Das erste Problem

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Steve PoV:
Endlich konnte er wieder entspannen. Beim Filmen war schließlich alles wie immer. Sie zankten, sie zockten und Steven hatte Zeit, ein wenig abzukühlen. Auch das Wasser tat ihm gut. Rick musste ja nicht sehen, was die Küsse und Streicheleinheiten in ihm ausgelöst hatten. Trotz allem war eben doch nur ein Mann. Er grinste, dann stieß Rick ihn an. "Ey, konzentrier dich mal!" Steven lachte. "Mach' ich ja! Du hast eh keine Chance gegen mich!" Dann holte er zum finalen Schlag aus und gewann gegen seinen Freund. Sie drehten noch die Endcard und machten dann die Kamera aus. "Was bekommt der Gewinner?", fragte Steven arglos und grinste Rick an. Der grinste zurück. "Wie wär's mit 'ner Runde Wahrheit oder Pflicht, aber ohne Pflicht?", fragte er. Steven erstarrte. Das war ja so klar! Rick konnte eben nicht nicht diskutieren. Und natürlich hatte er sofort gemerkt, dass mit Steven etwas nicht stimmte. Steven seufzte. "Können wir uns nicht einfach auf 'nen Kuss oder so einigen?", fragte er, hatte aber schon resigniert. "Danach gerne", antwortete Rick und sah ihn mit verschränkten Armen an. "Also, was war vorhin los?" Steven seufzte.  "Ich möchte nich' drüber reden", sagte er kleinlaut. Rick schnaubte. "Gut, dann kein Kuss", erklärte er und lehnte sich zurück. Steven rollte die Augen.

Rick PoV:
Sein Plan stand fest: Steven würde keinen Kuss, keine Streicheleinheit, keine Zuneigung bekommen, bevor er ihm nicht gesagt hatte, was los war. Er sah, wie Steven mit sich rang. Innerlich freute er sich schon, dass er sowieso gewinnen würde, doch dann überkam ihn die nackte Angst. Wollte er wirklich hören, was Steven zu sagen hatte? War es vielleicht etwas schlechtes? Er litt unter echten Selbstzweifeln. Er blickte zu Steven und sah, wie er seine Finger knetete und betont nach unten sah. Ein Kloß bildete sich in Ricks Hals. Er beugte sich vor. "Bitte, sprich mit mir", flüsterte er. Erschrocken drehte Steven sich zu ihm, sodass sie mit den Köpfen beinahe aneinander stießen. "Hey Rick, es ist alles gut, wirklich", sagte Steven schnell und strich ihm über den Arm. Er zog ihn weg. "Anscheinend ja nicht", murmelte er, mehr zu sich selbst. Doch Steven nickte. "Doch. Es ist mir nur peinlich!" Jetzt war es an Rick, erschrocken auszusehen. Was musste seinem schönen, großen, klugen Freund denn peinlich sein? "Peinlich?", fragte er daher ungläubig. "Dir?" Steven nickte. Er sah betreten zu Boden und wurde rot.
Rick beugte sich vor und legte dem Freund beruhigend eine Hand auf das Bein. "Steven, dir muss nichts, aber auch gar nichts peinlich sein", erklärte er. Steven lachte gekünstelt auf. "Das sagt sich so leicht", murmelte er. "Nun sag' schon", verlangte Rick. "Ich lach' auch nicht, versprochen!"
Steven sah ihn an. Dann sah er wieder weg und holte tief Luft. Zwei mal öffnete und schloss er den Mund, ohne etwas zu sagen. Gerade als Rick ihn wieder bitten wollte, hob er die Hand. "Ich, also, als wir, ich meine, vorhin, da..." Er stockte. Es schien ihm wirklich schwer zu fallen. Rick legte seine Hand auf die des Freundes und strich beruhigend mit dem Daumen über Stevens Handrücken. Der verschlang seine Finger mit Ricks. "Ach scheiße!", entfuhr es Steven plötzlich. "Ich bin eben auch nur ein Mann!" Rick stutzte. Wie meinte Steven das? Es dauerte, bis der Groschen fiel. "Ach du meinst -", setzte er langsam an. "Ja, genau das!", rief Steven und deutete auf seine Mitte. Rick musste sich das lachen verbeißen. Doch natürlich merkte Steven, was los war. Er versuchte, Rick seine Hand zu entziehen. "Entschuldige. Ich wollte dich nicht auslachen. Es ist nur so witzig, dass dir ausgerechnet das", er machte eine Handbewegung in Richtung von Steves Schritt "vor deinem Freund peinlich ist!" Jetzt fing Rick doch an zu lachen. Zu seiner Erleichterung stimmte Steven nach einigen Momenten ein.
"Ja, aber wir haben doch gesagt, wir gehen es langsam an", erklärte Steven flehend, nachdem sie sich beruhigt hatten. "Und kaum küssen wir uns...", er ließ den Satz offen. Doch Rick verstand ihn auch so. Sofort musste er wieder lachen. "Du kannst doch nichts dafür!", sagte er beruhigend. "Und außerdem verbuche ich das mal als Kompliment!" Steven lachte. "Bild' dir nur nicht zu viel ein!", grinste er und wuschelte durch Ricks Haare. Den kleinen Stich versuchte Rick sofort zu verdrängen. 'Er meint das als Witz', redete er sich ein. Doch ein kleiner Zweifel blieb. Was, wenn er wirklich austauschbar wäre?
Steven drehte sich zu ihm um. "So, kriege ich jetzt meinen Kuss, oder was?", forderte er. "Aber nicht, dass du dann -", versuchte Rick, zu antworten, doch wurde sofort von Stevens Lippen zum Schweigen gebracht. Weiche Lippen, auf seinen. Stevens Hände, in seinem Haar. Ein Seufzen auf den Lippen zog Rick Steven wieder mit sich nach hinten, in eine bequemere Position.
Nach einer Weile fuhr Steven mit seinen Fingern wieder unter Ricks T-Shirt. Langsam breitete sich eine Gänsehaut auf Ricks Haut aus. Ein Schauer durchfuhr ihn und ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus. Doch nicht nur da. Endlich verstand Rick, was in Steven vorgegangen war. Er stöhnte leise, dann löste er sich von Steven. "Ich, ich glaub', ich weiß, was du meinst", flüsterte er. Steven grinste. "Gott sei Dank! Und ich dachte schon, ich turne dich gar nicht an!", erwiderte er. "Idiot", antwortete Rick, dann zog er Steven wieder näher zu sich.

Steve PoV:
Gott sei Dank war Rick ihm nicht böse! Nein, es ging ihm sogar ähnlich! Steven war glücklich. Eine Zeit lang nahm er nichts um sich herum wahr, nur Ricks Lippen auf seinen, ihre Zungen, die miteinander spielten und ihre Hände, die gegenseitig die Haut unter den T-Shirts erkundeten. Es war schön, er hätte ewig so weitermachen können.
Dann piepten auf einmal nacheinander die Handys der beiden und zeigten eine WhatsApp-Nachricht von Marie an. Rick griff nach seinem Handy und las vor: "Hey, ihr Frösche! Ich hoffe, ihr seid gut in Berlin angekommen! Wann sieht man euch mal im Büro?" Steven zuckte die Schultern. "Heute auf jeden Fall nicht. Schreib' ihr, dass wir Mittwoch kommen." Rick nickte. "Klingt gut. Dann haben wir noch einen freien Tag", sagte er und tippte die Antwort.
Plötzlich stockte Rick. "Ach du heilige...", murmelte er. "Was? Was is'?!", fragte Steven. "Im Büro, wir wollen wir das da geheim halten?", fragte er und sah Steven mit großen Augen an. Steven zuckte die Schultern. "Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Zumal Floid und Marie uns sowieso sofort durchschauen würden", erwiderte Steven. Rick nickte. "Vermutlich", murmelte er. Eine Weile hingen beiden ihren Gedanken nach. "Im Grunde bleibt uns nur eins", setzte Steven an. Rick nickte. "Wir müssen es sagen", führte er aus. Steven zog die Augenbrauen hoch. "Beenden wir jetzt schon die Sätze des anderen?", fragte er grinsend. Rick lachte. "Klar, wir sind doch eh das alte Ehepaar!"

Den Rest des Tages genossen beide in trauter Zweisamkeit. Manchmal dachte Steve darüber nach, wie sie sich outen wollten und ob das nicht doch überstürzt war. Aber wahrscheinlich würden die anderen es so oder so sofort merken, deshalb kamen sie der Gerüchteküche lieber zuvor. Und außerdem wussten sie, dass ihre Freunde aus dem Verein dicht halten würden.

2 Boys 1 Love - zwei Frösche in der RealitätWo Geschichten leben. Entdecke jetzt