Zerstört?

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Kapitel 23

Er schaute mich noch einen Moment an, um zu sehen was ich machte.
Als er keine Reaktion sah ließ er die Schultern hängen, ließ die Rosen auf den Boden fallen und verschwand durch die Tür.
Erleichtert seufzte ich auf, doch im gleichen Moment lief mir eine Träne die Wange runter und ich hob eine, aus dem Bund herausgefallene, weiße Rose auf.
Ich glaube, Jacob wusste nicht was er zerstört hat, indem er seine Gefühle ausgesprochen hat. Ich würde ihm nie wieder in die Augen schauen können, ohne zu denken, dass dieser perfekte Junge mich liebt, aber ich ihn nicht lieben konnte, weil er mein "Bruder" war. So war er für mich. Mein Bruder und nicht mein Freund.
In der nächsten Sekunde nahm ich den restlichen Rosenbund und rannte los. Ich musste Jacob sagen, wie ich die ganze Situation sah. Dass ich ihn anders liebte. Dass er eben nicht meine Luft zum Atmen war und dass die Idee mir das zu sagen schrecklich gewesen war, weil ich ihm nie wieder so in die Augen blicken konnte, wie ich es vorher gemacht hatte.

"Jacob!", schrie ich das Treppenhaus lang. Jede Etage drückte ich den Fahrstuhlknopf, damit ich, falls er mit diesem gefahren war, ihn noch einholen konnte. "Jacob!", immer und immer wieder schrie ich seinen Namen.
In der Etage wo mein Zimmer lag, machte ich halt und schaute ob er dort war. War er nicht.
Ich schmiss die Rosen auf mein Bett und rannte weiter.
Als ich im Erdgeschoss ankam schaute ich ob er noch irgendwo war, dann rannte ich weiter an die Rezeption, drängelte mich an den Anfang und fragte die Frau die dort saß: "Ist hier ein Junge vorbei gegangen im Anzug, braunen Haare, ca. 1,80 m?" Naja, frage konnte man das nicht nennen, eher schrie ich sie an und keuchte, wie ein Nilpferd. Die verwirrte Frau nickte und zeigte zum Ausgang. "Danke.", ich lächelte sie an, was aber wahrscheinlich sowieso nichts brachte, weil sie mich eh schon als verrückt einschätzte, was man deutlich an ihrem Gesichtsausdruck erkennen konnte.
Ich rannte weiter und lief durch die Notfalltür und ignorierte den Alarm der los ging.
Die Drehtür dauerte mir jetzt eindeutig zu lange, außerdem war das hier ja ein kleiner Notfall.
Draußen schaute ich mich um und sah ihn wie Jacob ein bisschen weiter entfernt in einer Schlange stand die in einen Bus reinführte. Einen Reisebus.
Ich holte tief Luft und rannte los.
"Jacob!", schrie ich und ich sah wie Tränen ihm die Wange herunterliefen.
"Jacob! Bleib hier! Bitte! Jacob!", meine Stimme wurde immer leiser und ich verlor die Kontrolle über meine Beine.
Plötzlich wurde alles schwarz um mich herum.
*
Das nächste was ich hörte waren ganz viele Stimmen die, sehr laut, flüsterten.
Aus keinem der Sätze konnte ich nur ein Wort verstehen.
Kurz darauf wurde es lauter und ein Mann kam ins Zimmer und redete etwas von Kreislauf-Zusammenbruch und leichter Gehirnerschütterung.
Ich konnte immer alles klarer verstehen, bis ich endlich meine Augen aufschlagen konnte.
Ein helles Licht blendete mich und ich musste ein paar Mal blinzeln, bevor ich richtig schauen konnte.
"Josy!", hörte ich meine Mutter rufen.
"Oh, gut. Sie sind aufgewacht. Ist alles okay bei Ihnen? Haben Sie schmerzen?", fragte ein junger Arzt, der nicht gerade schlecht aussah mit seinem Dreitage-Bart.
"Nein, nein. Es geht schon.", murmelte ich, wenn auch etwas leise.
"Warum warst du draußen?", sagte meine Mutter barsch.
"Das tut jetzt gar nicht zur Sache und ist auch nicht schlimm.", verteidigte mich der Arzt, "Die Hauptsache ist doch die kleine Josy erstmal wieder gesund wird."
"Doch, dass tut sehr viel zu Sache.", schimpfte meine Mutter.
"Miss!", der Arzt redete nun energischer, "Wenn Sie Josy jetzt aufregen, werden wir das gleiche machen müssen, was wir gerade getan haben. Was heißt: Wenn Sie Josy aufregen muss ich Sie bitten zu gehen."
Meine Mutter schnaufte laut und jemand lachte leise in der Ecke. Ich schaute in die Richtung und sah Caroline, die versuchte nicht zu lachen.
Ich versuchte sie anzugrinsen.
Als sonst Ruhe herrschte, fing der Arzt wieder an zu reden: "Sie hatten einen Kreislaufzusammenbruch und aufgrund dessen haben Sie eine Gehirnerschütterung erlitten, weil sie auf den Asphalt geknallt sind.[...]"
Meine Mum schluckte und ich nickte nur. Es war mir egal.
Alles war mir egal.
Ich erinnerte mich an alles was vor dem Zusammenbruch passiert war.
Alle Bilder strömten auf mich ein.
Jacob mit den Rosen.
Jacob liebte mich.
Jacob weinte.
Jacob will in den Bus steigen.
Schwarz.
Alles einfach schwarz.
Wo ist er? Warum wollte er weg? War das geplant? Wollte er weg? Oder war es eine Kurzschlussentscheidung?
Ich schaute mich im Zimmer um.
Er war nicht da. Warum war Caroline da und er nicht?
Ich wollte weinen, doch meine Augen blieben trocken. Mein Mund war ebenso staubtrocken.
"[...] So. Die Besuchszeit ist vorbei.", der Arzt schaute sich im Raum. Alle fingen an ihre Sachen zusammen zu räumen.
"Darf ich noch eine Minute mit Caroline alleine sein?", fragte ich den Arzt, der freundlich nickte.
"Danke."
"Darling, ich komme morgen früh wieder.", sagte meine Mum und küsste mich auf die Stirn. Sie wünschte mir eine Gute Besserung.
Alle anderen liefen aus dem Raum.
Caroline blieb sitzen.
"Caro?", flüsterte ich. Sie fing an zu weinen und wühlte in ihrer Handtasche. "Caroline?"
Keine Reaktion. "Caroline!", schrie ich jetzt.
"ER IST WEG!", schrie sie zurück und schmiss einen Brief gegen die Wand.
"ER IST WEG!"
Sie schluchzte laut und rannte aus dem Zimmer.
Er ist weg.
Tränen liefen mir über die Wangen.
ER IST WEG!
Während ich es realisierte, merkte ich dass sich etwas in mir zusammenzog und zerbrach.
Mein Herz.
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Hallo meine lieben Leser, die meine Geschichte noch nicht verlassen haben,
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch.
Ich werde jetzt aktivieren werden, denn ich bin wieder voll in der Geschichte drin.
Schreibt mir Ideen und Kommentare, wenn ihr noch mehrere Kapitel lesen wollt oder wenn ihr keine mehr lesen wollt.
Hab euch lieb❤️xfairytalexx

NeighboursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt