30. Kapitel. Flucht

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Nathaniel rannte weiter über den Rasen als er plötzlich zu Boden gerissen wurde. Zwei schwere Pfoten drückten ihn nieder und Krallen bohrten sich in seine Schultern. Heißer Atem berührte zusammen mit etwas Spitzem seinen Nacken und Nathaniel wagte nur minimal den Blick über die Schulter. Verflucht er hatte die total vergessen.
Eine Löwin stand über ihm und war jederzeit bereit ihm das Genick zu brechen.
Nathaniel hörte Schritte über den Hof stampfen und ahnte schon wer es war. Der Mann trat ihm das Messer aus der Hand und scheuchte die Löwin beiseite. Dann packte er Nathaniel an den Haaren und zog ihn hoch.
"Du kleine Made wagst es mich anzugreifen. Das wirst du noch beräuen."
Er zog ihn mit in eine Ecke des Hofs die man vom Eingang aus nicht sah. Hier war es nicht so schön. Sand bedeckte den Boden und in der Mitte stand eine Art Pfahl. Auf dem Boden davor lagen Ketten die zu ihm führten und von oben hingen auch welche an ihm herab, jedoch nur wenige Zentimeter. Der Mann schleifte Nathaniel mit und befestigte erst einen und dann den anderen Arm oben am Pfahl so, dass Nathaniel sich bestenfalls noch hinknien konnte. Dann machte er seine Beine ebenfalls fest und grinste.
"Gute Nacht.", wünschte er ihm mit diesem grausamen Grinsen, eh er verschwand. Die Wüstennacht war eisig und Nathaniel schlotterte am ganzen Körper. Er war nur froh, dass ihn niemand so sehen konnte und als die Sonne aufging wurde es noch schlimmer. Die eisige Kälte wurde von glühender Hitze vertrieben. Die Sonne brannte auf seinen Schädel und erhitzte das Metall mit dem er gefesselt war. Er hatte das Gefühl unter ihnen zu verbrennen und fragte sich langsam, ob er ihn ewig dort hängen lassen wollte, denn stehen konnte er in der Mittagshitze nicht mehr. Die Fesseln reichten gerade so, um zu knien und er lehnte seinen Kopf gegen den Holzpflog.
Endlich hörte er Schritte hinter sich und drehte sich um, soweit es die Fesseln erlaubten. Es war ein Mädchen mit einem Glas Wasser in der Hand. Es war nicht besonders groß doch Nathaniel stand auf und trank es girig, eh er fragte:
"Wie lange will er mich noch hier hängen lassen?"
"Ricko? Er kommt heute Abend um dich zu bestrafen."
Nathaniel seufzte. Er dachte das hier wäre die Strafe, doch er musste nicht fragen um zu wissen, was dieser Typ tun würde. Er hatte ihn schon wegen Kleinigkeiten mit der Peitsche geschlagen. Er wollte sich lieber nicht vorstellen wie sein Rücken heute Abend aussah.
Das Mädchen ging wieder und der Tag verstrich. Die Temperatur wurde langsam ein wenig angenehmer und der Himmel färbte sich Rot durch die untergehende Sonne.
Dann hörte er wieder Schritte, diesmal jedoch mehrere und drehte sich wieder um. Ricko war nicht allein. Der Typ, der ihn gekauft hatte, war auch dabei und neben ihm ging eine Frau. Vermutlich seine Frau. Nathaniel seufzte leise, natürlich mussten die beiden Hausherren dabei zusehen. Er hatte so die Schnauze voll aber er dachte nicht, dass es noch schlimmer kommen könnte. Kam es aber.
"Mum? Dad?"
Die Stimme eines Mädchens schallte über den Hof und kam Nathaniel irgendwie bekannt vor.
Als es dann zwischen den Büschen hervortrat, die diesen Teil vom restlichen Hof trennten, weitete sowohl sie als auch Nathaniel die Augen.
"Endlich wieder Zuhause Prinzessin.", begrüßte der Mann Robin und Nathaniel konnte es nicht fassen. Robin!? Das waren ihre Eltern!
Mit einen deutlichen Blick machte er ihr klar, dass sie nicht heraus schreien sollte, 'Oh Gott. Was macht der Prinz hier?' und sie war wirklich so klug, die Klappe zu halten. Gleichzeitig schien sie zu überlegen, was sie tun konnte, um ihn vor den Schlägen zu bewahren. Ihr fiel nichts ein, bis ihn der erste Schlag traf.
Nathaniel keuchte vor Schmerzen auf und krallte sich in die Ketten. Ein zweiter Schlag folgte prompt und er zuckte stark. Plötzlich sprangen die Schlösser auf und Nathaniel wusste, dass es Robin gewesen sein musste, die sie geöffnet hatte. Er zögerte nicht, sondern rannte los. Seine, hätten sie gerne, Besitzer brüllten ihm hinterher, doch Nathaniel hielt diesmal seitlich auf die Mauer zu und hörte gleich das Knurren der Löwin, die ihn vorher schon gestoppt hatte.  Diesmal drehte er sich um und versuchte sich zu konzentrieren.  Magie hin oder her, er war stark und er würde sich nicht noch einmal überwältigen lassen. Mit einem kräftigen Schlag auf die Nase stoppte er die Löwin, die wimmernd die Tatze auf ihre Schnauze schlug. So eine Reaktion war sie offensichtlich nicht gewohnt. Nathaniel rannte weiter und zog sich an der Mauer nach oben. Er überwand auch die hinderliche Dekoration und ließ sich auf der anderen Seite nach unten fallen. Der Sand sorgte für eine weiche Landung und Nathaniel rannte durch die unbekannten Straßen. Er wusste, dass er nicht in der Stadt bleiben konnte. Wenn man ihn hier als entflohener Sklave erwischte, war das sein Todesurteil. Also lief er über den Markt und klaute sich einen Trinkschlauch und drei Äpfel, eh er in  die Wüste rannte. Ohne Magie würde es schwer werden, sie zu durchqueren aber er musste es schaffen, außerdem kannte er alle kleinen Oasen und zumindest bis vor ein paar Tagen war er noch voll mit Dämonenblut. Das würde seine Überlebenschancen hoffentlich etwas steigern. Am besten war es, wenn er nachts laufen würde und sich bei Tag möglichst im Schatten aufhalten. Hoffnungsvoll sah er in den Himmel, der sich langsam mit Sternen füllte, an denen er sich orientieren konnte. Er würde es schaffen, er musste es schaffen, denn er wollte zurück zu Avina.

So damit ist auch dieses Buch zu Ende. Bald folgt Nummer Sechs und damit auch das letzte Buch von Larwenia ^^

Larwenia Band 5 - Prince Of Fire And DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt