Katzenhaare

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Richmond, 2017

Es war ein regnerischer Nachmittag in Richmond und ich hatte mir vorgenommen, diesen zu nutzen, um mein Zimmer ein bisschen umzuräumen.

Genauer, um meine Möbel umzustellen. Noch genauer, um die Möbel mit Hilfe meiner Magie umzustellen. Ansonsten würde ich es womöglich kaum schaffen, mein tonnenschweres Bett von einer Ecke in die Andere zu rücken.

Ich war gerade dabei, meine Kommode ein Stück näher ans Bett zu schieben. Da ich meine Magie jetzt schon seit einer Stunde nutzte, leuchteten meine Hände inzwischen indigoblau und ich spürte, dass mir die Magie meine Kraft aussaugte.

Plötzlich öffnete sich die Tür zu meinem Zimmer. Ich war schockerstarrt, konnte mich nicht bewegen. Ich hatte keine Schritte kommen hören, war zu fokussiert gewesen. Das war mir bisher noch nie passiert, das konnte doch nicht wahr sein!

Ich sah zur Tür und erblickte Sandra, die mit bleichem Gesicht auf meine Hände starrte.

„Was zum Teufel, Lou..." Ich wollte etwas erwidern, wollte ihr sagen dass das alles ein Scherz war, doch aus meinem Hals erklang nur ein Krächzen. Ich merkte, dass mir die Kommode, die immer noch neben mir in der Luft schwebte, aus den Händen glitt und stellte sie vor Sandras Augen langsam auf dem Boden ab.

Dann trat ich einen Schritt zurück und schwieg. Das Leuchten meiner Hände verblasste und bei meiner Vorstellung mit der Kommode hätte auch der letzte Vollidiot gemerkt, was hier los war.

„Ist das... ein Trick?", fragte Sandra ungläubig, zeigte mit zitterndem Arm auf meine Kommode. Ich drehte mich von ihr weg, wendete mein verzweifeltes Gesicht von ihr ab. Das Schlimmste war eingetroffen. Vor zwei Jahren hatte ich mir mal einen Notfallplan für diesen Fall zugelegt. Aber das hier fühlte sich so unwirklich an. War das wirklich passiert? War mein Geheimnis entdeckt worden?!

„Louise, erklär mir sofort was hier los ist!" Ihre Stimme klang nun wütend, auch verzweifelt. Ich stand immer noch da und wusste nicht wirklich, was ich tun sollte. Ich atmete einmal tief durch und sah sie dann ernst an.

„Sandra... ich kann das erklären. Bitte."

Doch sie hörte gar nicht auf mich und fing an, mit sich selbst zu reden.

„Was war das? Das kann doch nicht sein! Werde ich verrückt?" Ich fing an zu weinen und ging auf sie zu.

„Bitte, es ist nicht..."

"Stop!" Sie streckte eine Hand aus und hielt mich so auf Abstand.

„Louise, wir müssen dich in ein Krankenhaus einweisen, womöglich ist das sogar ansteckend..." Sie fuhr sich einmal mit den Händen durchs Gesicht und strich die blonden Haare, die ihr aus dem Zopf gefallen waren, hinters Ohr.

„Am besten ich rufe da sofort an! Bleib hier! Hast du mich verstanden?" Sie sah mich eindringlich an, ich erschrak, als ich ihre Miene sah, denn ich konnte darin keinen Funken Sorge ausmachen sondern nur pure Angst. Angst vor mir.

„Ich muss..."

Sie ging, ohne sich umzudrehen und den Blick von mir zu wenden, zur Tür und blieb dann im Rahmen stehen.

„Ich schließe die Tür ab, es ist nur zu deinem Besten. Sie werden dir helfen können, okay?" Langsam zog sie die Tür hinter sich zu und ich hörte den Schlüssel im Schloss. Ich war geschockt, sah nur noch ihr verängstigtes Gesicht vor mir.

Langsam fühlte ich, wie sich meine Beine wieder bewegten, zur Tür. Ich presste mein Ohr an das Schlüsselloch.

„Hallo? Ja, ich... hören Sie, meine Tochter... sie ist verrückt geworden. Sie hat irgendetwas gemacht... ich habe Angst, dass sie sich selbst wehtut." Das reichte. Ich wusste nicht, was ich tat, doch wie in Trance ging ich auf meinen Kleiderschrank zu und zog meinen Rucksack heraus.

Something like magicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt