t h i r t e e n

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Der Arzt drückte genau auf den Stellen herum, an denen es wehtat.

Aber ich biss die Zähne zusammen und machte keinen Mucks.

,,Tut das weh?", fragte er mich zum gefühlt tausendsten mal.

Und ich antwortete genau so, wie schon die ganze Zeit.

,,Nein. Es zieht nur ein bisschen."

Nach der Untersuchung hakte er kurz ein paar Sachen auf seinem Klemmbrett ab, dann wandte er sich zögerlich mir zu.

,,Nun ja, eigentlich ist es sehr unüblich, jemanden zwei Tage nach einer Operation zu entlassen. Aber da es ihnen soweit gut zu gehen scheint, denke ich, wir könnten bei ihnen mal eine Ausnahme machen. Sie können gehen. Sie sind doch schon volljährig, oder?"

Innerlich führte ich einen kleinen Freudentanz auf, aber äußerlich versuchte ich, so ruhig wie möglich zu bleiben.

,,Ja, ich bin volljährig. Wo muss ich unterschreiben?", fragte ich strahlend.

Er deutete lachend auf eine Linie, ich unterschrieb und gab ihm das Klemmbrett zurück.

,,Dann Tschüss, und danke.", verabschiedete ich mich freundlich.

,,Auf Wiedersehen."

Er verließ den Raum, ich stand langsam auf und ging zum Schrank. Ich merkte, wie mein Handgelenk schmerzhaft pochte, und ich drückte es mit der anderen Hand zusammen.

Ich nahm die Klamotten aus dem Schrank, die Rose mir mitgebracht hatte und zog Jeans und T-Shirt an.

Ich hatte nämlich eher weniger Lust, mit so einem komischen Krankenhauskittel herumzulaufen und mich komplett zum Affen zu machen.

Als ich endlich meinen ganzen Kram, inklusive Laptop und Büchern zusammengepackt hatte, schleifte ich meine Sachen durch die Flure, bis ich endlich wieder vor der Drehtür des Krankenhauses stand.

Ich atmete tief durch und sog Londons Luft ein.

Als erstes musste ich nach Hause kommen und endlich etwas essen.

Das Krankenhausmittagessen hatte ich verschmäht, da ich sowieso gerade am packen gewesen war und außerdem wusste, dass das Essen total widerlich schmeckte.

Ich quälte mich bis zur nächsten U-Bahn Station und stieg in die Northern Line nach Charing Cross ein.

In der U-Bahn starrte mich die ganze Zeit ein Banker an.

Ich starrte gelangweilt zurück und machte eine wegwerfende Geste mit der Hand, woraufhin er den Blick beschämt abwandte.

Endlich in Charing Cross angekommen, versuchte ich, meine schwere Reisetasche aus dem Waggon zu hieven, was mir leider nicht gelang.

Also blamierte ich mich noch ungefähr zehn Sekunden lang, bis mir eine starke Hand die Tasche auf den Bahnsteig wuchtete.

Ich hob den Kopf und sah in zwei smaragdgrüne Augen.

,,Hey. Geht das mit der Tasche alleine oder soll ich dir tragen helfen?"

Ich starrte ihn nur verdutzt an, bis ich endlich ein paar gestammelte Worte hervorbrachte.

,,Ähhm ... also ich muss gucken ... weil ich gerade aus dem Krankenhaus komme ... hab in dem Arm nicht so viel Kraft .."

Ich hielt meinen verbundenen Arm hoch und lächelte dümmlich.

,,Oh. Was ist dir denn passiert?"

,,Ich wurde ... angegriffen weil ich mit den falschen Leuten über die falschen Dinge geredet habe."

Die Schattentänzerin | AbgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt