Prolog

666 37 1
                                    

„ Hallo und willkommen bei Starbucks, Was kann ich für Sie tun?“ fragte meine Stimme den nächsten Kunden. Dieser eine Satz hatte sich schon so in mein Gehirn gebrannt, dass ich ihn wie eine Kassette abspielte. Wirklich Lust hatte ich jedoch nicht auf meine Arbeit. Wer hat das denn bitte auch? Andauernd einen Kaffee oder einen Frappuchino fertig machen, total langweilig und uninteressant.

„ 5 Schoko Frappuchino.“ Bestellte der neue Kunde und zückte schon mal sein Portemonnaie. Ich schaute ihn nicht richtig an, weil ich viel zu sehr in meinen Gedanken hing. Ich wusste nur, dass mir auf jeden Fall ein Mann gegenüber stand, denn erstes hatte er eine tiefe Stimme und zweitens war er größer als ich. Ich drehte mich um und machte dann seine Bestellung fertig. Während dessen wippte mein Fuß passend zu der Musik aus dem Radio mit, das durch den Laden hallte. Noch 5 Minuten dann würde der Laden schließen. Nachdem die Frappuchinos fertig waren, stellte ich sie in solche Pappbehälter und reichte sie dann rüber zum Tresen. Der Typ hielt mir einen 25 Pfund Schein entgegen.

„ Rest ist Trinkgeld.“ Zwinkerte er mir zu und verschwand dann mit seiner Bestellung aus dem Haus. Ich sah ihn das erste Mal an und sofort fielen mir diese grünen Augen auf. Sie waren wirklich.....wunderschön.

„ Es ist 22 Uhr.“ Flötete Liz, meine Kollegin und gleichzeitig auch gute Freundin. Wir trafen uns ab und zu mal, quatschten ein wenig und so.

Schnell räumten wir den Laden noch auf, machten das Licht aus und schlossen ab. Wieder ein Tag näher an meinem Ziel. Ich sparte nämlich für meinen großen Traum endlich mal raus aus England und in eine ganz andere Gegend. Weg von allem und ein neues Leben anfangen. Und dafür arbeitete ich 6 mal die Woche jeden Nachmittag und samstags den ganzen Tag. Vormittags ging ja leider nicht, da ich noch zur Schule ging. Naja, ich war dabei meinen Abschluss zu machen. Nur noch ein knappes halbes Jahr, dann habe ich endlich die Schule geschafft. Aber heute ist Freitag, das heißt morgen ist keine Schule, nur arbeiten. Aber da Marc, ein Kollege von mir, und ich getauscht hatten, musste ich erst um 11 Uhr anfangen.

„ Okay, wir sehen uns dann morgen wieder.“ Verabschiedete sich Liz mit einer Umarmung und drehte sich um. Sie hatte lange dunkelblonde durchgestufte Haare und blaue Augen. Sie war meistens fröhlich und verbreitete immer gute Laune. Außerdem hatte sie eine tolle Figur. Im großen und ganzen war sie wunderschön.

Ich zog mir den Mantel zu, weil ein starker Wind blies und mir allmählich kalt wurde. Also, beeilte ich mich ein wenig, sodass ich schnell in meiner kleinen Wohnung in London ankam. Mitten in der Stadt. Sie war zwar klein aber sie ist gemütlich und kuschelig. Ich dimmte das Licht sodass alles etwas gemütlich aussah. Leise tapste ich in die kleine Küche und setzte Heißwasser für einen Tee auf. Es war schon ziemlich kalt mit diesen Minustemperaturen. Klar, es war ja auch Mitte Januar, ist normal, dass es kalt ist.

Meine Finger tauten langsam wieder auf nachdem ich eine Weile schweigend auf der Couch im Wohnzimmer saß und meinen Tee schlürfte.

Ich kramte eine Box unter dem Couchtisch hervor und öffnete sie langsam. Vorsichtig strich ich mit meinen Fingerspitzen über das Papier. Es nahm schon eine bräunliche Farbe an, weil es schon so alt war.

Ich öffnete den ersten Briefumschlag und faltete ihn langsam auf.

Liebe Mia,

ich weiß nicht was ich dir schreiben soll, weil mir alles so unendlich leid tut. Ich wünschte ich konnte diese Krankheit heilen und für immer für dich da sein und dich beschützen. Dich durchs Leben begleiten und sehen wie du aufwächst.

Es tut mir so leid, dass ich dich alleine lassen werde, dich zurück lassen muss.

Du bist so ein starkes Mädchen und eine Kämpferin, so wie ich es dir beigebracht habe. Ich weiß, dass du es durchs Leben schaffst und dich durchbeißen wirst, denn du bist eine Richard.

Ich hoffe, dass du irgendwann jemanden finden wirst der dich über alles liebt und dich auf Händen trägt. Vergiss nie, wer du bist.

Ich liebe dich, meine kleine Prinzessin.

Deine Mum

Leise und still liefen mir Tränen über die Wangen als ich die Wörter meiner Mutter in ihrer verschnörkelten Schrift las. Seit sie die Diagnose Krebs bekam hatte sie mir jeden Tag einen Brief geschrieben. Ich war damals gerade erst ein Jahr alt und wusste noch nicht was alles passierte. Doch schon nach 1 ½ Jahren starb meine Mutter an Krebs.

Mein Vater hat mich irgendwann auch verlassen und ist untergetaucht.

Der Einzige, der immer zu mir stand, war mein 10 Jahre älterer Bruder Mitch. Doch letztes Jahr hatte er einen schweren Autounfall. Nach 4 Wochen Koma ist auch er gestorben, sodass ich ganz alleine auf dieser Welt war. Warum überhaupt noch leben? Diese Frage hatte ich mir schon so oft gestellt. Aber wirklich alles aufgeben? Nein, das hätte meine Mum nicht gewollt. Sie hatte nicht gewollt, dass ich alles hinschmeiße. Sie wollte immer, dass ich was aus meinem Leben machte und genau deswegen kämpfte ich für meine Träume. Ich will Mum stolz machen.

Ich hatte nicht wirklich Freunde außer ein paar Leute in der Schule mit denen man ein bisschen quatschte aber keine Echten. Nur mir Liz konnte ich über manche Dinge reden aber selbst sie wusste nichts von meiner Vergangenheit. Über das Thema konnte ich einfach nicht sprechen, weil es zu sehr schmerzte.

Mit gerade mal 18 Jahren ein eigenes Leben zu führen und auf sich selbst aufzupassen ist nicht einfach. Aber was sollte ich schon machen?

The courage to trust again *ON HOLD*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt