f o u r t y

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Die nächsten Wochen waren die stressigsten, die ich je erlebt hatte. Ich ging morgens in die Schule, kam nach Hause und machte mich auf den Weg zu den Shadows. Dann besuchte ich dort alle für meine Ausbildung relevanten Kurse und sprang mithilfe meiner Fähigkeiten wieder zurück nach Hause. Da war es dann ungefähr halb Sieben abends. Bis Acht erledigte ich so gut wie möglich alle Hausaufgeben für die Realität und aß zu Abend. Von ungefähr halb Neun bis  halb elf machte ich dann alles , was mir bei den Shadows aufgetragen wurde. Daraufhin fiel ich erschöpft in mein Bett und schlief. Am nächsten Morgen begann dann alles von vorne. Ich hatte nicht mehr viel Zeit für meine Freunde, und obwohl die beiden mir versprochen hatten, dass es keinen Unterschied machen würde, merkte ich, dass sie ein wenig verärgert waren. Am Dienstag zum Beispiel, da hatten die beiden mich gefragt, ob ich nicht mit shoppen gehen wollen würde. Total gehetzt hatte ich ,,Nee, sorry, aber ich hab echt total viel zu tun.", geantwortet. Daraufhin hatten die beiden sich einen bedeutungsschweren Blick zugeworfen, und Rose meinte: ,,Na gut, dann wohl beim nächsten Mal .", obwohl sie genau wusste, dass ich beim nächsten Mal auch keine Zeit haben würde. Aber ich konnte nichts daran ändern, also lebte ich mein zurzeit sehr stressiges Leben weiter.

Am nächsten Tag ging ich einfach wieder in die Schule, ignorierte Jenn (darin war ich mittlerweile relativ gut),besuchte zu die Shadows, um dann dort gestehen zu müssen, dass es mir leider nicht möglich gewesen war, in der riesigen Bibliothek etwas über einen Stamm kroatischer Hexer herauszufinden, weil ich schlichtweg keine Zeit dafür gehabt hatte. Ich kassierte einen missbilligenden Blick meiner Lehrerin, bei dem ich mir nichts weiter dachte, bis sie ich nach dem Unterricht aufforderte, im Flur zu warten, damit sie etwas wichtiges mit mir besprechen konnte. Sie rauschte aber davon, und so stand ich hier, alleine in einem Flur und wartete, dass sie und die ominöse Person, die sie erwähnt hatte zurückkamen. Die beiden kamen auch, und die andere Person war kein unbekannter für mich. Es war Chris. ,Hallo, Zoe." sagte er, und ich wusste, dass es um irgendetwas wichtiges gehen musste, denn nur dann sprach er ich mit meinem Vornamen an. ,,Ja?", fragte ich vorsichtig, weil ich absolut keine Ahnung hatte, warum er mit mir sprechen wollte. Ich hatte nichts besonderes gemacht, weder positives noch negatives, und mir fiel absolut nicht ein, was er von mir wollte. In ernstem Ton begann er zu sprechen. ,,Schau mal, Zoe. Die gute Miss Blanchet hier hat mir gesagt, dass du heute deine Hausaufgaben nicht hattest. " Das war es? deshalb wollte er mit mir reden? Hatte miss Blanchet wegen so einer Kleinigkeit ernsthaft CHRIS geholt?! Der hatte doch sicher wichtigeres zu tu. Aber wie sich jetzt herausstellte, war, ging es darum gar nicht. ,,Zoe, mir ist auch zu Ohren gekommen, dass du in letzter Zeit enorm gestresst bist, weil du deinen beiden schulischen Verpflichtungen nachgehen musst, hier und in der Realität. Ich kann das gut erstehen. Es muss schwer für dich sein, deshalb möchte ich dir auch folgenden Vorschlag machen: Du gehst hier auf das Internat. Also nur hier, nicht such noch ei diene echte Schule. Wir hätten auch schon eine passende Erklärung für ihre Verwandten und Bekannten bereit. "
Die beiden sahen mich total erwartungsvoll an, doch ich musste mich erstmal kurz von dem Schock erholen. Ich sollte mein richtige Leben einfach o aufgeben? Nein, das kam überhaupt nicht in Frage. Ich dachte, ich hätte das mit Chris abgeklärt? Anscheinend nicht . Ich schüttelte  Kopf. Erst langsam, dann immer schneller. Entschlossen verkündete ich: ,, Nein, das werde ich nicht. Ich bin nicht dazu bereit, mein richtiges Leben einfach so aufzugeben. Außerdem dachte ich, wir hätten das geklärt, Mr. Wright. Ich sah Christopher Wright und meine Lehrerin mit einem so vorwurfsvollen Blick an, wie nur möglich, dann drehte ich mich um und marschierte entschlossenen Schrittes davon. Das konnte ja wohl nicht sein. Es war nicht lange her, da hatten wir unseren Kompromiss getroffen, und jetzt versuchte er schon wieder, seine Meinung durchzusetzen. Aber ich würde mich nicht erweichen lasse, da hatte er sich die falsche ausgesucht. Ich würde einfach so weitermachen wie bisher. Das mit dem Stress würde sich schone einspielen. 

