f o u r t y t w o

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Ich stand Florian mit versteinerter Miene gegenüber. Nach seinen Worten, dass ich hier wohl nicht mehr ganz unversehrt hinauskommen würde, hätte ich wohl beunruhigter sein müssen, als ich es war.

,,Wie kommst du zu der Annahme, ich würde hier verletzt wieder herauskommen?"

Er grinste überheblich und antwortete: ,,Ich sprach nicht von verletzt. Ich sprach von nicht unversehrt"

Ich ließ es unkommentiert, auch weil mir nicht ganz klar war, was er mir damit sagen wollte. Florian Sah mich eine Zeit lang nur an, dann begann er so leise zu reden, dass es einem flüstern glich. ,,Ich gehöre nicht zu den Guten. Aber das solltest du wissen, nachdem wir uns auf dem Dach getroffen haben. Ganz dumm bist du nicht, das ist jedenfalls meine Eindruck. Aber das ist es nicht, was ich dir sagen will. Ich will dir sagen, nein, ich will dir versprechen, dass nicht nur ich nicht zu den Guten gehöre. Weißt du, in die ganze Sache sind mehr Menschen verstrickt, als du glaubst."

Ich versuchte, ihn so spöttisch wie möglich von unten herauf anzublicken. ,,Ach ja? Wer denn zum Beispiel?"

Er sah mich an, als hätte er eine Waffe hinter seinem Rücken versteckt, einen Trumpf im Ärmel, denn ich nicht sah, nicht begreifen konnte. ,,Deine Mutter zum Beispiel." Ich wich zurück, knallte mit dem Rücken gegen die Metalltür und sah ihn fassungslos an. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Es waren Tränen des Verlustes, Tränen der Trauer, Tränen der Ungläubigkeit. Das konnte nicht sein. Meine Mutter war tot, gestorben. Für immer und ewig. Sie war eine normale Frau gewesen. Eine wunderbare Frau. Sie hatte mit alldem hier nicht das Geringste zu tun. Sie war nicht in irgendwelche magischen Machenschaften verwickelt gewesen. Und selbst wenn, sie hätte niemals zu den Bösen gehört.

,,Das ist nicht wahr.", flüsterte ich hasserfüllt, noch immer mit Tränen in den Augen, ,,Das ist nicht wahr, das ist nicht wahr."

Er merkte,, dass er meinen wunden Punkt getroffen hatte, und er kostete es voll aus. Ich kam nicht gut mit dem Tod klar, und das hatte er bemerkt.

,,Ich verstehe, dass du diesen für dich so abwegigen Worten nicht glaube willst. Aber sie sind wahr. Genau so wahr, wie das Versprechen, dass ich dir jetzt geben werde. Aber eines kann ich dir vorweg sagen, du wirst es genau so wenig hören wollen wie die unumstößliche Tatsache, dass deine Mutter mehr mit alldem zutun hatte als du dir vorstellen kannst."

Sein Blick wurde ernst. das gefiel mir fast noch weniger, als das grinsen von vorhin.

,,Zoe Bronx, ich verspreche dir, dass ich jeden, den du liebst oder geliebt hast umbringen werde. Vielleicht nicht sofort, vielleicht erst in zwei Monaten. Oder in einem Jahr, vielleicht auch erst in fünf. Aber glaub mir, das werde ich tun. Eines Tages, wenn du ein Leben lebst, mit dem du zufrieden bist und dieses Gespräch hier schon längst aus deinen Gedanken verbannt hast, wenn du nicht mehr an meine Drohung glaubst, dann verschwindet vielleicht dein Freund. Oder deine beste Freundin, vielleicht auch dein Dad.

Ich werde das tun. Ohne zu zögern. Aber du hast eine Möglichkeit, das zu verhindern. Du kommst mit mir. Lässt dich von mir ausbilden, kommst auf die Seite der angeblichen Bösen. Das ist sehr simpel, weißt du? Das eine wie das andere.

,,Nein", flüsterte ich entsetzt, ,,Nein."

Mir war noch gar nicht richtig klar, welches Urteil ich da gerade gesprochen hatte, da sagte Florian auch schon : ,,Nun gut, du hast es so gewollt. Mach dich darauf gefasst, dein Leben zerbersten zu sehen. Und, nur noch so als Info: das Jahr war nur ein Beispiel. es kann genauso gut heute geschehen. Oder Morgen. oder Nächste Woche. vielleicht aber auch erst in zehn Jahren. Sei auf der Hut."

und mit diesen grauen vollen Worten setzte sich der Aufzug wieder in Bewegung und erreichte den dritten Stock innerhalb von Sekunden. Ich war vor entsetzten nicht im Stande, ein einziges Wort von mir zu geben, da stieß Florian mich auch schon aus dem Aufzug.7Wiwe in Trance sperrte ich die Tür auf, ging in mein Zimmer und sackte auf dem Bett zusammen. Lautlose Schluchzer schüttelten meine Körper. Das konnte nicht wahr sein, Das war ein Albtraum. Ein noch schlimmerer Albtraum, als meine Leben im Moment ohnehin schon zu sein schien.

Bevor ich in meinem Elend und der Absurdität der ganzen Situation versinken konnte, hörte ich einen Schlüssel in der Tür und mein Dad betrat die Wohnung. Er hatte schlechte Laune, das erkannte ich schon allein daran, dass er nicht sofort Eine Fröhliche Begrüßung rief. Er ging durch die Wohnung und suchte mich. Er ging durch die Räume und sagte leide ,,Zoe?"

Ich gab keinen Mucks von mir und wischte lautlos die Tränen weg, die eben meine Wangen heruntergerollt waren. Ich wollte jetzt nicht mit meinem Dad sprechen, nicht nach dem ,was eben im Aufzug geschehen war. Aber vor allem wollte ich nicht, dass er mich weinen sah und fragte, wie es dazu kam.

Leider konnte ich Tränen und deren Auswirkungen auf mein Gesicht meist nicht so gut ertragen, deshalb merkte Dad es sofort, als er hereinkam. Er setzte sich zu mir aufs Bett und fragte mitfühlend: ,,Was ist den los, Schatz?

Ich musste lügen. Ich musste ihn anlügen, das ging nicht anders. ,,Weißt du, „, schluchzte ich, ,,Ich habe einfach zu viel ... Stress. Ich kriege das nicht hin mit der Schauspielerei und der Schule und es ist einfach alles zu viel."

Dad sah mich wissend an und schlug dann seinen "du weißt dass ich Recht habe" Tonfall an. ,,Zoe, du weißt, dass ich dir nicht deine Träume kaputtmachen will. Aber das funktioniert so nicht. Du hast viel zu viel zu tun, machst nichts mehr mit deinen Freundinnen und hast schlicht zu viel Stress. Es tut mir leid, aber ich denke, dass du das mit der Schauspielerei nicht weitermachen kannst. Vielleicht einmal in der Woche oder etwas in der Art, aber nicht jeden Tag. Das wirst du doch verstehen, Zoe."

Gott, aus dieser Situation zu finden war schwer.

,,Das geht nicht, Dad. Ich muss weiter Schauspielern. Das ist mein Traum, Dad. Und ich werde ihn nicht aufgeben, um keinen Preis. Auch nicht, wenn du es willst."

Nun sah Dad gar nicht mehr glücklich aus. Zornig sagte er: ,,Ich verbiete es dir, Zoe Bronx. Du wirst da nicht mehr hingehen. Zur Not rufe ich da an."

Nun, auch das würde nicht gehen. Erstens hatte ich keine Telefonnummer von den Shadows, und zweitens würde es alles nur verschlimmern, wenn er dort anrufen würde und niemand von einer Schauspielschule abheben würde.

,,Viel Spaß, Dad. Du kannst mich nicht zwingen. Ich werde meine verdammten Träume verwirklichen, und du wirst mich nicht daran hindern, glücklich zu werden."

Mit diesen Worten war ich zu weit gegangen. Das wusste ich und das wusste Dad auch. Zornig stand er auf und sah mich von oben herab an. Die Wut blitzte aus seinen Augen, die mich unter den Eng zusammengezogenen Augenbrauen anfunkelten. ,,Zoe Bronx. Ich hindere dich nicht daran, glücklich zu werden, aber ich weiß, was das Beste für dich ist. Und das ist nicht die Schauspielerei, und so lange du unter meinem Dach lebst, wirst du nicht mehr Schauspielern."

Ich tat empörter, als ich es war. Es ging ja schließlich nicht um Schauspielerei. Ich musste das ganze schlimmer machen, als es war, ich musste dafür sorgen, dass mein Dad noch wütender wurde, als er es schon war. Im besten Fall würde er so wütend werden, dass er nicht mehr mit mir sprach.

,,Ich werde tun, was verdammt noch mal ich will. Nicht was du für gut hältst. Du wirst mir nicht meine Zukunft versauen, weil du dich nicht für mein Leben interessierst und keine Ahnung davon hast, was ich will. Du bist so.." Ich musste schlucken. Das, was ich jetzt sagen würde war schlimm, und es war falsch. Aber ich musste es tun. Ich hatte unterbewusst eine Entscheidung gefällt, und tief in mir drin wusste ich, es war die richtige Entscheidung. Die einzige mit der Möglichkeit auf ein Happy End.

,,Du bist verdammt selbstsüchtig."



Die Schattentänzerin | AbgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt