Die Zeit bis zu den Herbstferien verging wie im Flug. Mein Geburtstag kam und ging und ich feierte ein erholsames Fest mit meinem Dad, Emmy und meinen Großeltern, die aus Wales angereist waren. Auch Rose und Elouise brachte ich ihre Geschenke vorbei.
Und, was vermutlich am ungewöhnlichsten war, ich bekam sogar ein Geschenk von Jake. In den letzten Wochen hatte wir uns wirklich gut kennengelernt, wir waren sogar ganz gute Freunde geworden.
Ich freute mich auf unsere wöchentlichen Spaziergänge mit den zwei Hunden im Hyde Park.
An meinem Geburtstag hatte er mir einen Kuss auf die Wange gegeben und mich lange und fest umarmt. Ich wusste nicht, ob es nur freundschaftlich gemeint war oder anders, aber ich hatte nichts dazu kommentiert.
Danach hatte ich viel mit der Schule zu tun. Ich schrieb Klausuren, denn trotz der übernatürlichen Fähigkeiten musste ich ins nächste Schuljahr versetzt werden, und das noch mit möglichst guten Noten.
Die übernatürlichen Fähigkeiten trainierte ich auch regelmäßig, damit ich ausreichend auf das "Camp" vorbereitet war.
Jenn machte mir einige Kurse weiterhin zur Hölle, aber ihre Beleidigungen wiederholten sich so oft, dass es langsam lächerlich wurde.
Und so kam er:
Der letzte Tag vor den Herbstferien.
Ich packte meine Sachen und verabschiedete mich von meinem Dad, der meinem Zug noch lange nachwinkte.
Im Zug wurde mir klar, dass ich mich auf vollkommen Fremde eingelassen hatte und ihnen sogar ein wenig vertraute. Ich hatte sie angerufen und ein paar Gespräche mit ihnen geführt.
Mir wurde eine Fahrkarte zugeschickt und eine Adresse wurde mir ebenfalls genannt.
Ich sollte dorthin gelangen, ich würde dort weitere Anweisungen finden. Lustigerweise war das Camp tatsächlich in Schottland, was mir immerhin ersparte, mir eine weitete Ausrede ausdenken zu müssen.
,,Dies ist die Endhaltestelle. Bitte verlassen sie nun den Zug.", verkündete eine Lautsprecherdurchsage in Dauerschleife. Ich packte meinen Trolley und hievte ihn auf den Bahnsteig.
Hier war einfach - niemand.
Es war niemand mit mir ausgestiegen, und der Bahnhof war wie ausgestorben.
Es führten nur zwei Straßen vom Bahnhof weg, und mit Blick auf die von mir gekaufte, ziemlich kleine Stadtkarte, nahm ich die linke und lief los, mit meinem Trolley in der einen Hand und der Karte in der anderen.
Der Wind wehte ziemlich stark, sodass ich die Karte gut festhielt und aufpassen musste, damit mein Trolley nicht umkippte. Mit viel Mühe erreichte ich schließlich eine weitere Straßenkreuzung, an der ich laut Karte wieder links musste. Nach einem ungefähr hundert Meter langen, beschwerlichen Weg hatte ich die angegebene Adresse erreicht.
Doch alles, was ich sah, war eine alte Hütte, die ziemlich verlassen aussah. Manche von den grauen, ungleichmäßigen Steinen bröckelten oder fehlten ganz. Die Fenster waren größtenteils zersplittert oder so von Spinnenweben verschleiert, dass man nichts sah. In den anderen Fenstern herrschte gähnende Leere. Die Tür war zwar augenscheinlich noch intakt, aber sie hing ein wenig schief in den Angeln. Das Dach war so bemoost, das man die eigentliche Farbe nicht mehr erkennen konnte, außerdem fehlten einige Ziegel.
Das sollte das Hauptquartier der Shadows sein? Das glaubte ich einfach nicht. Ich verglich die Adresse mit der auf meinem schmutzigen Notizzettel. Identisch. Ich verglich sie nochmal. Immer noch identisch.
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Die Schattentänzerin | Abgebrochen
Fantasy,,Das muss ein ziemlicher Schock für dich sein, oder? Zu sehen, wie deine real geglaubte Welt einfach so mir nichts, dir nichts aus den Fugen gerät und du rein gar nichts dagegen tun kannst." Verwirrt. Mächtig. Gejagt. Gefährlich ... Zoe ist eine ga...