3. Kapitel. überraschende Entdeckung

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"Das ist doch jetzt nicht wahr.", schrie Selina über das Tosen des Flusses hinweg.
'Tut mir leid, aber das ist der einzige Weg. Nathaniel und die anderen beiden hatten sich ein Boot besorgt aber es gibt hier niemanden, der euch helfen könnte.', gab Nyx von sich.
'Wunderbar. Wirklich toll. Und wie sollen wir deiner Meinung nach da rüber kommen, ohne abzusaufen?'
An dieser Stelle trafen sich zwei Flüsse und flossen gemeinsam ins Meer. Die Strömung war also zu stark, um einfach durchzuschwimmen.
"Wir könnten einfach die beiden Flüsse einzeln durchschwimmen, bevor sie zusammen fließen."
'Das wäre eine Möglichkeit. Aber Nathaniel sagte einmal, dass dein Vater Elementalist war, also dass er die Elemente beeinflussen konnte. Glaubst du, du könntest dein Erbe nutzen und euch da rüber zu bekommen?'
'Und wie soll ich das deiner Meinung nach anstellen? Ich habe keine Ahnung von Magie.'
'Ich kann dir vielleicht etwas Kraft geben. Wenn du erst einmal herausgefunden hast, wie es geht.'
"Führt ihr zwei etwa gerade einen stummen Streit?", fragte Avina.
"Scheint so. Nyx ist der Meinung, dass ich es mal mit Magie versuchen soll. Mit Elementarmagie. Sie denkt, dass ich etwas von meinem Vater geerbt haben könnte."
"Das wäre doch eine Möglichkeit, oder etwa nicht?"
"Wenn ich wüsste, wie man diese kontrollieren könnte oder ob ich das überhaupt geerbt habe, wäre es bestimmt etwas leichter.", antwortete sie spöttisch.
'Konzentriere dich auf dein Innerstes! Durchforste deinen Geist und suche nach einem Machtpunkt. Wenn du ihn hast, lasse ihn wachsen und wenn er dann groß genug ist, versuche ihn zu lenken!' , befahl Nyx und ließ sich auf ihrer Schulter nieder.
Selina schloss die Augen und durchforstete ihren Geist. Es dauerte ziemlich lange, ihren Machtpunkt zu finden, doch schließlich hatte sie ihn und stellte sich vor, wie er wuchs. Tatsächlich schwoll er fast sofort an. Immer mehr und immer weiter, dehnte er sich aus. Schließlich, fand sie ihn groß genug und versuchte ihn zu lenken. Doch plötzlich erlosch er.
Erschrocken riss Selina die Augen auf und starrte Nyx an.
'Versuchs noch einmal.'
Sie probierte es immer und immer wieder, doch jedes Mal erlosch er aprupt. Langsam frustrierte sie das Ganze.
Was sollte das überhaupt? Es brachte doch sowieso nichts. Sie würden bis nächste Woche hier sitzen und versuchen, irgendeinen dämlichen Machtpunkt zu lenken.
"Vielleicht sollte lieber ich es versuchen.", mischte sich Avina irgendwann ein und hielt einen Stein in ihrer Hand.
Selina sah sie vorwurfsvoll an.
"Warum hast du das nicht eher gesagt!?"
Avina lächelte verlegen.
"Ich wollte euch nicht unterbrechen."
"Zum Teufel mit der Höflichkeit." fluchte Selina und sah Avina an.
"Nun mach schon, oder wir verbringen noch die ganze Nacht hier."

Avina nickte und legte den Stein auf ihre flache Hand. Dort ließ sie ihn zu Staub zerfallen und pustete diesen Richtung Fluss. Er wirbelte übers Wasser und schien es langsam zur Seite zu drängen.
Schnell bildete sich eine Schneise durch die sie einfach hindurchlaufen konnten.
"Na los!" rief Avina und zog Selina mit sich. Ihre Freundin betrachtete das Wasser zu ihren Seiten mit großer Skepsis. So als würde es gleich über ihnen zusammenbrechen und tatsächlich bestand diese Gefahr, wenn sie nicht endlich einen Schritt schneller lief.
"Na los! Je schneller du läufst je eher sind wir wieder auf dem Trocknen." sagte Avina und tatsächlich brachte sie Selina damit zum losrennen.
"Doch nicht so schnell!", rief sie ihr hinterher und versuchte mitzuhalten. Zu einem Wettrennen mit einem Wolf hatte sie eigentlich keine Lust. Allerdings kamen sie so recht schnell auf der anderen Seite an. Das Wasser brach hinter ihnen zusammen und floss wieder so weiter wie zuvor.
"Wehe...du...machst...das nochmal.", keuchte Avina erschöpft und Selina fragte:
"Was denn?"
"Einfach loszurennen!", antwortete sie aufgebracht und Selina grinste unschuldig, eh die beiden weitergingen.
Sie liefen die ganze Nacht, eh Nyx meinte:
"Wir sind gleich da."
Selina teilte das dann auch Avina mit, die dann erleichtert seufzte.
"Na endlich, ich brauch echt eine Pause."
"Gib mir bitte schnell mal meine Kleidung.", bat Selina und Avina gab sie ihr. Sie verschwand hinter einem Baum, während Nyx über ein Gebüsch hinweg flog und auf Nathaniels Arm landete, der ihr sanft über die Federn streichelte, bis sich die beiden Mädchen durch das Gebüsch gekämpft hatten.
"Hallo ihr drei.", grinste Selina und sah dann zu Nathaniel.
"Ich möchte bitte eine weiße Maus sein."
"Du!!!", rief dieser.
"Das ist unverantwortlich! Es ist hier viel zu gefährlich für euch. Hier wimmelt es überall von Dämonen."
"Seltsam wir sind noch keinen begegnet.", meinte sie und Avina ging dazwischen.
"Tut mir leid, aber wir konnten euch doch nicht alleine diesen Gefahren absetzten."
Nathaniel seufzte und umarmte sie kurz.
"Zumindest seid ihr heil bei uns angekommen."

Selina rannte auf Will zu, der sie stürmisch umarmte.
"So sehr ich mich freue euch zu sehen, ich muss Nathaniel Recht geben. Es ist hier zu gefährlich.", sagte er.
"Wir waren schon in weitaus gefährlicheren Gegenden. Außerdem sind wir nicht wehrlos. Ich war es sowieso nie und seit Avina die Steinmagie beherrscht, haben wir sogar noch bessere Chancen, aus dieser Sache heil rauszukommen."
"Da hat sie nicht ganz unrecht.", meinte Kyle, der sich gleich darauf böse Blicke von Will und Nathaniel einheimste, die er mit einem Schulterzucken hinnahm.
"Jetzt können wir es sowieso nicht mehr ändern. Sie sind hier und zurückschicken wäre definitiv nicht die beste Wahl."
Nathaniel stöhnte entnervt auf.
"Na schön. Lasst uns jetzt zusammenpacken und weiterziehen, bevor wir hier noch Wurzeln schlagen."
Er sah Selina eindringlich an.
"Dass du nicht einmal auf das hören kannst, was man dir sagt."
"Was erwartest du von mir? Ich bin eine Alpha. Ich höre nicht auf Befehle. Ich erteile sie höchstens, wenn ich nicht gerade mein eigenes Ding mache.", konterte sie angriffslustig.
"Du machst so gut wie immer dein eigenes Ding und bringst andere mit deinen Entscheidungen in Gefahr!"
Selina gab ein bedrohliches Knurren von sich.
"Sei verdammt noch mal froh, dass ich mein Erbe noch nicht kontrollieren kann, sonst wärst du jetzt schon schwimmen gegangen."
Nathaniels Gesicht nahm einen überraschten Ausdruck an.
"Ich dachte, diese Magie beißt sich mit deinem Gestaltwandlergen."
"Scheinbar doch nicht so ganz. Mit dem Lenken von irgendwelchen Machtpunkten habe ich noch ein Problem."
In Nathaniels Augen leuchtete Erkenntnis auf.
"Nyx hat dir ein wenig beigebracht."Vorwurfsvoll sah er seinen Phönix an.
"Erklär du mir, was es mit diesem Machtpunkt auf sich hat!", forderte sie ihn auf. Er seufzte.
"Der Machtpunkt ist die Quelle deiner Magie. Du kannst sie wachsen lassen und lenken. Aber bevor du auf deine Magie zugreifen kannst, muss dieser Punkt trainiert sein, sonst kann es passieren, dass der Regenfluss, den du gerade kontrollierst, aprupt aufhört und sich die Wolken auflösen."
"Kannst du mich trainieren? Es könnte hilfreich sein."
"Um dich komplett auszubilden bräuchte ich Monate. Jetzt haben wir nur ein paar Tage, aber ich kann dich auf den Grundlagen trainieren, wenn du das unbedingt willst."
"Ja, ich will diese Kräfte ein wenig beherrschen können, wenn wir bei Daron sind."
"Ich hatte keine andere Antwort erwartet. Außerdem hättest du auch ohne mich trainiert, hätte ich es nicht vorgeschlagen und dann wäre unser Lager im Wasser untergegangen." Er lächelte ein wenig, während er das sagte.
"Wann fangen wir an?", fragte sie neugierig.
"Morgen Abend. Wenn mich nicht alles täuscht, seid ihr die letzten zwei Nächte durchgelaufen. Du musst dafür ausgeruht sein."
"Avina konnte ja schlafen. Ich bin durchgelaufen und habe sie getragen."
"Als ob ich hätte schlafen können, während du quer durch den Wald läufst.", gab diese zurück.
"Du hast geschlafen. Ich habe gespürt, wie deine Atmung und dein Herzschlag ruhiger wurden"
"Na gut. Ein wenig habe ich geschlafen.", gab sie schließlich zu. Dann packten sie alles ein und liefen weiter. Während des Laufens wurde ihr wieder schlecht. Sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, doch wie immer, wenn sie etwas unterdrückte, bemerkte es jemand.
Avina beugte sich zu ihr.
"Alles in Ordnung?", fragte sie leise.
Sie schüttelte den Kopf.
"Kannst du mich nachher scannen? Irgendetwas stimmt nicht mit mir. Aber bitte mach das so, dass die Jungs es nicht mitkriegen. Das ist doch nicht normal."
Sie hatten sich etwas zurückfallen lassen, um reden zu können.
"Kommt ihr?", fragte Nathaniel ungeduldig.
Selina wandte ihren Kopf wieder nach vorne und sah noch im Augenwinkel, wie Avina nickte.

Larwenia Band 5 - Prince Of Fire And DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt