37- Feuertod

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"Du bist bereit?", fragte Reyna und legte eine Hand an seine Wange.

Es war das erste Mal, dass sie Sebastian vor seiner Hinrichtung nervös gesehen hat.

"Ja, ja, denke schon. Nur etwas ängstlich, weißt du?"

Er lächelte sie beruhigend an, oder versuchte es zumindest, aber sie sah das es nicht Ängstlichkeit, sondern Angst war.

"Wenn alle weg sind, werde ich kommen und dich aufsammeln. Versprochen.", sagte sie und küsste ihn sanft.

"Darüber mache ich mir nicht so Sorgen, ehrlich gesagt. Ich...Ich mag es nicht, lebendig verbrannt zu werden, weißt du? Es...Es tut so verdammt weh Reyna."

Den letzten Satz flüsterte er, und sie sah ihn an.

"Ich werde nicht zulassen, dass sie das tun, okay? Ich werde das vorher beenden."

Sebastian sah sie hoffnungsvoll an.

"Wirklich?"

"Natürlich du verdammter Köter.", schnaubte sie und fuhr ihm mit einer Hand durch das Haar. "Ich habe meine Messer bei mir, Terminus hatte noch etwas gut bei mir."

"Danke."

Er schloss seine Augen, und Reyna lehnte ihre Stirn gegen die seine.

Für einen Moment blieben sie so, bis einer der Soldaten sie nervös unterbrach.

"Äh...Miss Ramirez-Arellano?"

Reyna fuhr herum und funkelte ihn an. "Nur Reyna."

"Natürlich, bitte verzeiht mir. Reyna, wir sind gerade fertig geworden. Ich...Ich muss da, wo sie gerade stehen, noch etwas Benzin hingießen.", entschuldigte er sich ängstlich.

Reyna trat vorsichtig von dem Scheiterhaufen zurück, der tatsächlich durchtränkt war von Benzin bis auf die stelle, wo sie bis eben gestanden hatte.

Der Soldat atmete erleichtert auf und schüttete hastig den Rest des Kanisters auf das noch trockene Holz.

Reyna hielt Augenkontakt mit ihm als sie die Fackel herbeitrugen, und ihre Finger schlossen sich fester um das Messer unter ihrem Umhang.

Er sah sie an, und nickte dann lächelnd.

Gerade, als der ganze Haufen mit Sebastian in der Mitte i n lodernde Flammen auf ging, warf sie das Messer.

Jemand schrie noch auf, doch es war nur ein Blitz in der Luft, der sich dann tief in Sebastians Stirn bohrte.

Er hatte den Mund schon zum Schrei geöffnet, als das Feuer seine Haut leckte und sie wortwörtlich schmolz, doch die Wucht des Wurfes warf seinen Kopf nach hinten, und er war sofort aber nicht für immer tot.

Einer der Soldaten packte Reynas Schulter und riss an ihr, doch der ehemalige Prätor packte seinen Arm und warf sich seinen ganzen Körper über die Schulter auf den Boden.

Dann zog sie sein Gesicht ganz nah an ihres.

"Ich habe ihn geliebt. Hättest du zugelassen, dass die Liebe deines Lebens lebendig verbrennt?", knurrte sie ihn an.

Der Junge sah ihr erschrocken in die Augen, und schüttelte den Kopf.

Reyna ließ ihn los, und kaum stand er wieder auf zwei Beinen war er weg. Die nächste Stunde, die das Feuer brannte, kam kein Römer mehr zu Reyna.

Die Tochter der Bellona wusste, dass er nicht wirklich tot war, aber sie konnte seinen Körper sehen, wie die Haut schmolz durch die Fette in ihnen und dann rot verbrannte, dann schwarz, und sie weinte leise und für sich alleine.

Es fing an zu regnen, und Reyna sah, wie Sebastians verkohltes Skelett zusammenbrach und das Feuer schwächer wurde und schließlich erlosch.

Jeder Schaulustige, der gekommen war, hatte schon lange zuvor die Flucht ergriffen als der Geruch nach verbranntem Fleisch die Luft füllte, und dann, nach drei Stunden, gingen auch die Soldaten.

Reyna wusste, dass es noch etwas dauern könnte, doch sie bekam es langsam mit der Angst zu tun.

Zum Glück hatte man beschlossen, Sebastian weit von allem brennbaren anzuzünden, und um sie herum war nichts außer Erde und Stein.

Nach vier Stunden fing sich die nasche Asche an zu sammeln und etwas zu formen.

Reyna holte die neue und saubere Kleidung aus ihrer Tasche und wartete.





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