A C H T

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You with your words like knives and swords and weapons that you use against me: you have knocked me off my feet again.

[Mean - Taylor Swift]

Der Überraschungseffekt, den sie für ungefähr zwei Minuten gehabt hatte, war zu schnell als der Nachteil geoutet worden, der er war. Kol hatte nicht mit ihr gerechnet, als sie am nächsten Morgen um acht Uhr fünfzehn schon in der Halle saß und auf ihn wartete, und obwohl sie im ersten Moment geglaubt hatte, dass sein Gesicht es wert gewesen war, hatte sich das allzu schnell als Fehleinschätzung herausgestellt.

Denn, dass Josh ihr am Abend noch genug von seinem Blut gegeben hatte, um ihre Wunden zu heilen, war längst vergessen. Inzwischen war es bereits wieder Kols Blut, das ihr durch die Adern floss.

Dabei hatte sie das erste Set ganz gut durchgehalten. Zwanzig Liegestütz, fünf Kilometer laufen, zwanzig Klimmzüge. Sie war sogar aufs Seil hochgekommen. Und auf den Füßen gelandet, als ihre Hände sie nicht mehr halten konnten. Ihr Gelenk war ihr trotzdem entzwei gebrochen, aber für den Bruchteil einer Sekunde war beinahe etwas wie Anerkennung über Kols Gesicht gehuscht.

Bevor er ihr sein Blut gab und das Tempo anzog.

Im Gegensatz zu gestern war die Idee heute nicht, ihre Kraft zu trainieren. Jedenfalls nicht ausschließlich. Erst hatte er ihr nur den Boxsack zugewiesen und ihr Höllenqualen befohlen, weil sie auch dann noch schlagen und treten musste, als ihre Hände längst blutig waren und ihre Füße von blauen Flecken übersät. Der Schutz ihrer Knochen war ihm gleichgültig. Das Risiko, Verletzungen zu minimieren, ging er nicht ein.

Immerhin hatte er eine Mission.

Amber spuckte auf den Hallenboden, bevor sie sich wieder auf die Füße kämpfte. Grinsend stand er da inmitten der Matten, von denen er sie eben herunter geworfen hatte. Als sie sich aufrichtete, riss ein heißer Schmerz durch ihren Rücken und ihr Lungen kamen ihr tonnenschwer vor, als sie versuchte, durch das Brennen hindurch zu atmen.

»Schon genug?«, Kol kam, den Baseballschäger über den Schultern, auf sie zu.

Sie erwiderte den Blick und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. Das Blut, das sich in ihren Speichel mischte, glitzerte hellrot auf ihrer Haut. Einen Moment lang zuckte sein Blick in diese Richtung.

»Wir sind noch nicht fertig«, er ließ den Schläger schneller auf sie hinabfahren, als sie ihre Arme auch nur zur Verteidigung hätte heben können.

Es fühlte sich an, als zertrümmere er ihr das Schlüsselbein.

»DECKUNG!«, brüllte er sie an und nahm sich dieses Mal mehr Zeit, um Schwung zu holen, aber als er sie angrinste, hatte sie keine andere Chance, als vor Schmerzen aufzuschreien, als der Schläger in ihre linken Seite einschlug.

Sie hörte das Knacken ihrer Knochen und unter dem Schmerz knickten ihre Knie ein. Der Boden kam näher und blieb doch zu fern, als Kol seine Hand um ihren Oberarm schlang.

»Bleib stehen«, fuhr er sie an und sie spürte, seine Kontrolle an dem Eisenkraut zerren, das sie sich in den Tee gemischt hatte, den Josh ihr am Morgen gebracht hatte.

Tränen schossen ihr in die Augen, als er sie losließ, und sie unter einem Zittern, das einem Erdboden gleich gekommen wäre, die Fersen in die Erde rammte. Es war bescheuert. Haarsträubend. Kol wollte ihr das Kämpfen beibringen und war anscheinend der Auffassung, ihr dazu erst ihre Menschlichkeit austreiben zu müssen.

Nur war ihre Menschlichkeit keine Krankheit, von der sie einfach genesen konnte, und als der nächste Schlag nicht mit dem Baseballschläger kam, sondern Kols ganzer Körpereinsatz war, weil er nämlich nach ihren Schultern griff, um ihren Oberkörper in sein Knie zu ziehen, das er – um sicher zu gehen – mit einer solchen Geschwindigkeit in ihre Magengrube rammte, dass sie glaubte, es müsse auf der anderen Seite ihres Körpers wieder herauskommen, hielt sie nichts von ihrer Menschlichkeit zurück.

Wildest Dreams • Elijah Mikaelson [pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt