Hotel mit gewissen Vorzügen

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Hawaii, 2013

„Ist das nicht der Wahnsinn hier?!" Sandra drehte sich träumerisch im Kreis und breitete die Arme aus.

„Allein dieses Wetter!" Sie hatte Recht, im Gegensatz zu England waren das hier ganz andere Dimensionen. Sonnenschein, Hitze und blaues Meer, das verführerisch glitzerte.

„Darf ich ans Meer? Biiiitte!" Ich setzte meinen Hundeblick auf, dem Chris und Sandra eigentlich nie widerstehen konnten.

„Sorry Schatz, aber wir müssen erst auf den Bus warten, der uns ins Hotel bringt." Enttäuscht setzte ich mich auf meinen Koffer.

„Und wie lange dauert das?"

„Tja, der Bus sollte eigentlich schon hier sein und zum Hotel sind es wohl um die zwanzig Minuten Fahrt."

„Ich dachte immer Hawaii ist so winzig?!" Beide lachten.

„Stimmt, aber die Strecke ist ganz schön holprig."

Nach weiteren zehn Minuten hatte ich das Gefühl, bei lebendigem Leib geröstet zu werden. Sandra hatte mir geraten, mir vor der Abreise ein kurzes Shirt anzuziehen, aber ich hatte nicht auf sie hören wollen und so saß ich hier mit einem langärmligen T-Shirt in der prallen Sonne und schmorte vor mich hin. Ich probierte den Trick mit der Zunge aus, den die Hunde immer machten wenn ihnen heiß war aber ich merkte schnell, dass ich damit nichts weiter erreichte außer dass mir die Leute komisch hinterherblickten.

Plötzlich bog ein grüner, klappriger Minibus um die Ecke und hielt genau vor uns an.

„Der hat wohl schon bessere Zeiten gehabt", meinte Chris mit ironischem Unterton in der Stimme. Mir war es egal wie alt und klapprig der Bus war, Hauptsache er würde mich aus diesem Backofen rausbringen.

Mühsam hievten wir unsere Koffer in den Bus, anscheinend waren wir die einzigen Gäste und der Fahrer des Busses, ein Einheimischer, sah nicht wirklich so aus als ob er uns helfen wolle.

Ich ließ mich ohne Kraft auf den löchrigen Sitz fallen und belauschte das Gespräch meiner Adoptiveltern, die direkt hinter mir saßen.

„Was hast du denn da für ein Hotel gebucht?"

„Im Internet stand, dass es preisgünstig und qualitativ hochwertig sei...", verteidigte sich Chris. Sandra seufzte tief.

„Schatz, preisgünstig ist ein anderer Name für billige, schrottige Absteige!" Jetzt seufzten beide. Ich sah nur müde auf den glitzernden Ozean, dessen Farbe mir immer intensiver vorkam... Mir fielen die Augen zu. Es war aber auch ein langer Flug gewesen.

„Wir sind da!", hörte ich Chris' Stimme in mein Ohr plärren. Ruckartig schoss ich hoch und knallte mit der Stirn gegen den Vordersitz.

„Oh, sorry Schatz, ich wollte dich nicht erschrecken. Alles gut?"

„Jaja..." Jetzt nicht mehr. Ich hatte so schön geträumt, von exotischen Blumen und dem funkelnden Meer... Das jetzt natürlich nicht mehr zu sehen war.

Der Bus parkte am Rande einer holprigen Straße, von der eine Abzweigung abführte.

„Wo ist denn das Hotel?", fragte Sandra. Der Busfahrer gestikulierte wild und deutete die steile Abzweigung hinunter.

„Sag mir jetzt bitte nicht, dass es das ist, was ich denke", stöhnte Sandra.

„Es ist das, was du denkst Schatz", gab Chris gut gelaunt zurück und schmatzte ihr einen Kuss auf die Wange. Sie sah ihn wütend an.

„Das darfst du erst wieder, wenn du diese Falschbuchung rückgängig gemacht hast!" Der Busfahrer schmiss derweil unsere noch im Bus stehenden Koffer raus und startete den Bus wieder. Na toll. Allein auf Hawaii.

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