Something like magic

Eine Stimme am anderen Ende

Richmond, today

„Tuut...tuut." Es knackte mehrmals in der Leitung.

„Hallo?" War ich eigentlich dumm, davon auszugehen, dass derjenige, den ich in Russland anrief, automatisch Englisch sprach? Irgendwie schon. Ich wollte schon wieder auflegen, als eine Stimme ertönte.

„Hallo?" In Englisch. Ich konnte eindeutig identifizieren, dass es eine männliche Stimme war. Am Ende doch wohl nicht...

„Sind Sie Mr.Samuels?"

„Ja... und wer sind Sie?" Mein Herz setzte einen Moment aus und ich jubelte innerlich auf. Er war es!

„Oh, sorry, Rust. Also, nicht Rust sondern Elicia Rust. Rust ist mein Nachname."

Hör auf so rumzustottern, Lou!

Die Stimme lachte. Mr.Samuels sprach perfekt Englisch, allerdings klang er nicht wie ein Brite sondern... ach, ich konnte es nicht beschreiben, anders eben. Als hätte er schon lange nicht mehr Englisch gesprochen.

„Okay, und warum rufen Sie an, Miss Rust?"

Ich hatte mit Absicht nicht meinen richtigen Namen genannt, schließlich war ich ja jetzt Elicia, wie auch mein neuer Pass besagte.

„Na ja, wissen Sie, ich habe Ihr Buch gelesen. Das über Energie. Und ich würde gerne mehr darüber erfahren, Hintergrundinformationen..." Hoffentlich war das genug, denn mehr würde ich am Telefon nicht mehr von mir preisgeben.

„Sie interessieren sich also für Magie?", unterbrach mich die Stimme.

„So könnte man es sagen, Mr.Samuels." Stille.

„Wie dringend brauchen Sie die Informationen, Mrs.Rust?"

„Na ja, es wäre schon... sehr dringend."

„Das mag jetzt komisch klingen, aber hätten Sie Lust, mich zu besuchen? Ich suche noch eine Journalisti, die mich für eine Biographie interviewen kann aber diese überqualifizierten Journalisten haben ja nicht mal eine Ahnung davon, worum es überhaupt in meinem Buch geht."

Wow. Das hätte ich jetzt nicht gedacht.

„Also, Sie wollen dass ich zu Ihnen komme? Nach Russland?", wiederholte ich nochmal das Gespräch.

„Exakt. Haben Sie Lust?"

„Das ist jetzt ein bisschen überraschend, wissen Sie. Ähm..." Ich würde ganz sicher nicht zu einer wildfremden Person nach Russland fliegen! Aber andererseits brauchte ich diese Antworten, ich sehnte mich gerade zu danach, eine logische Erklärung zu finden. Auch wenn ich wusste, dass es die mit größter Wahrscheinlichkeit nicht gab.

Aber manchmal sah ich in den Spiegel und konnte die Person im Spiegelbild beim besten Willen nicht beschreiben. Wer war sie? Wer war ich?

„Schade. Vielleicht finden Sie ja dann auf meiner Internetseite, wonach Sie suchen." Nein! Ich konnte meinen Plan jetzt nicht aufgeben, ich konnte nicht einfach so nach Hause zurückkehren! Denn dort würde man Antworten von mir verlangen und die wusste ich ja selbst nicht...

„STOP! Ich, also... okay. Ich würde sehr gerne kommen." Moment mal was tat ich hier gerade?! Das war definitiv NICHT mein Plan gewesen.

„Wenn es Ihnen nichts ausmacht, bestelle ich Ihnen ein Ticket von London nach St.Petersburg. Wann wäre es Ihnen denn möglich, zu kommen?"

„Also... eigentlich sofort. Moment mal... woher wissen Sie, dass ich aus London komme?" Er lachte und verwirrte mich damit nur noch mehr, als ich ohnehin schon war.