                               *****

Das tat nicht, wie sich in der nächsten Zeit herausstellte, im Gegenteil, es wurde fast noch schlimmer, und ein paar Mal erwischte  ich mich dabei, über Christophers Angebot nachzudenken, aber der Gedanke an meine Freundschaften, die mir so viel Wert waren und an die Beziehung zu meinem Dad, die ich nicht kaputtgehen lassen wollte, holte mich dann wieder auf den Boden der Tatsachen hinunter. Wenn ich das tat, dann würde ich meine Freunde und meine Familie belügen und verlassen, und das wollte ich eigentlich nicht. Eigentlich, denn die nächsten Wochen ließen mich noch etwas an meiner Entscheidung zweifeln. Ich hatte keine Zeit für Niemanden, und dass das meinen Mitmenschen gehörig gegen den Strich ging, bekam ich zu spüren. Mit jedem Mal, dass ich Rose und Elouise absagen musste, wurden ihre Blicke genervter, und wenn ich dann einmal etwas mit ihnen unternahm, war die Stimmung ziemlich eisig, fast nicht auszuhalten.  

Kaum eine Woche und zwei Absagen später kamen sie in einer Pause vor Englisch zu mir und Elouise sagte: ,,Kommst du heute Mittag mit uns zu Starbucks? Wir müssen was wichtiges mit dir besprechen." Eigentlich hatte ich verneinen wollen, denn ich hatte noch sehr viele Hausaufgaben zu erledigen, aber als ich ihre ernsten Mienen sah, sagte ich schnell zu und wir verabredeten uns für zwei Uhr.

Nach der Schule fuhr ich schnell nach Hause, versuchte noch etwas von meinen Hausaufgaben zu erledigen und vergaß ein wenig die Zeit. Ich hetzte dann zur U-Bahn Station. Mit der Central Line fuhr ich ein paar Stationen und stieg dann aus. Oben lief ich über die Straße auf den Starbucks zu. Ich war eine Viertelstunde zu spät, aber das war ja nicht so schlimm. Für mich jedenfalls nicht, für Rose und Elouise anscheinend schon. ,,Du bist zu spät.", sagte letztere, als ich mich zu ihnen an den Tisch fallen ließ. Ich zuckte mit den Schultern und meinte: ,,Das ist ja kein Weltuntergang, es war ja nur eine Viertelstunde."
Die zwei wechselten einen missbilligendem Blick und erstmal sagte niemand etwas. Der Mann hinter dem Tresen rief: ,,Hier hat jemand seinen Latte Macchiato vergessen! Ein Latte für Esteban!"
Ich versuchte, die angespannte Situation mit einer mehr oder weniger lustigen Bemerkung aufzulockern. ,,Esteban, was für ein Name. Hört sich fast an wie S-Bahn, findet ihr nicht?" Die beiden sagten nichts dazu, aber irgendwann fing Rose an zu sprechen. ,,Weißt du Zoe, es ist nicht mehr so einfach in letzter Zeit. Du hast überhaupt leime Zeit mehr für irgendwas. Immer wenn man was mit dir unternehmen will, kannst du nicht."
Überrascht gab ich zurück: ,,Ja, ich weiß, aber ich hab halt einfach keine Zeit, versteht ihr? Ich hab soviel zu tun, und es ist nun mal sehr wichtig."
Elouise fühlte sich anscheinend beleidigt, aber vielleicht suchte sie auch einfach nur einen Grund um Streit anzufangen. Dabei wollte ich gar keinen Streit.
,,Sehr wichtig, aha. Und was sind wir? Deine besten Freundinnen? Sind wir also unwichtig?"
,,Nein, das hab ich nicht gesagt, ich-"
,,Das hast du vielleicht nicht gesagt, aber gemeint. Wenn wir dir so unwichtig sind, kannst du ja auch eine Weile ohne uns auskommen."
Und mit diesen Worten standen die zwei auf und gingen.

Die Schattentänzerin | AbgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt