Todesangst

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Estland, today

Etwas rüttelte mich unsanft wach und ich haute mir meinen Kopf an der Fensterscheibe an.

„Chris, ich bringe dich um..."

Als ich die Augen öffnete, sah ich jedoch nicht in Chris', sondern in Alex' Gesicht.

„Sorry, ich wollte dich ja nur ungern wecken aber wir sind da." Ich hob meinen Kopf und sah müde aus dem Fenster. Ich erkannte einen Flughafen. Es regnete.

„Meinen Wagen lasse ich hier stehen, den kann auch Kristen wieder holen."

Gemeinsam, ich noch ein bisschen schlaftrunken, gingen wir zum Ticketschalter. Ich hielt mein Gesicht unter meinen Haaren verborgen, nur für den Fall, dass mich hier jemand erkannte. Immerhin, hier konnten sie Englisch, was mir ein gewisses Gefühl von Sicherheit gab.

„Wie lange müssen wir auf den Flug warten?", fragte ich Alex als wir uns zwei freie Plätze in der Wartehalle suchten. Wir hatten sowieso Glück gehabt, in den nächsten paar Stunden überhaupt noch einen Flug nach Salzburg zu bekommen. Frühbuherrabatt fiel da aber eher aus.

„Drei. Gepäck haben wir ja keins und die wenigen Sachen, die wir haben, passen mühelos ins Handgepäck." Alex schaute düster drein und ich kapierte erst nicht, wieso.

„Was ist los?"

„Nichts."

„Oh... ich weiß." Ich begann, laut zu lachen und die Leute in der Nähe drehten sich neugierig zu uns um. Ich senkte meine Stimme um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen doch ich konnte mir ein weiteres Lachen nicht verkneifen.

„Du bist noch nie mit einem Billigflieger geflogen, oder?" Alex hatte sich am Schalter lauthals darüber beklagt, dass es im Flieger keine erste Klasse gab. Dabei konnte er überhaupt froh sein, dass wir nicht schon beim Buchen aufgeflogen waren.

„Du hast Angst, dass der Flieger abstürzt, oder? Kannst du den denn nicht mit deiner Super-Telekinese in der Luft halten?"
Alex schickte mir einen finsteren Blick, bevor er zu einer Antwort ansetzte.

„Dafür müsste man schon Superkräfte haben, Lou. Außerdem ist das doch total lächerlich. Ich habe keine Angst!", verteidigte er sich und sah gwspielt gelangweilt an die Hallendecke. Jaja... aber ich hatte ihn durchschaut.

Ich grinste weiter vor mich hin, froh, endlich mal eine Schwachstelle an ihm gefunden zu haben. Sonst wäre er mir echt überirdisch vorgekommen.
Ich spielte mit dem Gedanken, ihn in den Arm zu nehmen, verwarf diesen jedoch gleich wieder. Nicht jetzt. Das würde echt unpassend kommen.

Gefühlte Ewigkeiten später wurde unser Flug aufgerufen, ich war zwischenzeitlich mal wieder eingepennt und hatte meinen Kopf unbewusst auf Alex' Schulter gelegt. Der grinste mich nur spöttisch an, als ich die Augen öffnete.

„Gut geschlafen?" Hoffentlich hatte ich nicht gesabbert...

„Immerhin besser als im Auto."

„Hattest ja auch ein super Kissen." Darauf sagte ich lieber nichts. Ich wurde rot. Verdammt. Schnell sah ich weg.

„Wo müssen wir hin?"

„Immer mir nach, Louise." Anscheinend versuchte er, seine Panik mit Selbstbewusstsein zu überspielen. Solange ihm das gute Laune beschehrte, konnte ich nichts dagegen einwenden.

Beim Einsteigen lief alles glatt und ich musste Alex wider Willen bewundern. Er verzog nicht einmal einen Mundwinkel, als sein Pass beim ersten Mal nicht funktionierte. Beim Durchziehen durch das Piepgerät schien ein Fehler aufzutreten und Alex musste sich durchsuchen lassen. Doch er blieb entspannt wie immer.

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