Offenbarung

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Sanft strich jemand mit vorsichtigen Fingern durch meine Haare. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem ganzen Körper aus. Ich öffnete die Augen und sah in Nathan's lächelndes Gesicht. "Nathan?" "Ja, ma Cherrie! Wie geht's dir? Tut deine Hand noch weh?" Ich schüttelte den Kopf. Mir war schwindelig, was wahrscheinlich noch an der Narkose lag. "Fühlst du dich fit genug, um mit mir nach Hause zu gehen, oder soll ich deine Eltern anrufen, dass sie dich abholen?" "Meine Eltern?" Sofort saß ich kerzengerade im Bett, was eine schlechte Idee war. Es drehte sich alles und ich kippte zurück. Ich legte eine Hand über meine Augen, da das Licht mich blendete und in den Augen schmerzte. "Nicht meine Eltern! Lass mich noch kurz für paar Minuten liegen. Und dann geht das schon." Er stand auf und holte mir was zu trinken. Das hatte ich auch nötig: Mund und Hals waren wie ausgetrocknet. "Okay, ich bitte die Schwester, dich noch mal zu checken, dann bringe ich dich heim." Dankend nahm ich das Wasser entgefen und nahm einen großen Schluck. Ich nickte. "Aber sag Mal, wir haben doch noch eine Vorlesung heute.", stellte ich fest, als ich zur Uhr an der Wand sah. "Für heute bist du für den Rest des Tages entschuldigt." "Oh! - Ok!", entgegnete ich perplex. "Bin gleich mit der Schwester zurück."

In meiner kleinen Studentenwohnung zurück ließ ich mich frustriert auf mein Bett fallen.
Eigentlich hatte ich vorgehabt, mich als Sebastien du Mont erst wieder hier in Paris einzuleben und dann, gegebenen Falls, wieder zu meinen ehemaligen Freunden Kontakt aufnehmen. Schließlich darf ja keiner wissen, dass ich hier bin. Wenn das an die Öffentlichkeit käme, dass Adrien Agrêste doch nicht tot war, dann ständen mein Vater und Chloé gleich wieder bei mir auf der Türschwelle.
Endlich konnte ich frei sein und studieren, mich der Poesie widmen. Ich wollte niemals, wie mein Vater, Disigner werden. Mir lag das nicht und es machte mir auch keinen Spaß.
Marinette war hingegen eine Genie auf dem Gebiet. "Marinette!", seufzte ich verträumt, als ich sie wieder vor mir sah. Ihre blauen Saphire, die mich entgeistert ansahen, als hätte sie versucht, mich zu erkennen. Sie war noch hübscher geworden. Was nicht hieß, dass sie früher nicht auch schon hübsch gewesen wäre. Aber wenn man es mal dichterisch ausdrücken würde: die Knospe ist zu einer wunderschönen Blüte erblüht. "Träumst du wieder vor dich hin?" Ich schreckte auf und saß plötzlich meinem Kwami gegenüber. "Plagg?" "Sieh an, du kennst mich also noch." Überrascht sah ich ihn an. "Natürlich kenn' ich dich noch." "Dann weißt du ja auch noch, was ich am liebsten mag." Dieser Kwami, auch er hatte sich nicht verändert. Doch wo kam er her? "Da wirst du dich gedulden müssen. Ich hab dich ewig nicht gesehen und bin deshalb nicht auf dich vorbereitet.", sagte ich wahrheitsgemäß. Dieser Kwami war irgendwie einfach von jetzt auf gleich vor mehr als 2 Jahren verschwunden. "Du hast doch den Ring abgenommen und mich einfach eingesperrt in so einen stinkenden Koffer." "Hab ich nicht, ich trage ihn doch." Ich zeigte ihm meine Hand, an der ich noch immer den Ring trug. Der schwarze katzenhafte Kwami schüttelte den Kopf, flog zu meinem Koffer, in dem ich nur das Wichtigste kurzfristig zusammengepackt hatte, und holte die Schachtel mit dem echten Ring. Ich betrachtete beide Ringe und musste feststellen, dass ich eine Fälschung am Finger trug. "Deshalb konnte ich mich nicht mehr verwandeln. Aber wie..." Das war für mich unbegreiflich. Ich hatte den Ring nie abgelegt. Moment! "Chloé!" Fragend sah Plagg mich an. "Dieses Miststück! Sie hat damals..." Sauer stand ich auf und lief in meinem Zimmer auf und ab. "Was ist los, Adrien?" "Nichts! Lass uns gehen und Camembert kaufen. Ich brauche frische Luft." Wütend lief ich zum Supermarché de la Concorde.
Fertig mit dem Einkauf setzte ich mich auf eine Bank und steckte Plagg, welcher sich wie gewohnt in der Innentasche meines Mantels versteckte, den Käse zu. Fröhlich schmatzend fragte er: "Wo warst du die ganze Zeit, Adrien?" "In der wahr gewordenen Hölle. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Aber es tut mir Leid, dass ich dich vernachlässigt habe. Ich dachte du wärst einfach verschwunden." Der Kwami rülpste leise und meinte dann: "Wir Kwamis verschwinden nicht einfach. Wir bleiben bei dem Träger unserer Artefakte bis wir nicht mehr gebraucht werden. Erst dann verschwinden wir und löschen vorher noch jegliche Erinnerungen an uns bei unseren Trägern aus." "Ihr löscht unserer Erinnerungen?" "Ja, so ist es dann besser für alle." Das leuchtete mir ein.

Ich hoffe ihr hattet Spaß!
Werde wohl demnächst erst mal mehr aus der Perspektive von Adrien schreiben, weil mir da gerade mehr dazu einfällt als XD

Was lange währt wird endlich gut!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt