Gespräch mit Alya

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"Kind geht es dir gut? Ist was passiert?", fragte meine Mutter, als ich mit Nathan die Bäckerei betrat. Sie sah mich besorgt an und begann gleich, mich zu untersuchen. "Maman, mir geht es gut, ich hatte einen Schwindelanfall, mehr nicht.", beruhigte ich sie, während sie schon in der Wohnung verschwand, um wahrscheinlich Medizin zu holen "Du hattest nicht nur einen Schwin..." Ich boxte Nathan in die Seite und flüsterte: "Kein Wort zu meinen Eltern, klar?" Ernst sah ich ihn an. "Ich bin kein rohes Ei, das man behüten muss. - Dennoch danke, Schatz. Wir sehen uns morgen." Ich gab ihm noch einen Kuss und schob ihn dann aus der Tür. Leicht beleidigt sah er mich an und ging schließlich. Hinter mir schloss ich die Tür atmete erleichtert aus. "Nanu, ist Nathanaël schon gegangen? Ich wollte ihn doch noch zum Mittag einladen." "Er hat viel zu tun. Weißt ja, Künstler...", redete ich mich raus und machte eine entschuldigende Geste. "Ich geh hoch!", meinte ich und nahm 2 Stufen auf einmal. "Aber deine Medizin!" Auf halber Strecke hielt ich an, drehte mich halb zu ihr um und sagte: "Hab ich in der Uni schon bekomm'. Ich leg mich einfach hin und schlaf ne Runde, dann geht dass schon." "Na gut, ich bringe dir dann noch einen Tee und das Mittag nach oben."
Erschöpft aufstöhnend warf ich mich auf's Bett. Mann, war das ein Tag. Ich beschloss, Alya anzurufen. Hoffentlich störte ich sie nicht.

Alya: Âllo! Chez Lahiffe!
Marinette: Hallo Alya, Ca va?
Alya: Oh Marinette. Schön deine Stimme zu hören.
Marinette: Ja, ich freu' mich auch deine zu hören.
Alya: Was gibt's?
Marinette: Können wir uns treffen. Ich lade dich zu einem Kaffee bei mir in der Bäckerei ein.
Alya: Ich müsste aber Nino Junior mitbringen. Nino ist auf Geschäftsreise.
Marinette: Ja ist kein Problem. Also dann bis später.

Alya war und ist schon immer meine beste Freundin gewesen. Ihr konnte ich alles anvertrauen. Sie war inzwischen mit Nino verheiratet und hatte mit ihm einen gemeinsamen Sohn namens Raphael, welchen sie gerne mal Nino Junior nannte, weil er ihm einfach wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich sah.

Marinette meldete sich sonst recht selten bei mir, weil wir beide beruflich nicht mehr wirklich viel Zeit für einander hatten. Ich war verheiratet und hatte einen Sohn, um den ich mich kümmerte, während Nino nicht da war und arbeitete nebenbei für eine Internetzeitung als Lektorin. Das ging zum Glück bequem von Zuhause aus, so dass ich genügend Zeit für meinen Sohn hatte.
W

enn Marinette mich anrief, dann schien es schon etwas Ernstes zu sein. Dabei glaubte ich, dass nichts mehr ihr Glück mit Nathanaël zerstören konnte. Seit 'er' sie damals einfach hat stehen lassen und sie ihn endlich vergessen hatte, wünschte ich ihr nur noch das beste.
Schnell zog ich Raphael an, packte das Wichtigste in die Tasche am Kinderwagen und machte mich auf den Weg zur "La Boulangerie de Dupain-Cheng".

Irgendwie war ich froh, dass ich Nathan für den Rest des Tages los war, do böse es auch klang. Bei meinen Eltern wäre ich ja wohl sicher genug - also bereitete ich einen der 3 Tische in der Bäckerei für Alya, Raphael - natürlich mit Kinderstuhl - und mich vor.
Kaum öffnete Alya die Ladentür, kam der kleine Raphael schon rufend auf mich zugetapst. Ich nahm ihn auf den Schoß. "Tante Mari, Tante Mari!" "Raphael!", rief Alya empört, weil er ihr einfach weglief. "Na du kleiner Ausreißer!", begrüßte ich ihn grinsend. "Willst du mal wieder nicht auf deine Mutter hören?", kicherte ich und setzte ihn in den Stuhl. Das gefiel ihm gar nicht und er schlug protestierend auf den Tisch. "Raphael, benimm dich!" meinte Alya streng, doch der Junge machte weiter. "Raphael! Hör auf damit.", schimpfte sie. "Was ist denn hier für ein Lärm? - Oh, Alya. Schön das du uns besuchst. Und deinen Sohnemann hast du auch mitgebracht." Maman trat aus der Backstube in den Laden. "Und groß ist er geworden." "Ja, das ist er. Und anstrengend. Marinette hast du schon mal über Kinder nachgedacht?", wandte sie sich an mich und ich lief rot an. Die Frage warf mich vollkommen aus der Bahn. "Überleg' dir das ruhig zwei mal.", kicherte sie und zwinkerte mir zu. "Ähm... Ich...", stotterte ich, wusste keine Antwort darauf. "Also ich würde mich sehr freuen, wenn ich bald meine eigenen Enkel im Arm halten könnte." Völlig überrumpelt sah ich beide an. Wie kam ich da wieder raus?
Raphael machte weiterhin Krach und teilte so sein Unwollen mit. "Weißt du was, Maman? Schnapp dir Raphael und geh mit ihm im Park spazieren. Alya hat sicher nichts dagegen." Flehend sah ich meine beste Freundin an. Sie verstand. "Äh... Ja, natürlich. Ich würde mich sehr freuen." "Ihr beliebt zu scherzen. Und der Laden?" Ungeduldig seufzte ich. "Ich bin doch hier. Ich passe nicht das erste Mal auf den Laden auf, Maman. Also geh schon!", lächelte ich versöhnlich.
"Puh! Endlich!", stieß ich erleichtert aus und ließ mich auf einen Stuhl fallen, als Maman endlich mir dem Kleinen in seinem Wagen den Laden verlassen hatte. Alya tat es mir gleich. "Mütter/Kinder!", riefen wir zeitgleich und lachten. Wir brauchten eine gefühlte Ewigkeit, um meine Mutter mit Raphael zum gehen zu bewegen. "Tut mir leid. Das ist mir vorhin so rausgerutscht. - Aber sag': Haben du und Nathanaël jetzt schon mal über Kinder nachgedacht?" Erneut stieg mir die Schamesröte ins Gesicht. "Also heißt das nein.", lachte sie. Alya kannte mich einfach zu gut. "Um genau zu sein, ich überlege, mich zu trennen." "Du tust was?", fragte sie und ihr wäre beinah die Tasse aus der Hand gerutscht. Aber sie hatte ihren Körper im Griff, war ja schließlich nicht so ein Tollpatsch wie ich. "Erzähl! Jetzt muss ich jede Kleinigkeit wissen.", fragte sie mit einem Anflug von Sensationsheischerei. "Nathanaël ist ein ganz toller Mensch und ich liebe ihn auch. Doch er übertreibt mir zu sehr mit seiner Fürsorge. Ich fühle mich dadurch bedrängt." Es war das erste Mal, dass ich genauer darüber nachdachte. Alya, als meine beste Freundin wüsste sicher eine Lösung für meine Misere. "Ich weiß nicht, mit wem ich darüber sonst reden kann, wenn nicht mit dir. Du siehst ja, meine Mutter hört auch schon die Hochzeitsglocken läuten, hofft sie doch auf baldige Enkelkinder." Etwas beschämt und frustriert sah ich auf meine noch unberührte Tasse mit Cappuccino. "Das ist mir alles noch zu früh." Verzweifelt klammerte ich mich an der Tasse fest. "Nathanaël und ich sind gerade mal ein Jahr zusammen und er will jetzt schon mit mir zusammenziehen. Ich kann das noch nicht." Alya setzte sich jetzt direkt neben mich und zog mich in ihre Arme. "Nathanaël liebt dich. Er würde nie etwas gegen deinen Willen tun.", versuchte sie mich zu beruhigen. "Das weiß ich. Dennoch... Er wird eifersüchtig, wenn ein anderer Mann nur in meiner Nähe ist und tut dann so als müsste er sein Revier verteidigen." Ich nahm einen Schluck Cappuccino und sprach dann weiter. "Wir haben heute einen Neuen in denn Kurs bekomm' und Nathan musste gleich wieder raushängenlassen, dass ich zu ihm gehöre. Ich bin doch nicht sein Besitz.", wmpörte ich mich. Alya seufzte. "Ja, das geht tatsächlich etwas weit. Soll ich nochmal mit ihm reden?" Unsicher starrte ich in den Cappuccino. "Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist." "Muss ja nicht jetzt sein.", lächelte sie aufmunternd.
"Aber sag' mal: Warum bekommt ihr mitten im Semester noch einen neuen Kursteilnehmer?" Nichts wissend zuckte ich mit den Schultern. "Frag mich was Einfacheres. Er kam noch nicht dazu sich vorzustellen. Ich war heute früh zu spät und bin voll in ihn hineingerannt... - Oh je, da ist er!"

Was wird jetzt wohl passieren, wenn Marinette erneut auf Monsieur du Mont trifft?

Was lange währt wird endlich gut!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt