The History

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Alex' Sicht
Neugierig betrachte ich ihn. Mit seiner Neugier an Geschichte kommt er mir sehr symphatisch rüber. In ihm schlummert ein gefährlicher Drang nach Wissensdurst, was droht ihn auf zu fressen, sobald der Durst nicht gestillt wird. ,,Das war vielleicht eine Armut. Damals herrschte noch Winter, so kalt, dass dir wortwörtlich der Arsch abfror. Die Menschen sind gekommen im Frühling, wie die Larven der Fliegen schlüpfen. Mit hohen Krediten auf den Banken, damit sie sich eine Ausrüstung kaufen  konnten kamen sie an den Yukon. Voller Hoffnung trieb sie es, alle wollten einen Nugget, doch nur wenige fanden welche. Es war eine Zeit des Umbruchs, Telegraphen wurden gebaut, die Eisenbahn wurde immer greifbarer. Und die Weißen kamen. Mit ihrem Teufelswasser.." schweigend schaue ich auf Efina mit ihren lodernden Haaren. Mikey nickt. ,,Wir brachten viel Leid über die Indianer" ich nicke. ,,Allerdings. Sie nahmen uns die Territorien, unsere Fallenplätze und die  Frauen. Sie bezahlten sie für schmutzige Dienste, wie sagt ihr hier auf Deutsch..?" Genervt überlege ich, suche nach dem passendem Wort, doch es will mir nicht einfallen. ,,Nutte" sagt Mikey und ich nicke. ,,Irgendsowas, ja. Die Medizinmänner suchten Rat bei den Geistern, doch es kam keiner dagegen an" Stille tritt in den Raum, ich weiß nicht was ich sagen soll. Verlegen kratz ich mir an den Hinterkopf. ,,Aber ihr brachtet nicht nur neue Krankheiten, sondern auch Lösungen. Durch die Waffen ist es einfacher jagen zu gehen, man ist nicht einer solchen Gefahr wir früher ausgesetzt." Mikey lacht und Efina schüttelt nur den Kopf. Sie hat inzwischen fast alles aufgeräumt, jetzt versucht sie dir Teller in den obersten Schrank einzuräumen. Es sieht so witzig aus, wie ihr kleiner Körper sich immer weiter nach oben streckt, obwohl sie weiß, dass sie zu klein ist. Durch die eingekehrte Ruhe dreht sie sich rum und schaut uns empört an. ,,Was glotzt ihr so? Helft mir lieber" fährt sie uns empört an und ich muss lachen. ,,Warte, meine kleine" ich stehe von dem Sofa auf  nehme die Teller und schiebe sie gemütlich in den Schrank. ,,Siehst du, gar nicht so schwer" necke  ich sie worauf sie mich anfunkelt. ,,Ich mags, wenn du mich böse ansiehst" flüstere ich und gebe ihr einen Kuss. ,,Blödmann" murmelt sie und ich muss grinsen. ,,Das hab ich gehört" weise ich sie darauf hin und sie unterbindet eine weitere Bemerkung. Ich nehme sie an der Hand und ziehe sie mit mir auf die Couch. Gemütlich lehnt sie sich an mich an und ich lege meinen Arm um sie. ,,Du musst dir auch mal eine Pause gönnen" ermahne ich sie.
,,Da wird man ja direkt neidisch, wenn man euch sieht" flucht Mikey vor sich hin. ,,Du hast ja bald wieder Leonie" tröstet Efina ihn und ich schüttel den Kopf. Er nickt. ,,Und damals als die Diphterie  Epidemie ausgebrochen ist, weißt  du davon etwas?" Dunkle Erinnerungen an die Geschichten von meiner Oma kommen mir in den Sinn und ich nicke grimmig. ,, 1925, ein Winter den hier keiner kennt. Nome war eingeschlossen von Schnee und Eis, mit Autos kam man da nicht weg. Das war ganz schlimm. Die Menschen starben wie die Fliegen. Am schlimmsten war es mit den Kindern, dass sie so jung und schmerzvoll sterben mussten. Die Indianer hatten gar keine Chance das zu überleben. Die  letzte Hoffnung war das Medikament Antitoxin, welche jedoch hoffnungslose 1000km entfernt war. Müsst ihr euch mal vorstellen, Kaasens Schlitten, könnt ihr folgen? " Frage ich kurz als ich mir aus dem Kühlschrank etwas zu trinken hole. Beide nicken zu meiner Überraschung und ich fahre fort. ,,Eisige Windböhen mit 110km/h schmissen den Schlitten mit den Huskys um, mitten in der Nacht hat er die Leinen von seinem Gespann auseinandergefitzt. Und dann war das lebensrettende Serum weg! Bil Shanon erlitt auf der Etappe schwerste Erfrierungen, die ihn sein Leben lang entstellten. Seine Hunde hatten Blutverschmierte Mäuler, bei den -52° musste er neben dem Schlitten renne um nicht zu erfrieren. Dem 22jährigen Schlittenführer Charlie Evans starben seine beiden Leithunde weg, er spannte sich selbst vor den Schlitten mit den Hunden.
Kaasen fand zum Glück das verpackte Serum und legte mit seinen erschöpften Huskys einen Endspurt hin nach Nome. Nach fünfeinhalb Tagen des Bangens, Zitterns, erreichte das Serum um halb sechs früh die Frontstreet in Nome. Benommen soll Kaasen mit letzter Kraft zu seinem Leithund getorkelt sein und gesagt haben "Verdammt guter Hund", dann brach er zusammen. " ich schlucke schwer und von dem vielem reden tut mein Hals weh. Eilig drinke ich etwas. Ich blicke mich um und sehe Efina, die Beckys Kopf krault und Mikeys leeren Gesichtsausdruck. ,,Unglaublich, ihr habt ums überleben gekämpft und wir haben uns vom ersten Weltkrieg erholt und der zweite wurde schon wieder fast eingeleitet. Ich nicke grimmig. ,,Die Welt ist verrückt" bestätige ich. Plötzlich strahlen Mikeys Augen und ich versuche seine Gedanken zu erraten, was mir nicht gelingen will. ,,Ich werde meine Facharbeit in Geschichte zu dem Thema schreiben, Goldrausch und Diphterie" ich muss lachen. ,,Das ist eine gute Idee und interessant dazu" er grinst wie ein verrückter und schreibt wahrscheinlich die Facharbeit schon im Kopf. ,,Das sind für mich wahre Helden, bei -50° sich mit den Hunden in die Wildnis zu begeben und sein Leben zu riskieren für eine verseuchte Stadt. Nicht solche angeblichen Helden, die irgendwelchen sinnlosen Müll machen!" bricht Efina das Schweigen und ich denke über ihre Worte nach, während ich ihr am Arm mit meiner Hand entlang fahre.  Kopfschüttelnd steht Mikey auf und reibt sich den Bauch. ,,Mir gehts auch so" stimmt Efina ein und ich muss lachen. ,,Na dann, ich koch etwas" grinse ich und weiß auch schon was. ,,Hast du Lachs da?" frage ich Efina und sie blickt mich verdutzt an. ,,Muss ich mal im Frost schauen, weiß ich nicht.." Na dann schau mal nach. Sie nickt und geht davon, hinter hier trottet Becky hinterher. Mikey ist wirklich in Ordnung und während ich nach ein Paar Töpfen und Pfannen suche erzähle ich ihm noch mehr über das Wirtschaftssystem.

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