Vorwürfe

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Hayley

„Verdammte Scheiße!" Verzweifelt fuhr ich mir durchs Haar und umklammerte meine Beine. Ich war nicht in ein Hotel gefahren, wie Niall es verlangt hatte. Ich wollte sein Geld nicht dafür ausgeben und das was ich noch mit hatte, würde niemals reichen. Und in gewisser Weise bestrafte ich mich mit einer kalten Nacht draußen auch für meinen Fehler.

Wieso war ich nur so dumm gewesen? Warum musste ich das was ich hatte kaputt machen? Jetzt dachte Niall, er wäre nicht genug für mich, dabei war er alles was ich wollte. Es war doch erst seit kurzem wieder alles gut, warum hatte ich das zerstören müssen?

Ohne es zu wollen liefen mir Tränen über die Wangen, die ich hastig wegwischte. Ich hatte kein Recht hier zu sitzen und zu heulen. Ich war die, die Scheiße gebaut hatte und nicht Niall. Diesmal war ich es, die vielleicht alles zerstört hatte und ich hatte keine Ahnung, wie ich das wieder in Ordnung bringen konnte.

An Louis und die Schwierigkeiten, die ich meinem besten Freund eingebrockt hatte, wollte ich gar nicht erst denken. Maya würde ihm bestimmt nicht so schnell verzeihen, erst recht nicht, weil sie schwanger war. Von Louis wusste ich, dass sie seitdem ziemlich impulsiv und anstrengend war.

Tief durchatmend straffte ich meine Schultern und richtete mich auf. Ich sollte besser nicht hier im Park bleiben und ganz in der Nähe war ein Schnellrestaurant, das auch nachts geöffnet hatte. Ein paar Pfund hatte ich noch und gegen Waffeln und einen Chai Latte hatte ich nichts einzuwenden. Außerdem waren mir die zwei dunklen Gestalten, offensichtlich Männer, die immer wieder zu mir schauten nicht ganz geheuer.

Kurz darauf fand ich mich in dem Laden wieder, auf einer abgewetzten Bank sitzend wartete ich auf meine Waffeln und umklammerte meinen Latte. Das warme Getränk wärmte mich auf, mein kaltes Herz konnte es aber nicht auftauen.

Nachdenklich starrte ich auf mein Handy und entschied schließlich, dass ich es besser jetzt als später hinter mich bringen sollte. Der Schock, dass Niall uns entdeckt hatte und die Stunden in der Kälte hatten mich soweit ausgenüchtert, dass ich wieder voll zurechnungsfähig war.

Ich überlegte lange, wie ich es am besten formulieren sollte, wie ich anfangen sollte, aber alles Überlegen brachte mir nichts. So entscheid ich, einfach drauflos zu schreiben, korrigieren konnte ich nachher auch immer noch.

Niall,

das was heute geschehen ist, tut mir unendlich leid. Ich hätte nicht mit Louis schlafen dürfen und schon gar nicht hätte ich dein Vertrauen so missbrauchen dürfen.

Ich weiß, dass alles entschuldigen und beteuern nichts bringt. Das, was ich getan habe, ist unverzeihlich.

Trotzdem hoffe ich, dass du es irgendwann kannst, dass du mir irgendwann verzeihen kannst und wir irgendwann zueinander finden.

Du brauchst Abstand und das verstehe ich. Ich werde dir diesen Abstand geben, ich werde dir versuchen alles zu geben, was du willst. Sei es Distanz oder irgendwann eine Aussprache.

Wenn du nicht nach Irland willst, bleib in unserer Wohnung, ich finde schon was. Es ist meine Schuld und du sollst nicht noch mehr darunter leiden, als ohnehin schon.

Mach dir keine Sorgen um mich, Niall. Ich kenn dich und weiß, dass du trotz all deiner Wut noch so unglaublich einfühlsam bist, dass du dich fragst, wie es mir geht und wo ich unterkomme.

Mir geht es gut...oder zumindest gibt es Menschen denen es weitaus schlechter geht als mir. Du kennst mich, Niall, ich schlag mich so durch, wie immer.

Imperfect PerfectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt