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So I sneak out to the garden to see you, we keep quiet, 'cause we're dead if they know.

[Love Stoy - Taylor Swift]

Sie hatte nichts versprochen.

Vielleicht war das Erklärung genug für die überraschten Gesichtsausdrücke, die ihr begegneten, als sie durch die Tür kam. Sie hatte nichts versprochen und trotzdem war sie jetzt hier.

Josh hatte sie hergeführt, nachdem sie ihn beinahe gewaltsam davon überzeugen musste, dass es ihr Leben war und sie somit die Einzige, die entscheiden durfte, ob sie es auf's Spiel setzte oder nicht, und als er sie vor der großen Eichentür allein gelassen hatte, hatte sie sich nicht die Mühe gemacht, zu klopfen. Als Vampire hatten sie ihre Ankunft sicher längst bemerkt und waren wohl auch bereits bestens über ihre Motivation informiert, sich noch einmal in die Höhle des Löwen gewagt zu haben.

»Amber«, trotzdem ließ Klaus die Mappe sinken, die er in den Händen gehalten hatte, und kam hinter dem massiven Eichentisch hervor, der ihm offenbar als Schreibtisch diente. »Du bist gekommen.«

Sie verdrehte kurz die Augen, hielt dann aber den Blick auf ihn gerichtet, um nicht dem Erstaunen begegnen zu müssen, das sie schon aus dem Augenwinkel bemerkt hatte. Elijah schien ähnlich wenig von ihrer Rückkehr zu halten wie Josh. Auch wenn es dafür keinen Grund gab. Vermutlich nur Einbildung. Ein weiterer Beweis dafür, dass sie besser beraten wäre, sich in Zukunft nicht so viele Gedanken darum zu machen, was ein Original von ihr dachte.

»Du hast noch deinen Teil der Vereinbarung zu erfüllen«, erwiderte sie stattdessen kühl und nahm Platz, als Klaus auf einen der schweren Ledersessel deutete, die vor dem Schreibtisch als Sitzecke gestellt da standen.

»Sag bloß, auf dem Rückweg habe dich ein Vampir angefallen?«, er tat es ihr gleich und als er ihr gegenüber saß, war der Blick in seinen Augen beinahe der eines kleinen Jungen.

Amber war dankbar, als Elijah die veränderte Dynamik im Raum dazu nutzte, ebenfalls in Bewegung zu geraten, und sie ihn dabei beobachten konnte, wie er das Zimmer verließ. Wenn Klaus so grinste, erinnerte er sie zu sehr an ihren kleinen Bruder. Den sie schon viel zu lange nicht mehr angerufen hatte und an den sie unmöglich denken konnte, während sie mit einem Hybriden geschäftliche Verhandlungen führte.

»Also, Amber«, sobald die Tür hinter seinem Bruder ins Schloss gefallen war, kehrte die Ernsthaftigkeit in Klaus' Stimme zurück, »du siehst mich überrascht: Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du noch einmal herkommst. War es nicht so, dass du meinem Bruder gegenüber gestern einen Mord berichtet hast, den du gegen deinen Willen und auf meine Weisung hin bezeugen musstest?«

Sie erkannte die Herausforderung in seinem Blick. »War nicht mein erster.«

»Nicht?«, fasziniert lehnte Klaus sich zu ihr vor.

»Ich sehe vielleicht unschuldig aus«, sie schlug die Beine über einander und faltete ihre Hände darüber, »aber es wird uns beiden gut tun, wenn du mich nicht unterschätzt.«

»Meine liebe Amber, ich wäre nie auf die Idee gekommen, dich unschuldig zu nennen«, frohlockte er und sie hätte ihm am liebsten vor's Schienbein getreten, weil er sich den unverschämten Spaß verkneifen sollte, den dieses Treffen ihm zu bereiten schien.

Sie hatte keinen Spaß.

Spaß hätte sie gehabt, wenn sie wieder ins Bett gekonnt hätte, als der Blick in den Spiegel ihr das ewig gleiche und ewig ungeliebte Gesicht gezeigt hatte. Die Augenschatten waren heute tief, das Lächeln so hauchdünn auf ihre Lippen aufgetragen, dass ihre Stimmung ihr heute Anlass zum ein oder anderen unangebrachten Kommentar geben dürfte.

Wildest Dreams • Elijah Mikaelson [pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt