25.Kapitel. Wieder zusammen

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Kyle mähte sich eine sich eine Schneise durch den wilden Dschungel von Xadrien. Schuldgefühle plagten ihn. Eigentlich hätte er bei Nathaniel bleiben müssen, aber er hatte vorschnell und unüberlegt gehandelt und hatte Jack umgebracht. In diesem Moment hatte sein Überlebensinstinkt überhand genommen und er hatte diesem Irren seine eigene Tinktur in den Rachen gestopft. Nunja jetzt war Jack tot und er auf der Flucht. Plötzlich hörte er das Wiehern eines Pferdes und eine fluchende Frauenstimme. Eine Stimme die er nur zu gut kannte. Verdammt, was hatte Avina denn hier zu suchen? Sie sollte doch mit den anderen im Schloss von Larwenia bleiben. Nathaniel würde ihn umbringen, wenn er herausfand, dass Avina auf eigene Faust losgezogen war. Er kämpfte sich weiter durch das Dickicht und schließlich kam die Prinzessin in Sicht.
"Avina? Zum Teufel! Was tust du denn hier?", rief er und sie duckte sich und ihr Blick glitt wachsam in seine Richtung. Schließlich entdeckte sie ihn und richtete sich wieder auf.
"Dasselbe könnte ich dich fragen und wo ist Nathaniel?", fragte sie barsch.
Mist. Mit dieser Frage hätte er rechnen müssen.
"Er kommt nach. Ich weiß nicht wie lange es dauern wird, aber er kommt."
Das war zwar nur die halbe Wahrheit aber darauf musste er nun aufbauen. Ouh, am Ende dieser Sache war er ein toter Mann. Er hatte die Prinzessin belogen und zugelassen, dass sie in feindliches Territorium gerät. Vorerst gab sie sich mit der Aussage zufrieden und wartete bis er sich zu ihr durchgekämpft hatte. Dann warf sie sich ihm um den Hals und umarmte ihn. Er war in der letzten Zeit zu einer Art bester Freund für sie geworden, weshalb ihn diese Geste nicht sehr verwirrte.
"Wir gehen zurück nach Vars und warten dort auf Nathaniel. Dort fallen wir nicht zu sehr auf, wenn du die Kapuze aufhast." Verwirrt löste sie sich von ihm und sah ihn an.
"Du denkst doch nicht, dass ich abgehauen bin, ohne Aufsehen zu erregen. Jetzt werden wahrscheinlich ein paar Dämonen hinter mir her sein, um mich zur Strecke zu bringen." Sie nickte verstehend und fragte:
"Was hast du angestellt?"
"Sagen wir es so ... Jack stellt jetzt keine Probleme mehr da. Ich habe ihn, während einer Folterstunde töten müssen, um mein eigenes Leben zu retten.", antwortete er wahrheitsgemäß.
Ihre grünen Augen weiteten sich.
"Die haben dich also doch erwischt?"
Mist. Er hätte den Mund halten sollen.
"Ja zum Schluss konnte ich dank Nathaniel fliehen. Er wollte noch dort bleiben und noch etwas erledigen."
In ihrem hübschen Gesicht war Angst zu lesen.
"Mach dir keine Sorgen. Alles wird gut."
Avina nickte und führte Kassiopeia neben sich her, während sie sich auf den Weg zurück nach Vars machten.

Selina stand schließlich auf und stellte das Buch zurück ins Regal.
"Willst du mitkommen?", fragte sie während sie sich umdrehte und ihren Gefährten ansah.
"Wohin?", fragte Will und sah sie fragend an.
"In die Grotte. Ich möchte üben.", antwortete sie. Er nickte und stand auf. Während sie zur Grotte liefen fragte er:
"Was denkst du, wie lange wir noch warten müssen bis ein Ergebnis zustande kommt?"
"Ich habe keine Ahnung, aber wenn dieser Drache nicht bereit ist, mit seinem Sohn zu verhandeln, werde ich eingreifen."
"Sel das...", fing er an und nannte sie bei ihrem Spitznamen.
"Nein Will! Ich werde dann persönlich vortreten. Wir können nicht auf die Unterstützung der Drachen verzichten, nur weil ein alter Dickkopf der Meinung ist, er müsse alten Groll hegen.", antwortete sie ernst. Will seufzte und fing an nervös mit seinen Fingern zu kneten. Sie lief weiter auf die Grotte zu und kaum war sie am Wasser angekommen, zog sie sich die Schuhe aus und setzte sich ans Ufer, während sie die Füße ins Wasser hielt. Will lief in der Grotte hin und her und wollte erneut zum Protest ansetzen, als sie einen Wasserstrahl auf ihn los ließ. Er traf ihn im Gesicht und Will fing an zu husten.
Als er sich eingekriegt hatte, funkelte er sie gespielt böse an und zog sich bis auf die Unterhose aus. Dann kniete er sich vor sie hin und hob sie hoch.
"Hättest du nicht einfach sagen können, dass ich die Klappe halten soll?", fragte er und trat ins Wasser. Sie grinste amüsiert, als er sie in den tieferen Bereich des Sees trug.
"Warum grinst du so?"
"Es war wirklich nicht klug von dir, mich dahin zu tragen, wo ich die Kontrolle habe.", lachte sie nun.
Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, als er sie fallen ließ.
Hustend tauche sie auf. Ihr Kleid klebte überall an ihrem Körper.
"Wie damals, als Antonia der Meinung war, mich von dir trennen zu wollen. Als wir dann an dem See übernachtet hatten. Nur jetzt weiß ich wie man das Wasser lenkt und bin nicht ganz so wehrlos.", grinste sie.
"Sie hätte es fast noch geschafft, dass du dich von mir ferngehalten hättest."
"Wenn sie uns heute sehen würde, würde sie platzen.", lachte Selina und Will stimmte mit ein, bis er plötzlich umfiel und ins Wasser klatschte.
Als er wieder auftauchte, schaute sie ihn unschuldig an und unterdrückte ein Grinsen.
"Ich wars nicht.", sagte sie und fügte noch hinzu, als er aufstand und auf sie zuging.
"Du wirst einer schwangeren Frau doch nichts antun wollen oder?", fragte sie gespielt ängstlich. Er knurrte.
"Die schwangere Frau bringt sich schon oft genug selbst in Gefahr, da kann sie doch ein wenig Wasser auch vertragen.", sagte er mit einem amüsierten Funkeln in den Augen. Schnell versuchte sie von ihm wegzukommen, doch sie kam nicht voran. Er schlang vorsichtig seine Arme um ihren Oberkörper und zog sie wieder an sich. Sie quitschte und versuchte sich zu befreien, doch er ließ sie nicht gehen. Selina wehrte sich standhaft und wurde schließlich von ihm unter Wasser gedrückt.
Ihr kam eine Idee und sammelte die Luft im Wasser zu einer Blase die sich um ihren Kopf schloss. Sie schwamm von ihm weg und setzte sich dann auf den Grund des Sees. Dort wartete sie geduldig.
Will fing nach einer Weile an unruhig zu werden und watete auf sie zu, dann tauchte er unter und sah sie an. Belustigt strahlte sie ihm entgegen und machte ein Handzeichen nach oben. Sie tauchten auf und Will fing mit seiner Tirade an.
"Bist du verrückt geworden? Mir so einen Schrecken einzujagen?" Erst starrte sie ihn nur an und fing dann an zu lachen. Er knurrte kurz und zog sie an sich. Sie schüttelte sich selbst in seinen Armen noch vor Lachen, bis er ihr einen Kuss aufzwängte. Automatisch verstumme sie und erwiederte den Kuss. Nach einer Weile löste sie sich von ihm.
"Wann willst du mich eigentlich markieren?"
Etwas überrumpelt sah er sie an.
"Ich dachte, das hat Zeit."
Sie druckste etwas herum.
"Schon, aber das Rudel akzeptiert dich erst als Alpha, wenn wir dadurch verbunden sind. Das hat Luna mit Blicken deutlich gemacht."
"Also hast willst du das nur wegen des Rudels tun und nicht, weil du einfach neugierig bist, ob es wirklich wehtut?"
Sie grinste schief.
"Du kennst mich wirklich zu gut."
Er sah ihr in die Augen.
"Willst du das wirklich?"
"Es ist nur ein Biss. Das werde ich schon durchhalten, ohne zu sterben.", antwortete sie ironisch.
Er sah sie belustigt an, bevor er seine Reißzähne ausfuhr und sie an ihrer Halsbeuge ansetzte. Selina verstand die stumme Nachfrage und lehnte sich an ihn dran.
"Nun mach einfach.", knurrte sie ungeduldig und wappnete sich innerlich. Seine Zähne bohrten sich in ihre Haut und tief ins Fleisch. Sie wimmerte kurz und vergrub ihre Krallen in seinen Arm. Will zog sie fast sofort wieder heraus und betrachtete die blutende Stelle. Selina atmete schwer und lehnte den Kopf an seine Brust.
"Alles okay?", fragte er und fühlte sich hilflos, während seine Gefährtin durch den Schmerz hindurch atmete.
Nach einer Weile blickte sie auf und sah ihm in die Augen. Die Bisswunde hatte inzwischen aufgehört zu bluten und nun starrte sie ihn einfach an. Dann löste sie sich von ihm und ging ohne ein weiteres Wort hinaus. Zurück blieb nur ein verwirrter Will.
Sie spürte seine Verwirrung. Irgendetwas war da jetzt passiert. Sie fühlte sich mit seinen Gedanken und Gefühlen verbunden. Allein das war schon sehr verwirrend. Sie lief gerade zu der Fellhöhle und brauchte einige Minuten um diese zusätzlichen Gefühle zu verarbeiten. Sie waren abgeschwächt und schienen nur dann aufzutauchen, wenn das Gefühl stärker wurde. Sie trocknete sich ab und zog sich ein grünes Kleid an. Es war ein eng anliegendes mit weichen, dehnbarem, bequemen Stoff und einer weiten Kapuze. Ihren Dolch hängte sie sich, wie immer um die Hüfte. Sie sah an sich hinunter und streichelte ihren kleinen Bauch. Ein leichtes Flattern regte sich in ihrem Inneren, wie um zu antworten. Dieses kleine Wesen faszinierte sie. Langsam tastete sie sich geistig an Wills Teil in ihrem Geist.
"Will?"
"Selina? Ist alles in Ordnung?", harkte er besorgt nach.
"Ja da ist nur irgendwie eine Verbindung entstanden bei dem Biss und plötzlich spüre ich deine Gefühle und brauche nicht meine alte Methode, um dich geistig zu erreichen. Es hatte mich verwirrt.", erklärte sie ihm bruchstückhaft.
"Und wieso spüre ich keine Verbindung?"
"Vielleicht muss ich dich ebenfalls markieren. Obwohl Grimm gesagt hat, dass nur ihr machen könnt. Das ist verwirrend.", wandte sie ein.
"Wirst du es tun?"
"Erst wenn unser Kind geboren ist. Diese Schmerzen will ich dir nicht antun Schatz."
"Du kennst die Schmerzen doch noch gar nicht."
"Das zwar nicht, aber so wie die Frauen schreien, wird ist bestimmt nicht kitzeln."
"Stimmt. Wo bist du?"
"In der Fellhöhle. Kommst du her? Ich bin müde."
"Na klar. Ich bin gleich bei dir."
Nach wenigen Augenblicken trat er wirklich in diesen Teil der Höhle und breitete ein paar Felle auf dem Boden aus. Schließlich zog er noch die zwei Decken aus ihrem Rucksack. Sie legte sich zu ihm und fast sofort ruhte seine Hand auf ihr Bäuchlein.
Selina genoss seine Berührungen und kuschelte sich enger an ihn. Eh sie es sich versah, hatte sie die Augen geschlossen und schlief ein.

Will beobachtete sie beim Schlafen. Sie wirkte so entspannt und sorgenlos. Er streichelte vorsichtig ihren Bauch und beobachtete, ob sie reagierte. Sie lächelte ein wenig und drückte sich enger an ihn. Er zog an den Decken und wickelte sie enger darin ein. Langsam entfernte er sich von ihr und stand auf. Sie wimmerte leise, schlief jedoch weiter und er lief leise nach draußen um Drago zu suchen. Er fand den Drachen in dessen Schatzkammer, auf einem Goldhaufen liegen.
"Ah. Ich habe mich schon gefragt, wann du kommen würdest, weil ihr Plan dir einfach nicht gefällt.", meinte Drago.
"Nunja. Er ist einfach zu gefährlich und ich will nicht, dass sie sich und das Kind in Gefahr begibt."
"Und was gedenkst du stattdessen zu tun? Wenn du sie nicht zu meinem Vater lassen willst?"
"Ich würde sie am liebsten nach Hause verfrachten, dort wo sie in Sicherheit ist."
"Sie wird nie ganz in Sicherheit sein. Wenn du sie jetzt heim bringst, wird sie sich die nächste Aufgabe suchen. Es ist ihr egal, was du davon hälst, wenn sie die Aufgabe erfüllen kann, tut sie es." Drago schüttelte den Kopf. Plötzlich hob er den Kopf und schnupperte.
"Verdammt!", fluchte er und sprang von dem Goldhaufen.
"Was ist los?", fragte Will.
"Jemand ist hier."
"Ein Drache?" Der Drache nickte bloß.
Plötzlich ertönte ein Schrei und Will sah entsetzt in die Richtung.
Dann rannten er und Drago auch schon los.

Selina zog ihren Dolch, wurde jedoch immer weiter in die Ecke gedrängt. Sie sah die große rote Drachin an, die sie offenbar für einen Snack hielt.
"Was tust du hier? Wieso bist du kleines Menschlein noch am Leben?", fauchte die übergroße schuppige Echse. Das Vieh kam näher und schnupperte an ihr. Selina sah ihre Chance und rammte ihr den Dolch in die Nüstern. Sie schrie und bäumte sich auf, während Selina losrannte und Richtung Ausgang lief. Doch eine Sache hatte sie vergessen. Den Schwanz des Monsters.
Er wickelte sich um ihr Bein und zog sie nach oben. Das schuppige Gesicht der Drachin war nur wenige Zentimeter von ihr entfernt, während sie nichts anderes tun konnte, als herum zu baumeln. Die Drachin fauchte und sprühte ihr damit ihr Blut ins Gesicht und an die Kleidung. Sie hörte schwere Schritte und atmete kurz erleichtert aus. Drago kam zurück.
"Dalamurna!", donnerte seine Stimme durch die Höhle.
"Was tust du da mit meinem Gast?"
"Ein Menschlein ist dein Gast? Du bist doch verrückt geworden."
"Wieso bist du hier? Ich habe dich nicht gebeten wieder her zu kommen.", knurrte er.
"Das ist wohl wahr, aber ich wusste, dass hier etwas nicht stimmt, also bin ich wieder gekommen um nachzusehen, was du im Schilde führst.", antwortete sie.
Selina reichte es. Sämtliches Blut hatte sich in ihrem Kopf versammelt.
"Könntest du riesige blöde Schnepfe mich runter lassen?", knurrte sie laut.
In den Augen der Drachin erschien ein Funkeln.
"Wenn du sie fallen lässt, bist du tot.", drohte Drago Langsam senkte sich der Schwanz der Drachin und legte sie etwas grob ab. Will, der die ganze Zeit nur stumm neben Drago gestanden hatte, lief zu ihr und half ihr auf.
"Komm, wir verschwinden hier besser.", flüsterte er ihr ins Ohr und zog sie sachte mit sich. Kaum waren sie aus der Schlafkammer draußen, ertönte darin ohrenbetäubendes Gebrüll und der Berg begann zu beben. Selina machte sich von ihm los und rannte fast in die Schatzkammer und begann zu suchen.
Nach einer Weile fand sie das wonach sie gesucht hatte und lief an Will vorbei bevor dieser realisiert hatte, was sie tun wollte. Sie rannte mit dem Schwert in der Hand nach draußen und Richtung Schlafkammer. Die beiden Drachen waren nun in einen Kampf verwickelt und für Drago sah es nicht gut aus. Dalamurna hatte sich mit den Vorderbeinen auf Dragos Brust gestellt und fauchte ihn von oben an. Selina rannte zu den beiden Drachen hinüber, wich dabei den peitschenden Schwänzen aus und hielt die Schwertspitze an den Bauch der Drachin. Dorthin wo sie Schuppen nachgiebiger waren, als irgendwo sonst am Körper eines Drachen.
"Eine falsche Bewegung und ich steche zu.", rief sie zwischen das ganze Gefauche und plötzlich wurde es still.
Die Drachin beugte ihren Hals bis sie unter ihren Bauch sehen konnte. Ihre Augen waren schreckensgeweitet und die Anspannung war fast greifbar. Will stand nervös und voller Sorge am Höhleneingang. Selina ignorierte alles um sich herum und konzentrierte sich nur auf die Augen der Drachin. Langsam stieg sie von Drago runter und betrachtete sie eingehend, während er sich aufrappelte. Als er stand, drängte er er Dalamurna an die Wand und knurrte:
"Diese Menschen stehen unter meinem Schutz und du willst dich sicher nicht mit dem künftigen Clanführer anlegen, oder?"
Er fletschte die Zähne um seinen Worten Ausdruck zu verleihen.
Sie nickte knapp und senkte den Kopf.
"Und was willst du jetzt mit diesen Menschen machen?", fragte sie und unterdrückte nicht einmal die Abscheu in ihrer Stimme.
"Sie haben mich um Hilfe gebeten und ich werde helfen."
Sie nickte und bewegte sich langsam zu Ausgang zu.
"Und wenn du etwas davon irgendwem erzählst, kannst du etwas erleben."
Die Drachin nickte noch einmal und verschwand durch den Höhleneingang.

Larwenia Band 5 - Prince Of Fire And DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt