Ein bisschen Magie...

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Richmond, 2011

„Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz!" Die Vorhänge wurden aufgezogen und die Sonnenstrahlen erreichten mein Bett.

Ich war sofort hellwach und sah mit Entzücken die Torte an, die Sandra im Arm hielt. Ich schlug die Bettdecke zur Seite und sprang in Chris' Arme.

Da ich erst mit fünf zu meinen Adoptiveltern gekommen war und die beiden der Meinung waren, dass ich mir darüber klar sein sollte, dass sie nicht meine leiblichen Eltern waren, nannte ich sie statt Mum und Dad einfach Sandra und Chris. Kein großer Unterschied für mich, ich war eben damit aufgewachsen.

„Deine Geschenke stehen im Wohnzimmer, willst du sie dir anschauen?", flüsterte Chris mir ins Ohr.

„Ja!", schrie ich begeistert mit dem Enthusiasmus einer nun schon Elfjährigen und lief an den beiden vorbei in den Flur.

Ich riss die Tür zum Wohnzimmer auf und stürzte mich auf die Päckchen, die die beiden dekorativ auf dem Boden verteilt hatte. Sandra lachte, als ich das Geschenkpapier einfach so abriss und den Inhalt begutachtete.

„Schau mal her, Schatz, ich mach' ein Foto." Ich grinste die beiden an und der Foto machte klick.

Als die Geschenke schließlich alle ausgepackt waren, saß ich glücklich zwischen Geschenkpapierfetzen und Kartons und ließ meinen Blick über meine Ausbeute schweifen.

„Daaanke!" Ich sah mit Begeisterung auf die Barbie mit Flügeln, die ich mir so sehr gewünscht hatte. Die beiden saßen grinsend auf den Stühlen am Esszimmertisch, von wo aus sie das ganze Spektakel beobachtet hatten.

„Komm her Lou, du musst noch die Kerzen auf dem Kuchen ausblasen!"

Ich eilte zum Tisch und betrachtete den Kuchen genauer.

„Mein Lieblingskuchen! Danke, Sandra!" Der Schokoladenkuchen war mit einer dicken Schicht Schokoguss überzogen und darauf war mit pinken Herzen die Zahl elf gezogen.
Ich holte tief Luft und pustete alle Kerzen auf einmal aus.

„Jetzt darfst du dir was wünschen, Schatz."

Ich wünsche mir, dass meine echte Mum mich ganz doll lieb hat und mich nicht weggeben hat, weil sie mich nicht mag.

„Und?", fragte Sandra neugierig nach. „Was hast du dir gewünscht?" Ich wollte schon antworten, als mir Chris ins Wort fiel.

„Sag es nicht, Lou, sonst geht der Wunsch nicht in Erfüllung!" Also behielt ich ihn bei mir.

„Ich habe noch eine Überraschung für dich!", flüsterte Sandra mir mit einem Zwinkern zu und hielt mir einen Umschlag hin. Aufgeregt nahm ich ihn entgegen und versuchte, die Lasche aus dem Umschlag zu ziehen.

Endlich hatte ich es geschafft und hielt drei Eintrittskarten für den Shrek Adventure Park in London in den Händen.

„Wow!" Meine Augen wurden groß. „Wann gehen wir da hin?" Die beiden grinsten sich wieder an.

„Heute."

~~~

Als wir zum Eingang kamen, standen ungefähr hundert Familien vor uns an, was man an diesem sonnigen Frühlingstag jedoch hätte erwarten können. Obwohl ich mich riesig freute, hatte ich schon die ganze Fahrt zum Abenteuerland hin über ein merkwürdiges Gefühl.

Endlich kamen wir an die Kasse und zeigten unsere bereits gekauften Karten vor. Staunend gingen wir durch die verschiedenen Attraktionen, bis wir zu einer Art Märchenwald kamen.

Vor dem Eingang standen, wie bei Geisterbahnen, kleine Waggons und warteten darauf, ihre Gäste ins Innere zu transportieren.

„Das wär' doch was, oder Lou?", meinte Chris. Ich zögerte. Normalerweise hatte ich um Geisterbahnen bisher immer einen großen Bogen gemacht.

Something like magicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt