Staubige Angelegenheiten

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London, today

Als ich in der Stadt ankam hatte ich kein genaues Ziel, ich nahm das Sprichwort immer der Nase nach   einfach wortwörtlich.

Tja, meine Nase führte mich jedoch mitten zu Starbucks, wo ich mir erst mal einen Kaffee gönnte. Dank Chris' Hilfe konnte ich mir sicher sein, ein paar Tage noch nicht das meist gesuchte Mädchen Londons zu sein.

Als ich so dasaß und in meinem Gehirn gerade einfach gar nichts lief, fiel mein Blick auf den alten Kartenladen, in den Sandra früher so gerne mit mir gegangen war.

Die Besitzerin war schon etwas älter, malte jedoch all die Karten, die sie verkaufte selbst und kannte sich in London so gut aus wie in ihrer Westentasche. Früher hatte Sandra sie spaßhalber immer das „wandelnde Lexikons London" genannt. Vielleicht konnte mir dieses Lexikon ja jetzt zu Hilfe kommen.

Ich blieb noch einige Minuten sitzen, genoss die restliche Nachmittagssonne und sah den Leuten zu, die draußen vorbeiliefen.

Dann schmiss ich den Becher in einen bereitstehenden Mülleimer und betrat das Geschäft auf der anderen Seite. Dank eines Glöckchens über der Eingangstür wusste Mrs.Sally sofort Bescheid, wenn Kundschaft den Laden betrat und kam aus dem Hinterzimmer, in dem sie die Karten bemalte, hervor. Ich sah mich um.

Der Laden hatte sich nicht viel verändert, seit ich das letzte Mal hier war und das war wirklich schon einige Jahre her. Der weiße Anstrich an der Wand blätterte zwar langsam ab, aber der Laden war immer noch so bunt dekoriert wie in meiner Erinnerung.

Zwischen der Deko lagen die Karten, die es zu fast jedem Anlass gab. Die Wände waren mit extra für Mrs.Sally hergestellten Regalen gepflastert, in denen ebenfalls Karten lagen und standen.

Als sie das Glöckchen hörte kam die etwas dickliche, aber freundliche Besitzerin mit den grauen Locken herbeigestürmt.

„Willkommen in meinem Laden!" Sie strahlte.
„Es ist wirklich selten, dass ich so junge Kundschaft habe, aber ich bin sicher du findest hier die Karte, nach der du suchst. Und wenn nicht, kann ich sie dir gerne malen."

Ich war zwar nicht überrascht, dass sie mich nicht erkannte, jedoch trotzdem in irgendeiner Weise traurig darüber.

„Hallo Mrs.Sally. Erinnern sie sich noch an Sandra Fletcher?" Sie dachte einen Moment nach, dann sah ich jedoch einen Funken der Erkennung in ihren Augen.

„Louise! Das ich dich nicht gleich erkannt habe... Du bist so gewachsen!" Sie drückte mich herzlich an sich.

„Wie geht es Sandra?"

„Gut, danke. Aber das ist nicht der Grund, weswegen ich hierbin. Ich brauche eine Information." Sie runzelte die Stirn.

„Worum geht es denn?" Ich holte tief Luft. „Ich brauche... Informationen über Sagen. Legenden, Mythen. Alles, was damit zu tun hat."

Sie sah mich erst einen Moment lang an, dann meinte sie: „Ich glaube, da habe ich genau den richtigen Ansprechpartner für dich, Herzchen."

Sie holte einen Zettel aus dem Nebenzimmer und schrieb eine Adresse auf.

„Hier, das sollte dir weiterhelfen. Aber lass dich nicht in krumme Sachen einwickeln!" Der ernste Gesichtsausdruck auf ihrem Gesicht verschwand sofort wieder und ein warmes Lächeln ersetzte ihn.

„Ich bin ehrlich gesagt froh, dass du vorbei gekommen bist, ich wollte mich schon lange mal bei deiner Mutter melden, habe jedoch ihre Telefonnummer verloren. Kannst du zufällig...?" Sie riss noch einen Zettel ab. Ich zögerte.

Something like magicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt