sah ich meinen Mann an, er hatte Unrecht. Wenn es nicht an ihm lag, dass musste es an mir liegen. „Aber bei alles anderen klappt es einfach so Liam. Louis und Maya bekommen mittlerweile ihr zweites Kind und Grace und Harry haben es auch schon geschafft." Trotzig sah ich meinen Mann an, der nur sanft lächelnd den Kopf schüttelte.