6. The darkness swallows me

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Die Tür zu 'meinem Zimmer' ging auf und Harry stand nur mit einer Boxershorts bekleidet im Türrahmen. Ich senkte meinem Blick um nicht auf seinen Körper zu starren und spielte an meinen Finger rum.

„ Willst du auch duschen?" fragte er. Mein Kopf schoss in die Höhe als die Wörter durchsickerten.

Dann nickte ich und folgte ihm zögernd.

„ Hier." Meinte er und reichte mir eine Jogginghose und ein weites T-Shirt. Ich schaute ihn noch mal abwartend an. Wollte er mir jetzt beim Duschen zugucken?

„ Ähm..." meinte ich dann und warf einen Blick auf die Tür.

„ Gehst du bitte raus?" fragte ich leise und schaute runter. Ich konnte seinem Blick einfach nicht standhalten. Der Gedanke daran, dass er vielleicht mir beim duschen zusahen wollte, war so ekelerregend.

Vielleicht würde ich schon gar nicht mehr leben. Das wäre alles so viel einfacher. Ich hätte diese Schmerzen nicht mehr, den Verlust und die Trauer. Ich wäre erlöst von dem Ganzen hier. Das Klacken der Tür riss mich aus dem Gedanken. Ich hob den Kopf an und sah, dass Harry den Raum verlassen hatte. Erleichtert, dass es nicht dazu gekommen ist, was sich in meinem Gehirn abgespielt hatte, verriegelte ich die Tür und zog meine Klamotten aus.

Die Dusche war immer ein Ort an dem ich nach dachte. Es war beruhigend das Plätschern des Wassers zu hören und die Wärme auf dem Körper zu spüren.

Wieder schlich Aiden sich in meine Gedanken wie er mich angefasst hatte und was er alles gesagt hatte. Dinge, die ich nie hätte hören wollen.

Tränen sammelten sich in meinen Augen und rollten langsam und qualvoll über meine Wange und tropften schließlich auf den Boden der Dusche.

Wie lange musste ich diese Schmerzen noch ertragen? Wie lange musste ich noch alles alleine durchstehen? Ich vermisste meinen Bruder. Er war alles für mich. Ich vermisste es, dass er mich immer beschützte und, dass er auf mich aufpasste. Er kümmerte sich um mich.

So oft musste ich in meinem Leben schon mit Verlust und Schmerz leben. So oft musste ich schon für mich selber sorgen und alles alleine machen. Wann hörte das alles auf?

Ich wischte mir die Tränen weg und atmete tief durch. Ich musste stark sein.

Nachdem ich mir die Haare eingeschäumt und den Körper ordentlich gewaschen hatte, verließ ich mit einem Handtuch die Dusche wieder. Es war so ein berauschendes und angenehmes Gefühl wieder eine Dusche zu nehmen.

Schnell zog ich mir die Jogginghose und das T-Shirt von Harry an. Vorsichtig öffnete ich die Tür vom Bad und schaute links und rechts bevor ich raus ging.

Meine nackten Füße tapsten über den Boden im Flur bis ich in der Küche ankam.

Ich sah Harry am großen Fenster stehen und rausschauen. Er fuhr sich immer wieder durch die Haare und schien ein wenig verzweifelt zu sein.

„ Harry?" brachte meine heisere Stimme raus. Er drehte sich nicht um sondern ging nervös vor dem Fenster auf und ab. Ich bewegte mich in seine Richtung und stellte mich neben ihn. Unten am Fenster sah ich ihn dann stehen. Mein Herz hörte mit dem Schlagen auf und das Blut gefror in meinen Adern.

Er stand an einer Wand gelehnt und zündete sich gerade eine Zigarette an. Dann machte er einen Ring aus dem Rauch und grinste ekelig zu uns hoch. Mir lief es eiskalt den Rücken runter.

„ Wir müssen schlafen." Meinte Harry und drehte sich das erste Mal zu mir um.

Ich folgte ihm stumm.

Er öffnete die Tür zu meinem Zimmer und ließ mich eintreten. Schnell legte ich mich in das frischgemachte Bett und kuschelte mich in die warme Decke.

Ich schloss die Augen und wollte einfach nur noch schlafen.

Doch als mir wieder der Gedanke an Aiden in den Kopf schoss, überkam mich die Angst. Mein Körper zitterte und meine Hände wurden schlagartig eiskalt.

„ Harry?" flüsterte ich leise. Auch wenn ich Angst vor ihm habe, momentan hatte ich vor Aiden mehr Angst als vor ihm. Ich konnte Harry zwar nicht einschätzen zu was er fähig war und wie weit er gehen würde aber Aiden jagte mir auf jeden Fall mehr Angst ein.

„ Mhm." Bekam ich zurück.

„ Ich hab Angst." Flüsterte ich und versuchte einen Schluchzer zu unterdrücken, was nicht wirklich klappte.

Seine Aufmerksamkeit war jetzt komplett auf mich gerichtet. Er stand noch immer im Türrahmen und beobachtete mich von dort. Da ein wenig Licht vom Flur noch in den Raum fiel, konnte ich nur seine Umrisse sehen. Als er mein ängstliches Gesicht sah, kam er aufs Bett zu und setzte sich auf die Bettkante. Vorsichtig strich er mir über die Wangen und wischte damit die Tränen weg. Dabei hielt er die ganze Zeit mit mir Blickkontakt. Doch dieses Mal hatte ich nicht Angst vor ihm. Er hatte wieder dieses weiche, sanfte, was mich beruhigte. Aber diese Seite verschwindet immer wieder und stattdessen ist er der harte, gefährliche, angsteinflößende Junge, der keine Gefühle hat. Aber er hatte welche, er wollte sie nur nicht zeigen.

„ Ich bin da." flüsterte er und warf mir noch einen letzten undefinierbaren Blick zu, bevor er das Zimmer verließ und das Licht vom Flur erlosch.

Und so fühlte ich mich. Ich wurde erloschen. Von der Dunkelheit verschluckt.

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Sorry, dass ich so lange nicht upgedatet habe aber ich war in letzter Zeit so mit der Schule beschäftigt und außerdem habe ich ja noch meine zweite Geschichte an der ich ein wenig mehr update.

Ich hoffe euch gefällt das neue Chapter. Ich weiß nicht recht ob es mir gut gelungen ist aber ich wusste nicht recht wie ich es schreiben sollte. Und das ist letztendlich dabei raus gekommen.

Yo, :)

Princesslove1D

The courage to trust again *ON HOLD*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt