19. Kapitel. zurück zum Drachen

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Selina wickelte sich in eine der Decken die sie dabei hatte und rückte näher an das Feuer. Es war schon spät am Abend und sie hatte beschlossen, dass es doch nun an der Zeit war eine Rast einzulegen. Sie hatte ihr Pferd und die Wölfe den ganzen Tag durchlaufen lassen und nur kurze Pausen zum Trinken eingelegt. Sie fröstelte. Hier oben im Vorgebirge war es ziemlich kalt, während es in der Nähe des Schlosses noch relativ warm war, wehte hier ein eisiger Wind durch den Nadelwald. Das Pferd war an einen Baum gebunden und versuchte sich in dessen Windschatten zu stellen. Es war ein Wunder, dass sie bei diesem Wind überhaupt ein Feuer zustande gebracht hatte, über dem nun ein kleiner magerer Hase briet. Gerade als sie zu essen begann, trat Luna zwischen den Bäumen hervor. Ihr Maul war blutverschmiert, wovon Selina ausgehen konnte, dass das Rudel jagen gewesen war. Sie nickte zur Begrüßung und setzte sich dicht neben sie. Auch die anderen Rudelmitglieder kamen langsam auf sie zu und kuschelten sich dicht an sie, um sie zu wärmen. Selina aß noch einen Teil des Hasens und warf ihn dann den rangniedersten Wölfen zu. Von der Beute, die das Rudel riß, bekamen sie immer am wenigsten oder manchmal auch gar nichts ab. Sie warfen sich quasi auf das Fleisch, während sie die Decke enger um sich zog und überlegte ob sie die zweite Decke auch holen sollte. Sie entschied sich dafür, lief zu den Satteltaschen und zog die zweite heraus. Schnell schlängelte sie sich durch die Wölfe hindurch und setzte sich wieder an ihren Platz. Luna stupste sie an und deutete ihr sich hinzulegen. Sie breitete die zweite Decke auf dem Boden aus und rollte sich dann darin ein. Luna rollte sich an ihrem Kopf zusammen, nachdem sie noch zwei Wölfen befohlen hatte, Wache zu halten. Selina schloss die Augen und schlief nach einer ganzen Weile ein.

Am nächsten Morgen packte sie schnell alles zusammen, sattelte das Pferd und saß auf. Sie trieb die Stute zum Galopp an und lenkte sie in nordöstliche Richtung. Sie wollte noch heute Abend die Höhle des Drachen erreichen, damit sie nicht länger diesem Wind ausgesetzt war. Am Abend kam sie in einem Tal an, das von hohen Bergen mit schneebedeckten Gipfeln umkreist war. Sie näherte sich ihrem Ziel und sah sich um. Wo war die Höhle nochmal genau? Sie ritt weiter und schickte die Wölfe aus um die Höhle zu finden. Nach einer Weile kam ein grauer Wolf auf sie zu und nickte in die Richtung aus der er gekommen war. Sie gab Luna ein Zeichen, sodass sie die ausgesandten Wölfe zurückrief. Die alte Wölfin heulte kurz und wenige Minuten später waren sie alle wieder anwesend. Sie lenkte ihr Pferd in die Richtung in die der Wolf genickt hatte und trieb sie an. Sie bremste sie ab, als ein Bach ihren Weg kreuzte und die Höhle in Sicht kam.
Sie ließ das Pferd trinken und lenkte es dann durch das Wasser. Vorsichtig lenkte sie die Stute das Geröll hinauf.
Vor der Höhle blieb sie stehen. Es war die Höhle in der sie damals das erste Mal auf den Drachen gestoßen waren und er sie mitgenommen hatte. Sie rief die Wölfe hinein und band sie Stute an der Felswand fest. Dann breitete sie die Decke aus und sah sich um. An der Wand hatte sich eine riesige Pfütze gebildet und die letzten Sonnenstrahlen spiegelten sich darin. Gerade knabberte sie an etwas Trockenfleisch als sie Flügelschläge von draußen näher kommen hörte. Sie sah zum Höhleneingang und sah wie ihr Freund landete. Die Stute geriet in Panik und versuchte sich loszureißen und auch die Wölfe drängten sich in eine Ecke. Selina saß einfach nur da und beobachtete wie der Drache herreinkam. Er schnüffelte und fragte schließlich in die Dunkelheit:
"Selina bist du das?"
"Schön dich wiederzusehen Drache.", antwortete sie seelenruhig.
"Was tust du hier? Ist dir klar, dass du kurz in Lebensgefahr warst, weil ich dachte, dass sich jemand Fremdes hier rein getraut hat und ich kurz davor war Feuer zu speien, um ihn loszuwerden?", fragte er ehrlich verwundert.
"Mir kam kurz der Gedanke, aber bevor du es tatest, hast du mich zum Glück gerochen."
"Also was tust du nun hier?"
"Können wir darüber in deiner anderen Höhle reden? Wie es aussieht werde ich wohl einige Tage bleiben." Er wirkte sehr verwirrt, doch nickte nach einer Weile und trat langsam aus der Höhle. Sie ging zu ihrem Pferd und sattelte es ab, damit sie sich selbst versorgen konnte, während sie nicht da war. Kaum war sie abgesattelt preschte sie aus der Höhle und Selina packte alles aus den Satteltaschen in ihren Rucksack um. Sie setztesich ihn auf auf und trat dann hinaus zu dem Drachen. Er bückte sich damit sie aufsteigen konnte und flog dann los.
Als sie auf dem Landeplateau ankamen, stieg sie ab und lief mit ihm in die Höhle. Dort führte er sie in den Raum mit den vielen Fellen und ließ sich dort nieder.
"So und jetzt will ich wissen, was passiert ist und wieso riechst du so eigenartig?" Er legte den Kopf schief und Selina errötete leicht.
"Also... ähm. Wir haben nun das Schloss zurückerobern können, da Daron nach Xadrien geflüchtet ist und nun hat er sich mit Kalistrien verbündet und plant einen Krieg gegen uns und Sondra. Jetzt wurde ich von William ..."
"War das nicht der Rabe?", unterbrach er sie kurz.
"Ja genau. Jedenfalls wurde ich von ihm geschickt, um ein Bündnis mit euch Drachen auszuhandeln." Zum Schluss hin wurde sie immer leiser.
"Du weisst, dass ich nicht der Clanführer bin und dementsprechend nicht viel ausrichten kann."
"Aber könntest du mir helfen?"
"Wir könnten versuchen sie zu überreden. Ob es etwas bringt ist die nächste Frage, weil unser Clanführer sehr schwierig sein kann. So und nun will ich wissen, wieso sich dein Geruch ein wenig verändert hat."
"Ähm...nun...das ist so...äh..."
"Nun rück schon mit der Sprache raus. Du warst doch sonst nie sprachlos."
"Schon gut. Schon gut. Ich bekomme ein Kind."
Er betrachtete sie eingehend.
"Von wem ist es? Wieso hast du keinen Bauch dran? Müsste er nicht größer sein?"
"Es ist von William. Wir haben vor einigen Monaten geheiratet, aber das weisst du ja schon. Dass ich schwanger bin, habe ich auch erst vor einigen Tagen erfahren."
"Moment...Willst du mir gerade erzählen, dass William dich in diesem Zustand weggeschickt hat, um mit meinen Artgenossen ein Bündnis auszuhandeln? Bei dem du draufgehen kannst?"
"Äh najaa..."
Der Drache schüttelte den Kopf.
"Stopp! Ich glaube ich weiß, was du mir sagen willst.
Er weiß nicht, dass du ein Junges von ihm bekommst oder er weiß nicht, dass du hier bist."
"Er weiß beides, nur gefällt es ihm nicht sonderlich. Ich habe ihm gesagt, dass er das Land auf den Krieg vorbereiten soll. Ich hoffe nur nicht, dass er auf dumme Ideen kommt und ebenfalls herkommt."
"Darauf musst du dich einstellen. Du bist seine Gefährtin und trägst obendrein noch sein Junges in dir. Er wird dich wieder nach Hause holen wollen."
Sie sah traurig zu Boden.
"Warum sagst du das mit einer Sicherheit, die mir ganz und gar nicht gefällt?" Er schüttelte den Kopf und wechselte das Thema.
"Weisst du schon, was es wird?"
"Es wird ein Gestaltwandler. Welches Geschlecht weiß ich allerdings noch nicht."
Er schüttelte den Kopf.
"Woher weißt du, dass es ein Gestaltwandler wird?"
"Er oder sie verwandelt sich ständig und außerdem musste ein Gott eingreifen, sonst wäre ich bei seiner ersten Verwandlung vermutlich gestorben. Es war bevor der Gott eingegriffen hatte halb Wolf, halb Rabe in seiner Tiergestalt."
Der Drache sah sie verwirrt an.
"Also hat er seinen Raben weitervererbt."
Selina nickte.
"Das ist jetzt aber nicht mehr möglich. Der Gott hat dafür gesorgt, dass sowohl Will, als auch sein Kind, Wolfsgestaltwandler werden."
Er drehte sich auf die Seite.
"Dein Leben ist ganz schön verrückt geworden, weisst du das?"
Sie seuftzte. Er hatte Recht. Ihr Leben war mal weniger aufregend gewesen.
"So nun ruh dich erst einmal aus oder wasch dich erst. Ist mir egal, was du tust, aber achte auf dich."
Sie nickte.
"Darf ich mir ein Kleid aus der Truhe nehmen?"
"Klar, darfst du das. Ich habe doch keinen Nutzen davon. Und seit wann trägst du Kleider?"
"Gute Frage. Ich weiß es selbst nicht."
"Na egal, geh jetzt!"

Larwenia Band 5 - Prince Of Fire And DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt