Rick PoV:
Nachdem sie eine Ewigkeit, so war es Rick zumindest vorgekommen, nur so dagelegen hatten, stieß Steven plötzlich einen lauten Fluch aus. "Fuck!" Rick schreckte hoch und sah seinen Freund an. "Was? Was is'?", fragte er. Steven schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Das hatte ich ja komplett vergessen", erklärte er. Rick rutschte von Steves Schoß und setzte sich aufrecht hin. "Was hast du vergessen?" Steven sah ihn an, Entschuldigung lag in seinem Blick. "Wir müssen mit unseren Eltern reden."
Sofort merkte Rick, wie er kreidebleich wurde. Mit den Eltern reden? Nach einer Woche? Gut, sie hatten sich immer mit den Eltern des anderen verstanden, als Rick damals eine kurze Zeit quasi obdachlos war, hatte er sogar bei Steven wohnen dürfen. Aber damals waren sie doch nur Freunde gewesen! Und die Beziehung war noch so frisch! "Jetzt schon? Warum?", murrte er daher. Steven atmete hörbar ein. "Ja, jetzt schon. Zumindest mit meinen. Weil wir nächstes Wochenende da sind." Rick sah ihn fragend an. "Wieso das denn?" - "Vielleicht, weil meine kleine Schwester Geburtstag hat?" Jetzt fiel es Rick wieder ein. Steven hatte mal so was angedeutet, vor einigen Wochen. Und Stevens kleine Schwester Sarah hatte Rick schon immer vergöttert. "Oh, fuck", entfuhr es jetzt auch ihm. "Und was, wenn ich nicht mitkomme?" Steven schüttelte den Kopf. "Keine Chance. Sarah liebt dich, du bist der Stargast auf ihrer Party! Sie freut sich schon seit Wochen auf dich!" Ergeben nickte Rick. Klar, der Stargast. Moment mal. WAS?! "Der Stargast? Was soll das denn heißen?", fragte er argwöhnisch. Jetzt fing Steven an zu grinsen. Dieses Gesicht kannte er. Das würde unangenehm für Rick enden. "Weil sie eine Prinzessinnen-Party macht. Und von mir bekommt sie, rein zufällig natürlich, Kinderschminke", erklärte Steven jetzt gehässig. "Du Fotze!", entfuhr es Rick. Das war ja klar gewesen. "Niemals lass' ich mich schminken!" Doch er wusste, dass er verloren hatte. Stevens Schwester konnte Rick einfach nichts abschlagen. "Also müssen wir vorher mit ihnen reden", kam Steven auf das eigentliche Gesprächsthema zurück. Rick nickte. Sie würden es sonst sowieso merken. Außerdem wollten beide sich nicht verstellen. "Frag sie doch, ob wir Samstag schon 'ne Stunde eher oder so kommen können. Dann sind noch nicht alle da und wir können in Ruhe mit ihnen reden. Und ich guck' mal, wann wir mit meinen Eltern reden können", erklärte Rick und Steven nickte langsam. Irrte er sich, oder hatte Steven genauso viel Schiss davor, mit den Eltern zu reden, wie er selbst? Bei den Freunden war es nicht so schlimm gewesen. Sie wussten, dass sie einen sehr toleranten Freundeskreis hatten. Aber was, wenn ihre Eltern ihre Beziehung nicht gutheißen würden?Zeitsprung: Samstagnachmittag, auf dem Weg zu Stevens Eltern
Steve PoV:
'Was, wenn sie ein Problem damit haben? Was, wenn sie es nicht gut finden? Was, wenn sie mir sagen, ich soll das beenden?' Diese und ähnliche Gedanken schwirrten in der U-Bahn in Steves Kopf herum. Er wusste zwar, das seine Eltern tolerante Menschen waren, aber er wusste nicht, wie sie zu Homosexualität standen, vor allem bei ihrem eigenen Sohn. So waren viele Menschen: Eigentlich sehr tolerant, aber wenn es um die eignenen Kinder geht... Was, wenn seine Eltern sich Enkelkinder gewünscht hatten? Er wollte sie auf keinen Fall enttäuschen. Aber nicht zu seiner Liebe zu Rick stehen kam irgendwie auch nicht in Frage. In den letzten zwei Wochen war er so glücklich gewesen wie schon lange nicht mehr. Plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter. "Steve? Wir müssen hier 'raus." Ricks Stimme klang leise, dunkel. Als wäre sein Freund weit entfernt. Mit großen Augen sah Steven zu ihm hoch. Dann nickte er langsam und stand auf.
Wieder an der frischen Luft bekam er endlich einen klaren Kopf. Doch Sorgen machte er sich immer noch. Er merkte, wie schwitzig seine Handflächen waren, deshalb wischte er sie an seiner Hose ab. Da griff Rick nach seiner Hand. Er drückte sie kurz. "Entspann' dich. Alles wird gut. Deine Eltern waren schon immer cool", erklärte er ruhig. "Machst du dir denn gar keine Sorgen?", fragte Steven und sah seinen Freund von der Seite an. Rick zuckte die Achseln. "Wir können es doch eh nich' ändern. Aber ich glaube, sie werden es ganz entspannt sehen." Dann waren sie vor dem Haus der Schutos angekommen. In einer Stunde sollte hier eine Riesen Prinzessinnen-Party steigen. Doch im Moment war Steven gar nicht nach feiern zumute. Er atmete ein letztes Mal tief durch, dann drückte er auf die Klingel. Sofort ertönte von drinnen lautes Hundegebell und eine Stimme rief "Steven!", dann wurde die Tür schwungvoll aufgerissen und ein Mädchen, das Steve zum verwechseln ähnlich sah, öffnete die Tür. Doch anstatt zu ihrem Bruder, rannte sie zu Rick und fiel ihm stürmisch um den Hals. Steven lächelte liebevoll, als Rick Sarah ins Haus trug. Er kam hinterher und schloss die Tür. Einen Moment blieb er stehen und beobachtete das Schauspiel. Rick war schon immer gut mit Kindern klar gekommen. Seine Geschwister liebten ihn sowieso abgöttisch, seit er das erste Mal bei den Schutos gewesen war. Er war der Typ, der irgendwann selbst Kinder haben sollte. Obwohl er immer behauptete, er hasse Kinder. Steven schüttelte den Kopf. 'Nicht über sowas nachdenken! Nicht jetzt!', ermahnte er sich. Dann folgte er dem Geschrei ins Wohnzimmer. Seine Mutter war in der angrenzenden Küche und von Stevens Vater war keine Spur zu sehen. Sarah hatte Rick mit Beschlag belegt und zeigte ihm ihre bisherige Geschenke-Ausbeute. Also stellte Steven seinen Rucksack ab und ging zu seiner Mutter. "Hallo, Ma", sagte er, als er in die Küche kam. Frau Schuto hatte genauso dunkle Haare wie ihr Sohn und auch die Augen hatte er von ihr geerbt. "Steven! Hallo, Schatz! Wo ist denn Fabian?", fragte sie und schloss ihren Ältesten in die Arme. Steve grinste. "Sarah hat ihn sofort in Beschlag genommen", erklärte er. Seine Mutter nickte und wandte sich dann wieder dem Tortenboden zu. "Wo ist Papa?", fragte Steven jetzt und lehnte sich an die Anrichte. "Er holt die Muffins vom Konditor. Aber er sollte jeden Moment zurück sein. Was gibt's denn so wichtiges, das ihr unbedingt früher kommen wolltet?", fragte seine Mutter. Steven seufzte. Hätte sie ihm nicht den Rücken zugewandt, hätte sie gesehen, wie rot er geworden war. "Können wir da gleich-", setzte er an, doch in diesem Moment hörte er einen Schlüssel in der Haustür und Sarah rief "Papa!", bevor sie eben jenem entgegen rannte. Rick hatte den Moment genutzt und war in die Küche gekommen. "Fabian! Schön, dich zu sehen! Konntest du dich vor Sarah retten?", lächelte Stevens Mutter ihn an und umarmte auch ihn. Sie hatte Rick schon immer als eine Art Ziehsohn betrachtet. Er nickte. "Hallo Astrid. Ja, geht schon", antwortete Rick ausweichend. Steven sah ihn mit hochgezogenen Brauen an. Wurde da jemand nervös? Anscheinend war Rick sich ihrer Sache doch nicht so sicher, wie er den Anschein gemacht hatte.
Da kam Stevens Vater in die Küche, Sarah an seinem Bein. Er gab seiner Frau einen Kuss und begrüßte dann die beiden Jungs. "Hallo, ihr zwei. Wie geht's?", fragte er. Die Jungs nickten. "Gut", kam es synchron. "Wie ein altes Ehepaar", lachte Astrid. "Also, ihr wolltet mit uns reden?", fragte Herr Schuto und stellte die Box mit den Muffins ab. Steven nickte. "Ja, äh, unter vier Augen, wenn das geht?", fragte er leise. "Sarah, du hast deinen Bruder gehört. Geh nach oben und spiel mit Simon!", erklärte Astrid. Eine Schnute ziehend ging Sarah hoch.
"So, was ist los?", fragte Stevens Mutter und stemmte die Hände in die Hüften.Rick PoV:
Rick mochte Stevens Eltern. Die Schutos waren immer sehr nett zu ihm und waren insgesamt eine sehr fröhliche Familie. Doch jetzt, als sie beide vor ihnen standen und sie erwartungsvoll ansahen, bekam Rick doch ein wenig Angst vor ihrer Reaktion. "Ähm ja, also, wie soll ich sagen", stammelte Steven und sah Rick hilfesuchend an. "Jungs, wir haben nicht ewig Zeit. In einer Dreiviertelstunde kommen die anderen Gäste!", erklärte Stevens Vater streng. Doch er lächelte dabei. "Nein, jetzt mal ehrlich. Was ist los?" Rick atmete tief durch. Er wusste, Steven würde es nicht über sich bringenm, es auszusprechen, deshalb ergriff er beherzt die eiskalte Hand seines Freundes. Astrids Blick wanderte von Steven zu ihren verschlungenen Händen zu Rick. Ihre Augen weiteten sich. "Ihr...?", sie ließ die Anrede wie eine Frage klingen. Rick nickte. "Wir lieben uns", flüsterte er. Plötzlich schlangen sich die Arme von Stevens Mutter um die beiden Jungs. "Oh Jungs! Das ist doch toll!", rief sie mit tränenerstickter Stimme. Steves Vater stand immer noch unbeweglich da. "Paul, nun sag' doch was! Fabian und Steven sind ein Paar, ist das nicht schön?", sagte sie zu ihrem Mann. "Ihr seid... schwul?", brachte der heiser heraus. Steven sah ihn an. "Ja, also nein, also, ach keine Ahnung", sagte er. Dann erklärten sie ihnen die ganze Geschichte. Sie berichteten vom Urlaub, vom Kuss, von den Gefülen, der Liebe. Langsam wurde Pauls Blick weicher. "Na dann", sagte er, als sie geendet hatten. "Herzlichen Glückwunsch!" Und zu Ricks Überraschung schloss auch er die beiden in die Arme. "So lange ihr glücklich seid, sind wir es auch", erklärte er leise den beiden Jungs. Rick war ihm wirklich dankbar. Er lächelte Stevens Vater an. Auch Steven hatte nichts als Liebe und Dankbarkeit im Blick.
"Fabian, wissen deine Eltern schon Bescheid?", fragte Astrid plötzlich. Rick schüttelte den Kopf. "Nein, aber wir fahren übermorgen hin. Bisher wisst nur ihr es. Und unsere Freunde vom Verein", antwortete er. "Genau", stimmte Steven zu. "Wir wollten nich' sofort damit hausieren gehen, wisst ihr? Es sind ja auch erst zwei Wochen. Aber wir haben keine Lust, uns vor jemandem verstellen zu müssen." Seine Eltern nickten. Dann gingen die Jungs ins Wohnzimmer und ließen ihre Eltern wieder mit den Party-Vorbereitungen allein. Sie setzten sich nebeneinander auf die Couch. "Siehste, ich hab's dir doch gesagt!", erklärte Rick und stieß Steven liebevoll in die Seite. "Ja, aber vorhin hast du auch nicht mehr so selbstsicher gewirkt!", antwortete Steven und grinste seinen Freund an. Da hatte er wohl Recht. "Viel mehr Schiss hab' ich vor Dienstag!", erklärte Rick dann. Steven legte einen Arm um seinen Freund. "Ach, das wird schon. Deine Eltern sind wahrscheinlich genau so entspannt wie meine", sagte er. Rick zuckte die Achseln. 'Was, wenn nicht?', dachte er. 'Was, wenn sie sich Enkel wünschen?' Steven hat gut reden, seine Eltern hatten noch zwei Kinder. Er als Einzelkind hatte einen ganz anderen Stand. Er hoffte nur, dass alles gut ausgehen würde.
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2 Boys 1 Love - zwei Frösche in der Realität
FanfictionDies ist die Fortsetzung meiner Geschichte "2 Boys 1 Kap - zwei Frösche in Südafrika". Man kann die Story wahrscheinlich auch verstehen, wenn man den ersten Teil nicht gelesen hat, aber empfehlen würd ich's natürlich schon. ;) Rick und Steve kommen...