17.Kapitel. Abreise

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Nathaniel trat mit Daron in den Thronsaal, wo er auf eine Frau in seinem Alter traf. Verwirrt sah er sie an.
"Wer bist du?", fragte er vorsichtig.
Antonia lächelte ihn an.
"Ich, mein lieber Nathaniel, bin die neue Gemahlin deines Vaters.", antwortete sie ihm. Er senkte den Kopf damit sie seinen angewiderten Blick nicht sehen konnten. Dieses Mädchen könnte Darons Tochter sein, aber was war sie? Seine Frau. Er wandte sich seinem Vater zu.
"Also, was hast du ausgehandelt?", fragte er.
"Nun mein Sohn, wir haben jetzt ein Bündnis mit Kalistrien.", beantwortete Daron die Frage.
"Nun können Larwenia und Sondra uns den Krieg erklären. Wir sind bereit."

Sie spürte wie etwas Feuchtes über ihr Gesicht fuhr und sie damit aufweckte. Sie sah auf und entdeckte Wills Wolfsgesicht über ihr.
"Hast du wieder geträumt?", fragte er sanft. Sie nickte.
"Sie haben Kalistriens Bündnis. Keine Ahnung wie sie das geschafft haben."
Wills Blick glitt in die Ferne und fiel dann auf Avina, die in einiger Entfernung mit Kassiopeia kuschelte.
"Hast du Nathaniel gesehen?"
Sie nickte wieder.
"Er hat wahrscheinlich irgendetwas eingeflößt bekommen, das ihm seine Erinnerungen genommen hat. Er konnte sich nicht an Antonia erinnern. Was sollen wir denn machen? Kyle habe ich auch nirgends gesehen." Sie fing an sich richtig Sorgen zu machen.
"Wir müssten einfach warten, bis er sich wieder erinnern kann. Etwas anderes können wir nicht unternehmen.", sagte er und sah wieder auf den See.
"Ist Grim schon weg?"
Er schüttelte den Kopf.
"Er wollte morgen früh aufbrechen. Wir werden ihn nachher aufsuchen, vielleicht kommt er aber auch zum Abendessen ins Schloss."
Gedanklich schweifte er wieder ab.
"Luke sollte sich besser bereit machen. Du reitest in der Zwischenzeit durch das Land und baust die Armee auf. Ich werde zu den Drachen reisen und mit ihnen verhandeln. Morgen breche ich auf. Nathaniel sollte am besten schnell seine Erinnerungen zurück erhalten."
Will nickte, aber man sah ihm an, dass es ihm gar nicht gefiel, sie allein zu den Drachen gehen zu lassen. Selina stand auf und lief zu dem Baum zurück unter dem sie ihre Sachen zurückgelassen hatte. Nachdem sie sich verwandelt und angezogen hatte, lief sie zu Avina, die immernoch Kassiopeia streichelte. Es schien sie zu beruhigen, doch Selina wusste, es würde nicht mehr lange dauern und ihre Sorge um Nathaniel nahm Überhand. Wenn sie jetzt noch erfahren würde, dass er sein Gedächtnis verloren hatte, würde sie zusammenbrechen.
"Lass uns zurückreiten. Ich fange an und bekomme Hunger."
"Was ist mit Will?"
"Er sucht noch einmal nach Grim."
Avina nickte und stieg auf. Sie ritten zurück ins Schloss und liefen ins Arbeitszimmer von Will.
"Avina. Ich werde morgen aufbrechen und die Drachen aufsuchen. Wir werden ihre Unterstützung brauchen."
"Hast du etwas neues herausbekommen?"
Selina nickte zögerlich.
"Was ist passiert?"
"Daron hat das Bündnis mit Kalistrien."
"Scheiße. Hast du irgendetwas von Nathaniel erfahren?", fragte sie vorsichtig und die Hoffnung in ihrer Stimme schwoll an.
"Nein, tut mir leid. Ich wüsste selbst gerne, was bei ihm vorgefallen ist."
Es tat weh, Avina zu belügen, doch es musste sein, damit sie funktionieren und Will eine Hilfe sein konnte.
Am Abend packte sie ihre Sachen, für den nächsten Morgen. Sie wollte früh abreisen, damit sie nicht aufgehalten wurde. William hatte Grim noch einmal zu Gesicht bekommen und ihn über die neusten Geschehnisse informiert. Dieser war sofort danach abgereist, um in den nächsten Tagen in Sondra anzukommen. Sie packte sich noch ein paar Kleidungsstücke ein und etwas Proviant, zwar hätte sie jagen gehen können aber sie hatte das Versprechen ablegen müssen, sich nicht unnötig in Gefahr zu begeben. Zwar wusste sie nicht, was ihre Freunde am Jagen gefährlich fanden, aber sie hatte ihnen diesen Gefallen getan. Sie zog einen Dolch aus seinem Ledereinband und prüfte seine Schärfe. Es war noch nicht nötig ihn zu schärfen, also packte sie ihn ein. Es klopfte an der Tür und schnell versteckte sie den Rucksack unter dem Bett. Will trat herein und rieb sich erschöpft die Augen. Er hatte bis eben noch mit dem General der Armee diskutiert, wegen ihres  weiteren Vorgehens. Langsam tapste er auf das Bett zu und legte sich ohne ein weiteres Wort darauf. Wenige Augenblicke später, war er auf schon eingeschlafen. Selina legte sich ebenfalls hin und schloss die Augen.

Früh am nächsten Morgen, noch vor Sonnenaufgang, schlich sie sich aus dem Schlafzimmer und lief hinunter in den Stall. Sie holte die Stute, die sie am gestrigen Tag ausgewählt hatte, aus der Box, putzte und sattelte sie. Sie führte das Pferd zum Schlosstor und wurde dort von den Wachen aufgehalten.
"Lady Selina weiß ihr Gemahl davon, dass ihr verreisen wollt?", fragte eine der Wachen zögerlich.
"Ja er weiß davon und lässt mich ziehen. Ich komme bald zurück und das hoffentlich mit Unterstützung."
Die Wachen öffneten das Tor und ließen sie gehen.
Kaum hatte sie das Tor passiert, stieg sie in den Sattel und trieb das Pferd zum Galopp an. Am See angekommen rief sie die Wölfe, damit sie ihr eine sichere Reise gewähren konnten.
Sie ritt weiter gen Osten, um dort den Fluss zu überqueren. Sie ritt den Fluss entlang und fand schließlich eine etwas flachere Stelle. Langsam watete sie hindurch, während die Sonne vor ihr am Horizont aufging. Nachdem sie zusammen mit dem Rudel die andere Seite erreicht hatte, stieg sie wieder auf das Pferd und lenkte es Richtung Norden.

Kyle beobachtete, wie die Wachen wieder vor seiner Tür auftauchen. Dieser Prozess dauerte nun schon mehrere Tage an. Erst wurde er von Jack bis zum Schreien gefoltert, dann kam Nathaniel und unterbrach ihn, bevor er ihn umbrachte.
Die Wachen griffen ihn an den Armen und zogen ihn hinaus. Dieses Mal hatte Jack wieder eine besonders fiese Ader. Erst stach er ihn mit einer Nadel eine geringe Dosis Gift ins Blut und dann, als ob der Schmerz nicht schon schlimm genug gewesen wär, spritzte er ihm eine noch geringere Dosis Gegengift hinterher. Es brannte wie Feuer in den Adern, als das Gift und das Gegengift aufeinandertrafen. Er schwitzte kalten Schweiß und zitterte am ganzen Leib. Jack schaute nur zu und ergötzte sich an seinem Leid, während er sein Bier trank. Nach einer Weile kam jemand herein und sagte etwas zu Jack. Kyle konnte nicht erkennen wer es war, da seine Augen trüb wurden und auch sein Gehör nachließ. Jack stand auf, spritzte ihm noch etwas Gegengift und band ihn los. Nach einer Weile klärte sich seine Sicht wieder und auch sein Gehör konnte wieder etwas wahrnehmen.
Nathaniel stand vor ihm und hielt ihm seine Hand hin. Er nahm sie und ließ sie hochziehen und zugleich von ihm stützen. Er führte ihn wieder in die Zelle und flüsterte ihm zu.
"Ich erinnere mich an etwas." Hoffnung explodierte in Kyles Inneren.
"Ich habe mit zwei Mädchen gegen Ludmar gekämpft. Eine war eine Gestaltwandlerin."
"Ja das war Selina. Sie ist eine weiße Wölfin." Sein Freund nickte.
"Und sie Schwarzhaarige mit den grünen Augen war Avina?"
"Genau!" Kyle platzte gleich vor Freude, trotz seiner inneren Verletzungen, doch er musste sich zusammenreißen, um ihn nicht zu verschrecken. Nathaniels Blick glitt kurz in die Ferne.
"Wo war das?"
"In Larwenia. Du warst mit Ludmar und noch jemanden dort und seid dann auf die Gestaltwandlerin getroffen. Ludmar hat sie gefangen genommen und wollte sie verkaufen, um ordentliches Geld schnell und leicht zu verdienen."
Nathaniel sah ihn verwirrt an. Nun hatte er für heute genug gesagt.

Larwenia Band 5 - Prince Of Fire And DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt