Am Abend kamen sie im Hafen von Sumar-Gardo an und gingen von Bord. Schnellstmöglich bahnten sie sich einen Weg aus der Stadt heraus, was etwas schwierig war, da die Straßen so voll waren. Nun hatte auch Selina ihre Kapuze übergezogen, da sie hier nun auch zu bekannt war und sie wollten keine Menschenmasse um sich herum haben. Das Stadttor kam in Sicht und sie fing an schneller zu laufen. Auch Will und Avina liefen schneller. Gerade wollten sie das Stadttor passieren, als sich eine der Wachen ihnen in den Weg stellte.
"Wer seid ihr und warum zeigt ihr eure Gesichter nicht?", fragte diese barsch.
Will trat vor und zog seine Kapuze ein Stück zurück. Avina und Selina taten es ihm gleich.
"Prinz William von Larwenien. Ich bin zusammen mit meiner Schwester und meiner Frau hier. Wir wollen zurück zum Schloss."
Die Wache trat eingeschüchtert ein paar Schritte zurück und verbeugte sich.
"Es tut mir leid euer Hoheit. Bitte vergebt mir", stotterte er.
"Ganz ruhig. Ich habe selbst angeordnet, dass die Grenzkontrollen härter werden sollen und du führst hier nur deinen Beruf aus."
Sie zogen die Kapuzen wieder über.
"Euer Hoheit, wollt ihr nicht lieber zu Pferd reisen?"
Will wandte sich an Avina.
"Willst du auf einem Pferd reisen oder lieber auf einem von uns?", fragte er leise.
"Mir wäre ein Pferd lieber", antwortete sie und Will wandte sich wieder an die Wache.
"Wir brauchen nur ein Pferd und stell bitte keine Fragen oder erzähle hier herum, dass du uns gesehen hast."
"Ja, Euer Hoheit.", sagte die Wache und lief davon um ein Pferd zu holen.
Zehn Minuten später kam der Mann mit einem stattlichen braunen Hengst wieder und übergab ihn Avina. Diese stieg auf und trieb ihn zum Schritt an. Sie liefen weiter bis die Stadt ein gutes Stück entfernt und die Nacht hereingebrochen war. Sie blieben stehen und packten ihre Sachen auf das Pferd, damit sie frei laufen konnten, ohne von Rucksäcken gestört zu werden, die klapperten oder hin und her schwankten. Dann verwandelten Selina und Will sich und es konnte weitergehen.Im Morgengrauen kam das Schloss in Sicht und sie liefen langsamer.
"Wollen wir nicht einmal eine Pause machen?", fragte Avina und durchbrach damit die Stille.
Sie hielten an und Avina band das Pferd an einen Baum.
Sie aßen etwas von den Vorräten, die sie noch hatten und unterhielten sich. Sie und Will waren die ganze Zeit über in Wolfsgestalt geblieben, damit sie ohne Verzögerung weiterreisen konnten. Plötzlich hörte Selina etwas rascheln und sie sah in diese Richtung. Es hörte sich an, als würde etwas Großes durch das hohe Gras auf sie zu schleichen.
Langsam stand sie auf und lief in diese Richtung. Das Gras behinderte ihre Sicht und sie blieb stehen. Sie war sich der wachsamen Blicke ihres Gefährten bewusst. Langsam lief sie weiter. Neben ihr raschelte es wieder und Selina stieß ein bedrohliches Knurren aus. Es knurrte zurück und jetzt war sie sich sicher, dass sie es mit einem bekannten Raubtier zu tun hatte. Plötzlich wurde sie von der Seite angesprungen und zu Boden gedrückt, während sie ein überraschtes Jaulen von sich gab.Will hörte das Jaulen, rannte los und riss den Tiger von ihr herunter, der sich auf ihre Schultern gestellt hatte. Er schüttelte ihn durch und wich den Hieben der Großkatze aus, während er selbst das Genick der Katze nicht los ließ. Fauchend schaffte es der Tiger schließlich, sich von ihm loszureißen und wollte nun seinerseits auf Will losgehen, aber Seline ging dazwischen.
"Grim! Rühr ihn ja nicht an!", knurrte sie bedrohlich. Moment ... das war Grim? Er hatte ihn zuletzt vor einem halben Jahr gesehen, da er nach dem Kampf gegen Darons Dämonen nach Sondra zurückgekehrt war, um Luke Bericht zu erstatten. Nun war er scheinbar wieder hier und dachte er wäre ein Feind. Grim betrachtete ihn misstrauisch.
"Wer ist das?", fragte er Selina.
"Das ist William, erkennst du ihn etwa nicht?" Verwirrt sah die Katze ihn an.
"Wie kann es sein, dass er nun ein Gestaltwandler ist? Das ist doch gar nicht möglich."
"Doch es geht. Aber das ist eine lange Geschichte."
Grim trat näher und stupste sie kurz mit der Nase an, was Will gar nicht gefiel und knurrte. Der Tiger sah ihn belustigt an.
"Keine Sorge. Ich schnappe sie dir schon nicht weg, obwohl es ein leichtes wäre, da du sie noch nicht markiert hast, aber du hast Glück, dass ich nicht so auf Artenvermischung stehe."
"Markiert?", fragten Will und Selina gleichzeitig.
Grim verdrehte die Augen.
"Wisst ihr es nicht? Wenn sich Gestaltwandler untereinander paaren, markiert das Männchen das Weibchen als sein Eigen, damit die anderen Männchen wissen, dass dieses Weibchen vergeben ist und sich von ihr fernhalten müssen."
"Ah okay und wie funktioniert dieses Markieren?", harkte Selina nach.
"Das Männchen beißt das Weibchen an eine von ihm ausgewählte Stelle."
"Klingt...schmerzhaft."
"Ist es nicht wirklich", sagte Grim und wandte sich ihr zu.
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Larwenia Band 5 - Prince Of Fire And Death
FantasíaNathaniel, William und Kyle folgen Daron nach Xadrien. Die Mädchen sollten eigentlich im Schloß bleiben, doch sie denken gar nicht daran. Jedoch kaum haben sie die Jungs erreicht bekommt Selina ein Problem mit dem keiner Gerechnet hat und nachdem...