15.Kapitel. Nacht

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Aufgewühlt lief Nathaniel durch die Wüste.
Er musste Ruhe finden und das würde er nur, wenn er mal ordentlich Dampf ablies. Bereits ein Stück von Schloss entfernt setzte er sich und zog Schuhe und Jacke aus. Dann ging er noch ein Stück um Abstand zwischen sich und seine Sachen zu bringen, bevor er seine Füße in den Sand vergrub. Die nachts kalte Wüstenluft umwehte ihn, doch der Sand hatte noch die Wärme des Tages gespeichert.
Nathaniel lies Feuer durch ihn lodern und erhitzte ihn noch mehr, dann schloss er die Augen. Er lies seine Kräfte einfach ohne Ziel aus sich ausbrechen. Hier in der Wüste, wo weit und breit nichts war, konnte er das ohne Bedenken tun. Zwar sah er nicht was passierte, doch er spürte wie seine Kräfte aus ihm hinaus in den Sand strömten und er spürte Hitze. Hätte er sich in einem Dorf befunden, hätte vermutlich längst alles in Flammen gestanden.
Er sah Bilder in seinem Inneren die ihn an einen solchen Moment erinnerten und er erinnerte sich wie stolz sein Vater damals war. Erst als plötzlich wieder diese Stimme in seinen Innersten erschien, spürte er etwas anderes. So ein flaues Gefühl im Magen. Fast wie Reue. Woher kam das nur so plötzlich?
Dann hörte er ein Plätschern und öffnete die Augen. Er stand vor einer Skulptur aus Glas. Oder viel mehr einen Brunnen. Dieser kam ihm so Wahnsinnig bekannt vor, doch er konnte ihn einfach nicht zuordnen. Sogar Wasser plätscherte über das Glas. Er musste eine Unterirdische Quelle angezapft haben.
Nathaniel verstand die Welt nicht mehr. Seine Magie hätte furchtbare Zerstörung anrichten müssen, und nun stand er vor einen kleinen Kunstwerk.
Er hatte nichts zerstört, sondern etwas erschaffen. Sowas hatte er noch nie zuvor getan. War seine Magie doch noch zu etwas anderem zu gebrauchen?
Eigentlich mit nur noch mehr Fragen im Kopf aber müde, lief er zurück zum Schloß und schlief in seinem Bett schnell ein. Ruhig glitt er ins Land der Träume und sah sich selbst, viele Jahre jünger allerdings und ganz allein auf dem Turm des Palastes. Er hatte sich ein Buch aus der Bibliothek stibitzt und vor ihm lagen Federn, die er im Hühnerstall aufgelesen hatte. Der Zauber, der vor ihm in dem Buch stand, war schwierig. Außer den Federn brauchte er dazu Schwefel, Gold und Blut.
Er hoffte sein Goldener Ring würde ausreichen und alles andere hatte er. Sogar ein Ei. Den Schwefel legte er nun in eine Schüssel und den Ring ließ er zu Staub zerfallen und ließ ihn ebenfalls hinein fallen. In einer zweiten Schüssel war sein eigenes Blut und er tauchte die federn hinein bis sie rot waren. Dann schmiss er sie in den Goldgelben Staub und
rührte das alles so lange um bis er an den Federn hängen blieb.
Nun kam Magie ins Spiel und er ließ die Federn durch die Luft wirbeln. Fasziniert sah er zu, wie sie sich drehten und wegen des Goldes funkelten. Doch plötzlich gingen sie in Flammen auf. Er war das nicht umd drehte sich erschrocken um. Daron stand hinter ihm und fauchte: "Vergeude deine Zeit nicht mit solchen Kinderreien!"
"Aber ich wollte.."
"Einen Phönix erschaffen? Nathaniel das sind Märchen und das Einzige, was du je schaffen wirst sind Dämonen."
Er zertrat das Ei in der Asche der Federn und verlangte von Nathaniel: "Heb die Schüsseln auf und komm mit!"
Was dieser auch tat. Er hatte keine Ahnung, das nach alldem die Asche und das Ei noch einmal in Flammen aufgingen und dort ein Phönixjunges saß.
Nathaniel erwachte.
Ein schöner Traum, doch nicht seine Erinnerungen. Er hatte nach dieser Demütigung seinen ersten Dämonen erschaffen und ihn gleich darauf töten müssen.
Das war einfach nicht seine Nacht, doch als er sich aufsetzen wollte, bemerkte er etwas Schweres auf seiner Brust und sah dort hin. Ein Vogel saß dort. Ein Vogel mit roten und goldenen Federn, die in der Dunkelheit zu glimmen schienen. Wie kam er hier hinein und wieso sas er auf ihm?
Der Vogel beugte sich vor und Nathaniel konnte sich in dem Moment nicht bewegen, als sich ihre Gesichter so nahe waren und er die Tränen in den Augen des fremden Tieres sah.
Weinte es etwa?
Noch während er sich das fragte, tropfte die Träne in sein Gesicht und lief in seine Mundwinkel. Nathaniel konnte sie schmecken und plötzlich kam ihn ein Name in den Sinn.
"Nyx."
Der Vogel schien zu lächeln, soweit das einen Vogel möglich war und sein Glimmen wurde zu lodernen Flammen.
"Nyx du ... Wie konnte ich dich vergessen?"
Er hörte die Stimme des Phönix.
"Das ist eine sehr komplizierte Geschichte. Endlich hab ich dich erreicht. Ich wusste meine Erinnerung würde deine zurück holen."
"Du meinst ich habe dich wirklich erschaffen und nicht nur zufällig ein paar Jahre später gefunden?"
Nyx nickte.
"So ist es. Du hast aus Magie und Asche Leben erschaffen, doch das wichtigste dabei, warst du. Dass du daran geglaubt hast. Als ich Jahre später immer schwächer wurde, lag es auch an dir. Du hast nicht mehr an gute Magie geglaubt. Ich musste mich dir zeigen, sonst wäre ich erloschen, mir ging es damals sehr schlecht. Doch nicht so schlecht wie gerade noch, als du mich vergessen hast. Nur der kleine Funken tief in deiner Seele war wusste, dass ich da bin und hat mich lebendig gehalten. Deshalb hat es so lange gedauert, dich zu erreichen. Ich war zu schwach."
"Aber wie konnte ich dich vergessen?", fragte Nathaniel noch einmal, aber Nyx wollte seine Frage nicht beantworten.
"Wenn ich es dir sage, wirst du mir nicht glauben, du musst dich erinnern, tief in deinen Innern kennst du alle Antworten."
Der Phönix sprang aufs Fensterbrett und Nathaniel rannte hinterher.
"Lass mich jetzt nicht allein!"
Doch der Phönix flog davon und ließ ihn mit all den Fragen allein.

Larwenia Band 5 - Prince Of Fire And DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt