Z E H N

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Someday you won't remember this pain you thought would last forever and ever.

[Sweeter Than Fiction - Taylor Swift]

»Du bist lächerlich«, beschwerte sich Kol und kniete sich neben sie. »Und das war erbärmlich.«

»K-kannst du mir erst dein Blut g-geben?«, presste sie hervor und drückte sich die Wunde zu, die sein Stock ihr in die Seite gerissen hatte. »Bevor d-du mich n-niedermachst?«

»Hast du eigentlich nicht verdient«, seufzte er und biss sich doch, ohne zu zögern, ins Handgelenk. »Ich mach das nur, weil mein Bruder mich tötet, sollte ich dich in einen Vampir verwandeln.«

Sie griff nach seinem Unterarm und zog ihn gegen ihre Lippen. Sein Blut lief darüber und füllte ihren Mund mit einem Geschmack, den sie noch immer nicht recht beschreiben konnte, aber sobald es ihr die Kehle hinabstürzte, spürte sie, wie sich ihre Wunden schlossen, und Kol zog halbherzig den Stock aus ihrer Seite. Sie verdrehte die Augen, klammerte sich aber weiter an seinen Arm – sie war noch nicht so weit. Der Muskelkater von gestern Abend zerriss ihr noch immer bei jedem Atemzug das Skelett.

»Du verwechselst uns, Washington«, kommentierte Kol trocken, als er ihr dennoch den Arm entriss. »Du bist das All-I-Can-Eat-Buffet, nicht anders herum.«

»Keine Sorge«, sie wischte sich das Blut vom Mund und starrte Kol an, als er sich vom Boden erhob und den blutigen Stock ableckte. »Ich komm nicht mehr in die Gefahr, zu glauben, du seist nett.«

»Und plötzlich ist die Welt wieder in Ordnung«, er warf ihr über die Schulter einen Blick zu und warf den Stock dann beiseite. »Training ist beendet. Wenn du morgen wieder kommst, sorg dafür, dass du nicht solch eine Schande darstellst, klar?«

Amber sagte nichts dazu, sondern kämpfte sich lediglich auf die Füße. Ihr Stand war noch etwas zittrig, aber nichts im Vergleich zu dem Zustand, in dem sie sich gestern ins Bett und heute hierhergeschleppt hatte. Alles in allem war ihre Rechnung also aufgegangen.

»Oder besser noch: Du kommst einfach gar nicht mehr.«

Kol war verschwunden, bevor sie auf seine Provokation etwas erwidern konnte, und sie fuhr sich lediglich seufzend durch die Haare, löste ihren Zopf und genoss das Gefühl, sich nicht länger als Kämpferin präsentieren zu müssen. Lächelnd trat sie zur Seite und ließ sich auf einer der Bänke nieder. Sie hatte es geschafft.

Es war das eine, dass sein Bruder es für notwendig hielt, Besprechungen zu stören, in denen er nichts zu suchen. Etwas ganz und gar anderes war es jedoch, es mit gerade diesen Neuigkeiten zu tun.

»Auf ein Wort, Bruder?«

Kol hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, seine Trainingssachen auszuziehen. Elijah sah, was alle anderen Vampire an diesem Tisch auch wahrnahmen – menschliches Blut, das den Stoff getränkt hatte. Aber es stand ihnen nicht zu, zu wissen, wessen Blut es war, während Elijah darüber bestens informiert war.

Niklaus hatte die Regeln nur allzu deutlich gemacht. Jeden Morgen trainierte Kol Amber. So lange wie er für richtig empfand, auf all die Weisen, die er für richtig empfand, bis er der Meinung war, dass sie soweit war. Er hatte nicht weiter ausgeführt, wofür sie bereit sein sollte– zum Kämpfen oder Sterben, aber Elijah war so frei, diese Lücke eigenständig zu füllen.

Und das Füllmaterial gefiel ihm überhaupt nicht.

»Dies ist nicht der Augenblick für solcherlei Profanität«, wollte er ihn in seine Grenzen verweisen, als er sich erhob und einen Blick in die Runde warf, bevor er ihn auf Kol richtete.

Wildest Dreams • Elijah Mikaelson [pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt