20. Kapitel. Unverhoffter Besuch

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Selina huschte in die  Schatzkammer und ging auf die Truhe zu. Sie öffnete sie und wühlte darin herum. Schließlich fand sie ein schlichtes dunkelblaues Kleid und lief damit in die Grotte.
Nach einem langen Bad stieg sie aus dem Wasser und zog das Kleid an nachdem sie getrocknet war.
Sie sah sich um. Eigentlich war das hier der perfekte Ort um etwas zu üben. Sie ließ ihre Füße im Wasser baumeln und konzentrierte sich auf ihren Machtpunkt. Nur ein winziges Bisschen musste sie ihn wachsen lassen, um etwas mit dem Wasser spielen zu können. Sie ließ es blubbern und fragte sich, ob sie es auch noch mehr erhitzen konnte. Selina konzentrierte sich wieder auf ihren Machtpunkt, ließ ihn wieder wachsen und leitete die Magie ins Wasser. Plötzlich wurde es ganz warm an ihren Füßen und sie fragte sich, warum sie nicht schon eher darauf gekommen war. Plötzlich riss eine Stimme sie aus ihren Gedanken.
"Was tust du da?" Das Wasser hörte automatisch auf zu blubbern und erkaltete, sodass sie ihre Füße sofort wieder herauszog.
Sie sah den Drachen erschrocken an.
"Ich habe nur ein wenig geübt."
Er nickte bloß und verschwand wieder. Sie lief hinter ihm her, in die Schlafkammer und legte sich auf ein Fell. Kurz darauf war sie auch schon eingeschlafen.

Will träumte.
Er lief in seiner Wolfsgestalt durch den Wald. Wenn er weiter so langsam vorran käme, würde er nie ankommen. Er wünschte sich immernoch, er könnte seine Rabengestalt annehmen. Plötzlich stolperte er und fiel. Er rappelte sich auf und spreizte die Flügel. Er musste noch einmal hinsehen um zu begreifen, dass da wirklich Flügel waren und sein Gedächtnis ihm nicht nur einen Streich spielen wollte. Er stieß sich vom Boden ab und flog weiter in nordöstliche Richtung. Er hatte Rückenwind, der ihn viel schneller vorankommen ließ. Er beeilte sich, um nich vor Sonnenaufgang an seinem Ziel anzukommen.

Er spürte kalten Stein unter seinen Füßen und das ließ ihn seine Augen aufschlagen. Wo war er? Verwirrt sah er sich um. Er schien auf einem Steinplateau gelandet zu sein. Nur warum war er auf diesem Steinplateau? Die Sonne war kurz davor aufzugehen und das Licht des anbrechenden Tages beleuchtete den Eingang einer Höhle. Es kam ihm alles so verdammt bekannt vor. Und wie war er überhaupt hierher gelangt? Er hatte doch am Abend noch in seinem Bett gelegen. William erinnerte sich noch an den Traum in dem er Rabengestalt angenommen hatte, aber dies war doch nun nicht mehr möglich, oder doch? Noch verwirrter als er so schon war, sah er an sich hinunter.
Kein schwarzes Fell...sondern Federn bedeckten einen kleinen Vogelkörper. Er verwandelte sich in einen Wolf und fast im selben Augenblick nahm er einen Duft wahr. Ihren Duft. Er kam aus dem Inneren der Höhle und schlagartig fiel es ihm wieder ein, wo er war. Das war die Drachenhöhle. War er geschlafwandelt? Oder träumte er immernoch? Er biss sich in sein Vorderbein.
Verdammt, tat das weh. Okay...er war also wach.
Oh Avina würde so durchdrehen.
Er schlich sich in die Höhle und blieb im Eingang zur Schlafhöhle stehen. Langsam sah er sich um und entdeckte seine Gefährtin schließlich, die zusammengerollt auf einem der Felle lag. In menschlicher Gestalt und einem dunkelblauem Kleid. Ganz leise, um sie und den Drachen nicht zu wecken, der nicht weit entfernt von ihr schlief, tapste er auf sie zu.
Und plötzlich wurde er an seinem Hinterbein in die Luft gezogen. Überrascht jaulte er auf und biss um sich, als er den golden geschuppten Schwanz sah, der ihn fest hielt.

Geweckt durch ein Jaulen sah Selina auf und entdeckte Will der kopfüber am Schwanz des Drachen hing und um sich biss. Der Drache starrte ihn an und sog die Luft ein.
"Nein! Stopp! Das ist Will!" Mit aufgerissenen Augen beobachtete sie wie der Drache inne hielt.
Der Drache sah sie überrascht an und ließ ihn fallen. Rauch trat aus deinen Nasenlöchern hervor. Will fiel zu Boden und konnte sich zum Glück abrollen, bevor irgendetwas Schlimmeres passierte. Wütend funkelte er den Drachen an, der nun seine Aufmerksamkeit an Selina gewandt hatte.
"Ich sagte doch, dass er kommt. Mich würde jetzt nur interessieren, wie er hier hoch gekommen ist."
"Ja das frage ich mich auch gerade.", meinte sie. Will schüttelte sich kurz, bevor er sich ihr zuwandte. Sein Blick war etwas ratlos.
"Ich lag in meinem Bett und habe gträumt, dass ich in meiner Rabengestalt herfliegen würde. Ich bin vor wenigen Minuten erst wach geworden, als ich kalten Stein unter meinen Füßen gespürt hatte und dann war ich schon hier.", offenbarte er und Selina legte den Kopf schief.
"Wie geht das? Ich dachte der Gott habe dir die Rabengestalt genommen. Wie kann das sein?", fing sie an.
"Ich habe keine Ahnung."
"Aber freust du dich denn mich zu sehen?", fragte er in Gedankenunterhaltung nach.
"Natürlich freue ich mich dich zu sehen aber ich weiß, dass du mich jetzt wieder schonen wirst und das ist es, was mich etwas aufregt.", antwortete sie ehrlich. Will wimmerte leise. Er wollte nicht, dass sie aufgebracht war, nur weil er plötzlich hier aufgetaucht war.
"Och nein Will. Das darf doch nicht dein Ernst sein. Kannst du nicht fair sein?" Er wusste, dass sie dabei schwach werden konnte und tat es aus Überzeugung wieder.
Sie knurrte laut, eh sie davonstürmte. Das tat sie nur, damit sie sich ihm nicht in die Arme werfen konnte, weil dieses Wimmern einfach ihr Herz brechen ließ. Der Drache lief zum Eingang und sagte:
"Ich gehe erst einmal Frühstück holen und sieh zu, dass dieser Welpe aufhört zu wimmern. Das ist ja unerträglich." Damit flog er davon. Selina schüttelte den Kopf. Er war echt keine Unterstützung. Genervt lief sie in die Bibliothek und ignorierte das Wimmern, das nun langsam zu einem Jaulen wurde. Wütend knurrte sie noch einmal in seine Richtung und setzte ihren Weg fort.

Will jaulte immernoch herzergreifend.
Irgendwann musste sie doch mal schwach werden. Innerlich grinste er, weil es sie so aufregte, dass das Wimmern sie so leicht schwach machte. Sie konnte instinktiv keinen der Wölfe ihres Rudels unglücklich sehen. Er jammerte weiter über sein Leid, das er doch mit der Liebe ertragen musste und hörte wie sie immer lauter knurrte. Nach einer Weile gab er auf und trottete in die Schatzkammer. Hier musste doch irgendwo eine Hose sein. Er suchte in einer der Kisten und fand schließlich eine, die ihm auch passte.
Schließlich folgte er ihrem Geruch in die Bibliothek. Dort saß sie auf einem grosen Kissen und las. Den Rücken hatte sie ihm zugewandt. Er grinste und schlich sich zu ihr. Er ging auf die Knie und schlang die Arme von hinten um sie. Überrascht zuckte sie zusammen, rührte sich aber nicht weiter und konzentrierte sich auf das Buch. Er grinste und fing an, an ihrer Halsbeuge zu knabbern. Ihr Körper versteifte sich und sie unterdrückte ein Stöhnen.
"Verzeihst du mir?"
"Nein." Es fiel ihr schwer normal zu sprechen. Das sprach für ihn und er knabberte weiter bis sie schwer durchatmete.
"Und jetzt?"
"Oh na schön, aber halt die Klappe." Sie drehte sich zu ihm um und küsste ihn. Er hatte es geschafft.

Larwenia Band 5 - Prince Of Fire And DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt