Selina nickte und schloss wieder die Augen. Sie konzentrierte sich auf ihre Magie und ließ ihre Macht nur ein klein wenig wachsen. Sie hatte das Gefühl, dass das schon reichen könnte. Dann versuchte sie sich den Stock ins Gedächtnis zu rufen und sich die Fontaine möglichst bildlich vorzustellen, eh sie ihre Magie ans Wasser abgab. Sie hörte das Plätschern und öffnete die Augen. Vor ihr hob sich eine gut fünf Meter hohe Fontaine aus dem Wasser. Zwar schwamm der Stock knapp daneben aber Selina hüpfte trotzdem freudig im Wasser herum.
"Ich habs geschafft."
Nathaniel grinste.
"Ja das hast du. Und jetzt probieren wir es weiter. Versuche mal die Fontaine zu bewegen."
Die Fontaine war nachdem sie sich nicht mehr auf sie konzentriert hatte, zusammengebrochen.
Sie ließ ihren Machtpunkt wieder ein winziges Stück wachsen und ließ die Fontaine entstehen. Dann ließ sie sie in Gedanken ein wenig kreisen und übertrug ihre Kraft auf das Wasser. Diese Fontaine war etwas kleiner als als die vorherige, aber dafür bewegte sie sich. Langsam ließ Selina sie auf sich zukommen, dann streckte sie die Hand aus, um sie zu berühren.
"Selina. Selina! Komm sofort aus dem Wasser und hierher unter die Baumkronen!"
Sie riss sich von ihrer Fontaine los, die sofort in sich zusammenfiel und starrte Nathaniel erschrocken an.
"Was ist los?"
"Komm jetzt raus aus dem Wasser!"
"Wieso?"
Er deutete zum Himmel hinauf. Die Sonne war fast komplett verschwunden und nur noch wenig Licht vorhanden. Trotzdem konnte Selina die zwei schwarzen Punkte, die auf sie zukamen genau erkennen.
"Scheiße!"
"Wir müssen hier weg! Sie haben deine Magie gespürt!"
Er wollte sie weiterzerren, doch sie blieb stehen.
"Warte! Können Dämonen ertrinken?"
"Gute Frage, ich glaube schon, wenn Magie im Spiel ist.", antwortete er ehrlich und auf Selinas Gesicht bildete sich ein fieses Grinsen.
"Nein, das kommt überhaupt nicht infrage. Du bist noch nicht so weit."
"Komm schon Nathaniel! Sieh es als Training an."
Und eh er es sich versah, waren die zwei Dämonen schon zu nah, als das sie hätten weglaufen können.
"Na schön.", knurrte er.
Sie blieb am Ufer stehen und konzentrierte sich auf den See über den die Dämonen gerade flogen. Sie ließ ihre Magie wachsen und lenkte sie über die feuchte Erde in das Wasser hinein. Plötzlich schoss eine Fontaine in die Höhe und umwickelte einen der Dämonen. Dieser kreischte und versuchte sich zu wehren, bis plötzlich ein Blitz in die Fontaine einschlug und der Dämon aufhörte sich zu wehren. Sie ließ die Wassersäule mit aller Kraft zurück in den See klatschen, um sicher zu gehen, dass dieser auch wirklich tot war. Selina keuchte, doch Zeit zum Verschnaufen hatte sie nicht, denn der nächste Dämon kam auf sie zu. Sie ließ ihre Magie wachsen und lenkte diese wieder durch die Erde ins Wasser. Eine Wasserwand tat sich vor ihnen auf und Nathaniel lenkte roten Blitze hinein. Anders als sein Weggefährte, hatte dieser Dämon keine Zeit zum schreien, denn durch Nathaniels Blitze starb er fast sofort. Selina ließ die Wand zusammenbrechen und taumelte zurück, bis ihr Rücken gegen einen Baum stieß. Langsam sank sie am Stamm hinunter.
Nathaniel kam zu ihr.
"Alles in Ordnung?"
"Ist es normal, dass ich schwarze Flecken tanzen sehe?", witzelte sie keuchend. Er lächelte leicht.
"Du hast dich eben übernommen. Wir hätten es bei den Fontainen belassen sollen."
"Schon gut. Jetzt weiß ich wenigstens, dass ich Grenzen habe."
"Wir gehen zurück, wenn es dir einigermaßen besser geht. Will reißt mir den Kopf ab, wenn er dich so sieht."
"Da hast du wohl Recht.", sagte sie lächelnd.
Nach einer Weile beruhigte sich ihr Atem und ihre Beine fühlten sich nicht mehr so sehr nach Wackelpudding an.
"Können wir wieder zurück?", fragte er vorsichtig.
Sie nickte und stand auf. Plötzlich wurde ihr schwindelig und Übelkeit stieg in ihr hoch. Sie beugte sich von ihm weg und übergab sich.
"Äh Selina. Ist wirklich alles in Ordnung?"
Sie lehnte sich seitlich an den Baum und schloss die Augen.
"Nein. Nichts ist in Ordnung momentan. Die Welt dreht sich wie verrückt."
"Die Welt dreht sich immer. Deshalb gibt es ja Tag und Nacht. Aber nur um sicher zu gehen, dass es nichts anderes ist, was dir zu schaffen macht. Sollte ich dich durchscannen?"
Sie riss die Augen auf. Selina wusste, dass er sehen würde, was Avina nicht gesehen hatte und das musste sie verhindern.
"Nein schon gut. Lass es gut sein. Das wird schon wieder." Er bedachte sie mit einem skeptischen Blick und behielt jede ihrer Bewegungen im Auge. Sie ging zum See und spühlte sich den Mund aus.
"Lass uns jetzt zurückgehen.", bestimmte sie und lief vorraus.Im Lager angekommen lief sie sofort zum Feuer und klaute sich etwas von Wills Essen. Dieser protestierte nicht und fragte nach einer Weile:
"Wie lief das Training? Hast du Nathaniel am Leben gelassen oder müssen wir ihn am Grund des Sees suchen?", scherzte er.
"Es lief gut und Nathaniel kommt gleich. Ich glaube er ist nochmal los um die Dämonen aus dem See zu holen.", antwortete sie ruhig.
Avina sah sie erschrocken an und Selina fügte hinzu:
"Es ist alles gut. Wir haben sie vernichtet. Auch wenn ich mich etwas übernommen hatte, was meine Kräfte angeht.", sagte sie ehrlich.
Avina schüttelte nur fassungslos den Kopf und widmete sich wieder ihrem Spieß. Nach einer Weile kam Nathaniel dazu und setzte sich neben Avina. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und sah ins Feuer.
Selinas Erschöpfung gewann irgendwann die Oberhand und sie legte sich auf die Decke. Sie bekam noch mit wie Will sagte, dass er die erste Wache übernehmen und später Avina wecken würde, dann war sie schon weggedämmert.
Leider war ihr Schlaf mehr als unruhig.Daron ritt auf seinem grauen Hengst durch die Wüste, neben ihm seine treuesten Gefolgsleute unter anderem auch Rose, Hunter und Jack. Die Überbleibsel seiner schwarzen Armee. Jack hatte es irgendwie geschafft aus den Kerkern in Larwenia zu entkommen. Wie, hat er bis heute nicht verraten. Immer wenn man ihn daraufhin ansprach, wandte er den Blick ab und fing ein neues Thema an. Daron hatte dieses Verhalten nach einer Weile akzeptiert und ihn in Ruhe gelassen. Nun waren sie auf den Weg nach Kalistrien, um dort ein Bündnis auszuhandeln und endlich einen Krieg beginnen zu können, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Er wollte Larwenia, Sondra und Kalistrien unter seinem Wappen sehen und das unter allen Umständen. Antonia war im Schloss geblieben und kümmerte sich dort um den Alltag, was ihm nur Recht war. Nach einer Weile konnte sie einem tierisch auf die Nerven gehen.
"Selina. Hey Selina. Wach auf, mein Liebling.", flüsterte jemand in ihr Ohr.
Sie riss die Augen auf und sah sich hektisch um. Will saß neben ihr und sah sie beunruhigt an.
"Alles in Ordnung. Du hast nur unruhig geschlafen."
Langsam beruhigte sie sich wieder.
"Danke. Ich habe von Daron geträumt. Er ist nicht im Wüstenpalast. Er reist nach Kalistrien, um dort ein Bündnis auszuhandeln. Er will Krieg."
Er erstarrte in seiner Bewegung.
"Was?", fragte er und raufte sich die Haare.
"Das ändert alles.", fügte er hinzu.
"Antonia ist noch im Schloss, aber das wird uns nicht viel bringen. Sie kümmert sich um das Alltägliche."
Sie setzte sich auf, stützte sich mit den Armen ab und sah ihn an.
"Wir müssen uns jetzt eine neue Strategie überlegen und dann schauen was am besten ist."
"Mach dir jetzt erst einmal keinen Kopf darüber. Wir reden morgen mit den anderen darüber."
"Na gut." Er küsste sie auf die Stirn.
"Ich wecke Avina auf, damit sie die nächste Schicht übernimmt, dann komme ich wieder zu dir."
"Okay."
Er stand auf, ging zu Avina hinüber und weckte sie auf.
"Schwesterchen, es ist Zeit für deine Schicht." Sie murrte, stand aber auf und holte aus ihrem Rucksack eine Wasserflasche und kippte sich ein wenig davon ins Gesicht, um wach zu werden. Er ging zurück zu Selina und legte sich neben sie.
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Larwenia Band 5 - Prince Of Fire And Death
FantasyNathaniel, William und Kyle folgen Daron nach Xadrien. Die Mädchen sollten eigentlich im Schloß bleiben, doch sie denken gar nicht daran. Jedoch kaum haben sie die Jungs erreicht bekommt Selina ein Problem mit dem keiner Gerechnet hat und nachdem...