Something like magic

Midnight (talking)

Australia, today

„Du gehörst zu den Bösen?" Ich riss erschrocken die Augen auf und machte einen Schritt nach hinten. Dummerweise war direkt hinter mir die Wand.

„Nein, warte Lou, ich kann das erklären." Auf einmal sah er aus als wäre er erschrocken über seine eigenen Worte.

„Es ist so... ich hab was Dummes angestellt. Nach dem Tod meiner Eltern habe ich mich verändert, den Sinn des Lebens aus den Augen verloren." Er strich sich eine braune Haarsträhne aus der Stirn, die ihm ins Gesicht hing.

„Ich habe mich auf Duelle eingelassen, Magierduelle im großen Stil, da wird gewettet und der ganze Scheiß. Auf jeden Fall hab' ich da gegen jemanden gekämpft, irgendein hohes Tier unter den Bösen oder den wahren Magiern, wie sie sich nennen. Ich hab gewonnen und das sehen die natürlich nicht so gerne. Ich wäre wahrscheinlich tot in einer Gosse gelandet, hätte ich mich nicht auf einen Deal mit ihnen eingelassen." Alex unterbrach kurz, um tief Luft zu holen bevor er weitersprach.

„Ich schließe mich ihnen an und sie lassen mich dafür gehen... besser noch, sie würden mich unterstützen und ich würde dazugehören." Ich merkte gar nicht, dass ich wieder von der Wand abgewichen war als meine Zehen seine berührten.

„Wie alt warst du da?", fragte ich und hoffte, ihn dadurch nicht aus dem Konzept gebracht zu haben. Nicht, wenn er gerade dabei war mir alles anzuvertrauen.

„Sechzehn. Meine Eltern starben kurz davor." Die Frage stand zwischen uns wie eine Mauer, die den Raum in zwei Hälften teilte und ich wusste, dass ich sie einfach aussprechen musste.

„Wie sind deine Eltern gestorben, Alex?"

„Ich weiß es nicht." Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. „Ich habe sie gefunden als ich nach Hause gekommen bin... sie wurden grausam ermordet, Lou." Mehr brauchte er nicht zu sagen denn ich konnte es mir lebhaft vorstellen.

„Es tut mir Leid, Alex." Ich wusste nicht was ich sonst hätte sagen sollen, denn sein Gesichtsausdruck war wie eingefallen. Ich versuchte das Gespräch wieder auf das Thema davor zu lenken.

„Du wolltest mir noch den Zusammenhang zwischen dir und diesen... wahren Magiern erzählen." Sofort kam wieder Leben in seine Miene, zwar sah er nicht glücklich aus aber immerhin riss ich ihn aus den traurigen Gedanken an seine Eltern.

„Sorry, genau. Ich habe also zugestimmt und wenn du einmal dabei bist, kommst du nie wieder von ihnen los. Erinnerst du dich an die Männer, die mich in Estland an der Tankstelle fast um die Ecke bringen wollten? Wahre Magier. Ich habe einen Auftrag nicht ganz so erledigt wie sie wollten... Nur um das klarzustellen, ich bin kein hohes Tier in diesem Verbund. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung welche Magier das Ganze anführen, ich bin nur ihr kleiner Laufjunge der die Aufträge erledigt." Das war ganz schön viel Info auf einmal und ich versuchte, das ganze zu verarbeiten.

„Du bist also keiner von denen? Sie zwingen dich dazu?" Meine Stimme klang ungewohnt hoch, was wahrscheinlich an der Aufregung lag, die diese ganze Situation mit sich brachte. Aber es erleichterte mich, dass Alex doch nicht so stark involviert war wie ich gedacht hatte.

„Wenn du es so ausdrücken willst ja. Ich war heute Abend bei ihnen, habe mit ihnen gesprochen und dabei etwas mitbekommen. Sie wollen dich, Lou, aus irgendeinem Grund sind sie an dir interessiert. Ich befürchte, dass die Bande in Wien auch von ihnen kam." Eine Sache verstand ich nicht ganz...

„Aber wieso sagen sie es nicht einfach dir? Du bist doch der perfekte Ansprechpartner, ich vertraue dir oder habe dir zumindest vertraut", verbesserte ich mich.

„Ich glaube sie halten mich für zu schwach, um das zu tun. Sie sind sich nicht sicher auf welcher Seite ich stehe."

„Du könntest das auch einfach erlogen haben", erwiderte ich. „Und in Wahrheit ist das dein Plan um mich zu überzeugen, dir zu vertrauen. Aber Vertrauen muss man sich verdienen, Alex!" Er hob abwehrend beide Hände hoch, um sich zu verteidigen, wobei er meine streifte. Er verschränkte die Finger seiner linken Hand mit meiner.