Outback, Australia, today
Natürlich konnte ich in dieser Nacht kein einziges Auge zumachen. Was nicht nur daran lag, dass das Bett in dem kleinen Raum seinen Namen eigentlich gar nicht verdient hatte. Nein, ich zerbrach mir stundenlang den Kopf darüber, wie ich es um Himmels Willen schaffen sollte, Emily und mich aus dieser Situation wieder lebend herauszubringen.
Da es keine Fenster gab, konnte ich meiner Müdigkeit nach nur schätzen, dass es gegen fünf Uhr morgens sein musste, als mir die rettende Idee kam. Vielleicht gab es doch noch ein Fünkchen Hoffnung, das noch nicht erloschen war. Ich konnte nur hoffen, dass meine Idee auch in die Praxis umsetzbar war, ansonsten hätte ich wohl ziemlichen Mist gebaut. Und Emily wäre tot.
Das Gefühl des Wartens danach erinnerte mich an die Sekunden, in denen der Lehrer an der Tafel nach seiner Mappe sucht, um sein Opfer für die heutige Stunde auszuwählen. Einerseits hatte ich unglaubliche Angst, andererseits konnte ich es auch gar nicht mehr erwarten, endlich den Schlüssel im Schloss zu hören. Es war pure Folter.
Als es endlich geschah, war ich sofort auf den Beinen und wartete begierig, aus meiner Zelle herausgelassen zu werden.
„Guten Morgen. Ich hoffe, du hast gut geschlafen, denn ansonsten könnte es für dich heute anstrengend werden." Wie gesagt, meine Abneigung gegen sie wurde immer größer. Ich ersparte mir eine Antwort und ging Schulter an Schulter neben ihr her, bis wir endlich wieder im normalen Flur standen und ich den zweiten Teil meines Plans durchziehen konnte. Und dafür musste ich Viola so weit weg von Emily locken, wie möglich.
Bevor wir die Treppe erreichten, die mich hoffentlich endlich wieder ans Sonnenlicht lassen würde, hielt mich Viola fest und flüsterte mir eine Warnung ins Ohr.
„Sei nicht so dumm und versuch, abzuhauen. Du würdest nicht weit kommen." Ich schüttelte ihren Arm ab und ging hinter ihr her die Treppe hinauf. Meine Arme kribbelten vor Angst und ich war mir noch nie so sehr bewusst gewesen, dass dies auch meinen Tod bedeuten könnte.
Ich kniff die Augen zusammen, um mich an das normale Licht zu gewöhnen, das in den Flur fiel. Angesichts der Situation dort unten erschien mir das wie der Himmel. Mein Magen knurrte und ich realisierte erst jetzt, dass ich seit gestern Mittag nichts mehr gegessen hatte.
„Du hast wohl Hunger? Geh in die Küche und hol dir was. Immerhin haben wir heute noch viel vor..." Dabei lächelte sie teuflisch und mein Appetit war wie weggeblasen.
„Eigentlich, nein."
„Wie nein?" Sie runzelte die Stirn als verstünde sie nicht ganz.
„Wir haben heute noch viel vor, ja, aber nicht das, was du denkst." Die Kellertür gab ein leises Klicken von sich und trennte den Keller damit von uns ab. Emily von Viola.
„Du denkst wohl, du bist schlau? Hast alles durchdacht? Du kannst gegen mich gewinnen, Louise. Du hast noch keine Erfahrung." Sie umkreiste mich wie ein Tiger seine Beute. Kurz bevor er sie fraß.
„Viola, selbst wenn du Emily von der Entfernung bis in den Keller, woran ich ehrlich gesagt zweifele, etwas antun könntest, dann bin es nicht ich, die einen Denkfehler gemacht hat. Ich kann deine Kraft blockieren und dann hast du gar nichts mehr." Sie fing an schallend zu lachen und wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger. Aber ich ließ mich nicht mehr von ihr täuschen.
„Und was gibt dir Anlass dazu, anzunehmen, dass du die Stärkere von uns beiden bist?"
„Ich habe etwas zu verlieren und du nichts, ganz einfach. Ich habe etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt."
„Ach und was wäre das?" Doch mir blieb keine Zeit mehr zu antworten, denn im nächsten Moment hatte sie schon beide Hände ausgestreckt und ging auf mich los. Ich wurde gegen die Wand geschleudert und merkte, dass sie gleichzeitig versuchte die Tür, die ich immer noch blockierte, zu öffnen.
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Something like magic
FantasyLouise Cartier ist siebzehn, adoptiert und lebt in London. Oh, und sie kann Telekinese. Eine Fähigkeit, mit der sie Gegenstände mit nur einer Bewegung ihrer Hände durch die Luft wirbeln kann. Sehr nützlich, wenn man auf der Couch liegt und die Chi...