Ich glaubte es nicht. Vor mir stand die schüchterne und tollpatschige Marinette aus meiner ehemaligen Klasse. Dann hatte ich also doch richtig gehört, als mein neuer Tutor 'Madenoiselle Dupain-Cheng' sagte.
Ihr Haar war länger - es hatte nichts von dem damaligen gesunden schwarzblauen Glanz verloren - und sie trug es inzwischen zu einem seitlichen Zopf geflochten. Auch ihr Kleidungsstil hatte sich verändert. Sie trug einen kurzen engen Rock und eine Bluse, wie ich durch ihren geöffneten Wintermantel sehen konnte. Sie starrte mich unentwegt an, als ob sie mich erkennen würde. Das wäre aber nicht gut, wenn sie mich jetzt bei meinem Namen nennen würde. Allerdings schüttelte sie nur den Kopf und antwortete völlig unerwartet: "Ja, das ist mein Name, aber woher wissen Sie das, Monsieur du Mont? Kennen wir uns?" Hatte sie mich vielleicht doch nicht erkannt? "Ma Cherrie, was stehst du denn hier noch im Gang rum!", tönte es von der Seite und ein rothaariger junger Mann kam auf uns zu. Das war doch... "Nathan, ich... Ähm..." sie grinste den Jungen schüchtern an.
"Wenn ich die Herrschaften jetzt bitten dürfte, die Plätze einzunehmen.", meldete der Tutor sich zu Wort. "Wir vergeuden hier kostbare Zeit. Verschieben sie das Kennenlernen auf später." Mit diesen Worten wurden wir ungeduldig in den Saal geschoben. Nathanaël - ich erinnerte mich wieder an seinen Namen - nahm Marinettes Hand und führte sie zu ihrem Platz. Überrascht sah ich ihr nach, als sie ihm ohne zu zögern folgte. Es tat weh dies ansehen zu müssen. "Monsieur, wo soll ich sitzen?", fragte ich zögernd, als ich mich umsah und den letzten leeren Platz entdeckte. Er war in der Mittelreihe, 3. Bank von hinten, links außen neben Marinette. Als mein Blick sie kurz streifte, schaute sie verlegen weg, Nathanaël dagegen sah mich warnend an, nachdem auch er den letzten freien Platz neben Mari registriert hatte. Sein Blick strahlte leichte Eifersucht aus.
"Wie Sie sehen, ist mein Kurs recht begehrt und deshalb auch überwiegend gut besucht.", fuhr der Tutor fort. "Also nehmen Sie jetzt einfach neben Mademoiselle Dupain-Cheng Platz, damit ich endlich mit meiner Vorlesung anfangen kann." Dies tat ich. Ich lief die Stufen hinauf und sah, wie Nathanaël mit Marinette tuschelte. Sie schien leicht genervt, als sie den Kopf seufzend schüttelte und mit ihm die Plätze tauschte. Nun saß ich neben Nathanaël und nicht neben Marinette. Kaum hatte ich mich gesetzt, drehte er seinen Kopf zu mir und flüsterte im strengen Ton: "Hör zu! Das das gleich klar ist: Ich kann dein bester Freund sein, aber machst du dich an Marinette, wohlgemerkt mein Mädchen, ran, dann schwöre ich dir, willst du mich nicht mal zum Feind haben." Sein Blick war eindringend und auch sehr beängstigend. Er meinte es bitter ernst. "Nathanaël! Lass das bitte. Er hat doch gar nichts gemacht! Ich habe ihn umgerannt, er hat mir hochgeholfen und mehr war da nicht.", meinte Marinette und schenkte mir ein warmes, entschuldigendes Lächeln, nachdem sie Nathanaël mit einem bösen Blick gestraft hatte. "Noch hat er nichts getan... Aber er könnte... Irgendwann..." "Nathanaël, mir reichts!", schimpfte sie etwas zu laut und schlug knallend ihr Buch zu. "Ja, mir auch!" rief der Tutor zu uns hoch. "Ich habe sie gebeten ihre Kennenlernrunde auf später zu verschieben. Nun verweise ich Sie alle 3 aus dieser Vorlesung und verlange einen 20-seitigen Aufsatz zur Gotik. Von jedem von ihnen." Mit dem Arm zur Tür, wurden wir aufgefordert, den Saal zu verlassen. Marinette war richtig sauer, packte ihr Buch und stampfte die Stufen Richtung Rednerpult und Tür hinunter. "Du bist manchmal echt so ein Idiot, Nathanaël Kurzberg!" Er sah mich noch mal böse an - als ob das meine Schuld gewesen wäre - und folgte ihr. Ich lief beiden schweigend hinterher.Draußen auf dem Gang waren die beiden kräftig am diskutieren, doch als ich nach draußen trat, war es plötzlich still. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Nathanaël Marinette gegen die Wand drückte und sie küsste. Dabei schloss sie genießend die Augen, doch er sah während des Kusses zu mir, als wolle er mir klar machen, wem Marinette gehörre.
Hatte er herausgefunden wer ich wirklich war? Meinen Körper durchfuhr ein Blitz, welcher im Herzen steckenblieb, als ich dies sah. Ich musste weg, drehte mich um und suchte die nächste Toilette auf, um mich im wahrsten Sinne des Wortes zu verkriechen.Nach 3 Jahren fast wortwörtlicher Gefangenschaft - ehrlich, ich fühlte mich wirklich wie in einem Käfig - hatte ich die Chance genutzt und war unter einem anderen Namen und etwas verändertem Aussehen, nach Paris zurückgekehrt. Mein richtiger Name ist Adrien Agrêste, doch das darf keiner wissen. Ich erhoffe mir, jetzt ein neues Leben aufbauen zu können, in dem ich meine Freiheit genießen kann und es endlich keinen Zwang mehr geben wird.
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Was lange währt wird endlich gut!
FanfictionAdrien und Marinette werden in meiner FF im Studentenalter (20 Jahre) sein und es wird am Anfang vielleicht ein paar Dinge geben, die euch verwirren. Aber wenn ihr die Story fleißig verfolgt, dürften nach und nach alle Fragen geklärt werden. Marinet...