Taktische Besprechungen

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Australia, today

Ich ging auf die beiden zu und blieb einige Meter von der Eingangstür stehen, ich wollte ihr Gespräch nicht stören.

Alex' Tante war um die fünfzig, hatte wie Alex dunkelbraune Haare, die sie in einem eleganten Dutt nach hinten gedreht hatte und redete leise auf Alex ein. Verwundert runzelte ich die Stirn, als sie sich plötzlich zu mir wandte und ein Lächeln auf ihrem Gesicht erschien.

„Du musst Louise sein!" Na toll, Alex hatte ihr anscheinend schon von mir erzählt. Ich ging auf sie zu und versuchte, ein ebenso freudiges Lächeln aufzusetzen, was mir jedoch nicht so richtig gelang.

„Ja, Sie müssen..."

„Viola Samuels. Kommt doch rein!" Alex warf mir einen Blick zu, den ich nicht ganz einordnen konnte und ich folgte den beiden ins Innere der Villa. Anders als außen wirkte innen alles hochmodern und ich konnte nicht sagen, ob ich erleichtert oder verängstigt war, als ich neben der Tür eine Alarmanlage erblickte.

„Wollt ihr was essen?" Sie führte uns in die offene Küche mit angrenzendem Esszimmer, auf dem schon ein gedeckter Tisch stand. Beim Anblick des Essens knurrte mein Magen. Das letzte Mal dass ich etwas gegessen hatte war am Flughafen in Sidney gewesen.

Wir setzten uns und ich konnte trotz des guten Benehmens, das mir Sandra und Chris beigebracht hatten, beim Anblick des wahren Festmahls, das sich auf dem Tisch türmte nicht anders als sofort mit knurrendem Magen zuzugreifen. Ich schickte einen entschuldigenden Blick zu Viola, die sich erst jetzt zu uns setzte, doch sie zwinkerte mir nur wissend zu. Sofort rechnete ich ihr in Gedanken ein paar Pluspunkte mehr zu und schickte ein Lächeln zurück.

Alex ließ ebenfalls keine Zeit verstreichen und kaute mit vollen Backen, als seine Tante ein paar Zeitungsausschnitte an den Tisch holte.

„Ich bin mir sicher dass Alex dir schon gesagt hat dass ich Bescheid weiß, oder?" Ich nickte nur auf ihre Frage und beäugte die Artikel, die sie mir jetzt hinschob. Ich verschluckte mich fast am Gurkensalat, den ich gerade im Mund hatte.

Auf den Fotos zu den Artikeln war ohne Ausnahmen überall ich zu sehen. Es hätte eigentlich kein Schock für mich sein müssen, doch in den letzten zwei Wochen hatte ich so abgeschnitten von der Zivilisation gelebt, dass ich mir keine Gedanken um so etwas gemacht hatte. Das schlechte Gewissen holte mich prompt ein und ich spürte einen schmerzhaften Stich. Ich hatte Heimweh.

„Alex hat mir alles erzählt und ich habe mir erlaubt, mal ein bisschen zu recherchieren, ich hoffe das macht dir nichts aus. Ich kann dir helfen, Lou. Ich verfüge über Wissen über Magie das dir helfen kann zu verstehen warum und wie das alles funktioniert." Ich sah genauer auf die Artikel und bemerkte, dass der Jüngste nur knapp zwei Tage alt war.

Louise Cartier ist seit knapp zwei Wochen verschwunden, das vermisste Mädchen verließ nach einem Streit mit ihren Eltern ihr Haus in Richmond, London und ist seitdem nicht mehr aufgetaucht. Nach genaueren Ermittlungen der Polizei wurde heute bestätigt, dass die Suche nun auch international weitergeführt wird, da es nicht auszuschließen ist, dass sich Louise nicht mehr in Großbritannien befindet. Ob es sich um eine Entführung handelt ist zurzeit noch unklar.

Dann hatten Sandra und Chris also nicht alles an die Polizei weitergegeben, was sie wussten. Ich war mir nicht genau sicher, was ich mit dieser Information anfangen würde aber es war irgendwie erleichternd. Als würde mir Sandra doch noch vertrauen.

„Ich kann dir helfen die Polizei abzulenken wenn du das willst. Und dir Antworten geben." Alex' Tante schien vertrauenswürdig, noch mehr, sie schien wie jemand, der wirklich wusste, von was er sprach. Und das erleichterte mich umso mehr.

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