t h i r t y t h r e e

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Ich starrte ihn nur weiterhin fassungslos an. Tobias, der nicht ganz so gefährliche Vampir, klopfte mir einmal auf die Schulter. ,,Du kriegst von mir jetzt mal die Kurzfassung, bevor sich der Sunnyboy da noch in irgendwas verrennt und mal wieder nicht auf den Punkt kommt." Auf diese Worte folgte ein gespielt entsetzter Blich von Jasper, auf den die beschreibung Sunnyboy doch ganz gut passte. ,,Also, Mädchen, das offensichtlichnicht aus dieser Welt kommt, ich erklär dir das jetzt. Es gibt Vampire, und sie sind fast so wie in den Sagen und Schauergeschichten, die ihr Menschen immer über uns erzählt, jedoch gibt es einen kleinen, aber entscheidenden Unterschied: Wir ernähren uns nicht von Blut, das hat mal irgend ein bekloppte im Mittelalter erfunden.Wir stillen unseren Hunger it den Albträumen und tiefsten Ängsten von anderen Lebewesen, zum Beispiel euch Shadows. Das entspricht vermutlich nicht dem was du erwartet hast, aber die Menschen haben über uns magische Wesen so einiges verdreht. zum Beispiel Fenn sind keineswegs gut oder freundlich, aber das ist wieder eine andere Geschichte."

Er wandte sich jetzt Jasper zu und besprach etwas mit ihm, das ich nicht vestehen konnte. Ich war zu beschäftigt damit, das eben erfahrene zu verdauen. Vampire sollten sich von Albträumen ernähren? Bitte was? Das klang ja schon zu schön, um wahr zu sein, fast wie aus einem Märchenbuch für Kleinkinder. Tobias verließ den Raum und knallte die Tür mit einem lauten ,,Rumms" hinter sich zu. Ich zuckte zusammen, und Scarlett trat in mein Sichtfeld. Sie legte mir die Hand auf die Schulter und sprach in einem Besänftiggenden Tonfall auf mich ein.
,,Das muss ein ziemlicher Schock für dich sein, oder? Zu sehen, wie deine real geglaubte Welt einfach so mir nichts, dir nichts aus dem Fugen gerät und du rein gar nichts dagegen tun kannst."

Ich nickte nur, und offensichtlich hatte sie bemerkt, dass ich nicht mit ihr darüber sprechen wollte, denn sie wechselte schnell das Thema. ,,Und, weißt du schon, welche Waffen du nehmen willst?"

Ich blickte kurz gedankenverloren zu den Waffenständern, dann antwortete ich ,,Als erste Waffe nehme ich das Schwert, die zweite muss ich noch aussuchen." Sie nickte nur verständnisvoll, doch ich konnte es nicht lassen und musste ienen säuerlichen Kommentar von mir geben. ,,Ich wurde ja eben unsanft unterbochen." Parrallel zu diesen Worten warf ich ihr einen vorwurfsvollen Blick zu, und jetzt verlor auch Scarlett die Geduld. ,,Hör mal, ich kann doch nichts dafür, dass Tobias reinkam und du keinen Ahnung hattest, dass Vampire eigentlich gar nicht gefährlich sind."
Ich verschränkte trotzig meine Arme vor der Brust. ,,Du hättest ja vorher mal eine Bemerkung fallen lassen können. Ich meine, was kommt als nächstes? Mordende Feen?"
,,Ja, so ungefähr."

Ich konnte sie nur mit offenem Mund anstarren und ungläubig den Kopf schütteln. Sie machte den Mund auf, vermutlich, um mir eine weitere patzige Bemerkung an den Kopf zu werfen, da kam Jasper von dr Seite und schlug ihr freundschaftlich auf die Schulter, woraufhin sie errötete und ihre Lippen schloss. Mordende Feen, also bitte. Jasper sagte etwas unverständliches zu Scarlett, die daraufhin mit leicht genervtem Gesichtsausdruck den Raum verließ, und genau wie Tobias zuvor die Tür zuknallte. Nun wandte Jasper sich mir zu und lächelte mich mit einem gespannten Blitzen in den Augen an. ,,Nun, Zoe, ich kann mir denken, dass du verwirrt bist, aber du hast noch viel zu lernen. Um einmal kurz zu deinem Beispiel von vorhin zurückzukommen, in dieser Welt sind Feen tatsächlich nichts gutes. Sie gehören zu den bösen und sind gemein und hinterlistig. Du darfst ihenen niemals vertrauen.
Eines will ich dir noch sagen: Wenn dich das schon überrascht hat, dann wirst du in nächster Zeit noch viel zu staunen haben. Du wirst im Unterricht noch genug lernen.
So, aber jetzt reden wir über die Waffen, da hab ich wenigstens Ahnung von. Hast du dir was ausgesucht?"
Ich nickte. ,,Ja, ich würde gerne ein Schwert nehmen. Zur zweiten Waffe bin ich nicht gekommen." Jasper sah jetzt milde überracht aus und seine Augenbrauen bogen sich nach oben. ,,Schwert? Untypisch für Mädchen, die nehmen meist Messer oder Degen. Aber gut, beginnen wir mit dem Schwert, die zweite Waffe suchst du nächstes Mal aus."

Er führte mich in einen Nebenraum, in dem ich mir aus all den verschiedenen Schwertern eines aussuchte. Meine Wahl fiel auf ein Langschwert mit schmaler Klinge und dunkelrot umwickeltem Griff. Es lag angenehm in der Hand und war nicht ganz so schwer wie das, was ich als erstes ausprobiert hatte. Wenn man es schnell genug schwang, erzeugte es ein leises Sirren, was nur mit guten Ohren zu hören war, zudem sah es ungemein elegant aus.

Jasper ging mit mir in den Raum zurück, und dann begannen wir endlich zu trainieren.

***

Ich betrat das Zimmer, bedacht darauf, so wenig Lärm wie möglich zu erzeugen, weil Scarlett vielleicht schon schlief. Ich machte mich fertig und lege mich in mein Bett, bereit zu schlafen, aber meine Gedanken wollten einfach nicht zur Ruhe kommen. Alles, was ich heute erfahren hatte, beschäftigte mich. Scarlett hatte Recht, den langsam, aber sicher begann meine bis dato so zuverlässige Realität immer mehr zu verschwimmen und zu verwischen. Und ich konnte nichts dagegen machen. Was würde sich noch als Lüge herausstellen, malabgesehen von den freundlichen Vampiren und den mordenden Feen? In diesem Punkt konnte ich nur spekulieren, aber es gab auch wichtigere Dinge. Wenn ich nun jeden Mittag hierhin kommen müsste, bliebe dan überhaupt noch Zeit für mein eigentliches Leben mit Freunden und Familie? Ich hatte das ungute Gefühl, dass dem nicht so sein würde.

***

,,Und das hier, Herrschaften, ist eine neue Schülerin. Sie wird, so wie ihr alle, als Schattenjägerin ausgebildet, jedoch liegen hier besondere Umstände vor, denn das hier ist ihr erster Besuch in dieser Welt und ihre Bekannten in ihrer Realität haben keine Ahnung van uns oder unseren Fähigkeiten. Sie kann nur jeden Nachmittag in ihrer Zeit kommen, daher bitte ich euch, ihr so viel von eurem wissen zu vermitteln wie nur möglich. So, und jetzt steh bitte mal auf und stell dich vor, Zoe." Miss Blanchet, unsere Lehrerin winkte mir zu und ich erhob mich. Als dann die Blicke der ungefähr zwanzig Jugendlichen auf mich fielen, musste ich erst einmal schlucken und mich räuspern ,,Also ... ich bin Zoe Bronx, achtzehn Jahre alt und eigentlich wohne ich in London und -"

Weil mir dann nichts mehr einfiel wurde ich knallrot im Gesicht und ließ mich wieder auf den Stuhl fallen. Scarlett sah mich nur mitleidig an, dann blickte sie zurück zu Miss Blanchet, die nun erklärte, was wir heute machen würden.

,,Wir lernen heute etwas über die Aswang, eine Vampirdämonin. Vielleicht habt ihr schon mal etwas von ihr gehört, denn sie ist berüchtigt für ihre Bösartigkeit ..."


Die Schattentänzerin | AbgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt