The Story of Ocean and Sky

25. Ocean

Verdammt.

Fassungslos starte ich auf den hellen Bildschirm, nicht fähig zu einer Bewegung, oder auch nur einem klaren Gedanken. 'Du widerst mich an, Ocean.' Ihre Worte gruben sich schmerzhaft in meinen Kopf, als würde es nur noch sie geben, nichts sonst. Sie hasste mich, sie verabscheute mich und das obwohl ich sie... naja, auf jeden Fall gut leiden konnte. Wie hatte sie mir nur so etwas sagen können? Wie konnte ich mich von einem auf den anderen Moment nur so seltsam fühlen?

Als ich Michael hinter mir zurück gelassen hatte, hatten meine Gedanken sich so schnell auf Sky fokussiert, dass eine unüberwindbare Angst von mir Besitz ergriffen hatte. Ein störendes, flaues Gefühl in meiner Magengegend. Ich hatte schon oft Angst gehabt, alle möglichen Arten von Angst, sogar Todesangst, und auch wenn dieses Gefühl nichts im Gegensatz zu Todesangst war, irritierte es mich. Warum war mir diese Sky Cassidy nur so wichtig? Warum machte ich mir solche Sorgen um sie? Sie war mir entglitten, zwischen den Fingern hindurch gerutscht, also warum interessierte sie mich noch? Wieso war es mir nicht egal, dass sie gar nicht gut ausgesehen hatte, als sie sich auf den Fahrersitz ihres Pick-ups geschwungen hatte? Sie war so blass gewesen, ganz anders als sonst, wenn sie bei jedem zweiten Satz, den ich von mir gab, rot anlief. Ihre Frisur war zerzaust gewesen, ihr Zopf hatte schief gesessen und nasse Haarsträhnen hatten sich daraus gelöst. Ihr wirrer, zorniger Blick war hin und her geschwebt, als würde sie nicht ganz begreifen, was hier vor sich ging und doch als würde sie genug verstehen, um mich als den Bösewicht der Geschichte zu entlarven. Die Regentropfen waren ihr wie Tränen über die weißen Wangen geflossen, wer weiß, vielleicht hatte sie tatsächlich geweint. Aber war ich ihr wirklich so wichtig gewesen, als dass sie wegen mir Tränen vergossen hätte? Wie auch immer, sie war aufgelöst gewesen und ich hätte sie nicht so gehen lassen dürfen, ich hätte sie aufhalten müssen. Was wenn sie bei diesem Wetter durch ihre Gefühle abgelenkt war und etwas übersah? Wenn sie nicht mehr rechtzeitig reagieren könnte? Es wäre meine Schuld wenn ihr etwas zustieß. Ich war gerade dabei gewesen dieses Mädchen zu mögen, es sähe dem Schicksal nur allzu ähnlich mir genau diesen Menschen sofort wieder zu entreißen. Obwohl, so wie es aussah, hatte ich sie ja bereits verloren. Trotzdem, ich musste wissen, ob es ihr gut ging und es gab nur einen Weg mit ihr Kontakt aufzunehmen, ohne ihr durch den strömenden Regen hinterher zu fahren.

Remsey war erschrocken zusammen gezuckt, als ich die Tür zu seinem Zimmer aufgestoßen hatte und war mit seinem Stuhl vom Schreibtisch weggerollt, auf dem sich sein aufgeklappter Laptop befand.

"Hey Mann, was soll das? Kannst du nicht anklopfen?", beschwerte er sich und als ich näher an den Bildschirm herantrat, sah ich auch warum er sich so aufregte. Er war offensichtlich in eine mehr als spannende Videokonversation mit einer nicht sonderlich schüchternen Blondine vertieft gewesen, die ihm mit einem aufreizenden Lächeln ihre nackten Brüste entgegen streckte. Sie waren wirklich beeindruckend und in jedem anderen Moment hätten sie mich nicht so kalt gelassen, doch gerade jetzt drehten sich meine Gedanken einzig und allein um Sky.

"Hi Laurel", begrüßte ich die Blondine kurz angebunden, als ihr ein spitzer Schrei entfuhr und sie sich zur Seite warf. Ich hatte keine Ahnung, ob sie wirklich Laurel hieß, aber ich konnte mich wage daran erinnern, Remsey mal von einer Laurel sprechen gehört zu haben.

"Remsey", kreischte das Mädchen mit fassungsloser, schriller Stimme. "Wer ist dieser Typ?" Ich hatte das Videofenster minimiert und öffnete gerade Google, als Remsey versuchte meine Hände von der Tastatur zu ziehen.

"Lass das Mann", knurrte ich unwirsch und schubste ihn zurück, wie eine lästige Fliege, wobei er auf seinem Schreibtischstuhl durch das halbe Zimmer rollte. "Alles gut, Süße!", krächzte er dabei, "das ist nur..."

"Nur?", unterbrach ich ihn, während ich Facebook aufrief. "Ich bitte dich. Ich bin niemand, den man mit einem 'nur' ankündigt. Ich bin Ocean LaForge. Noch nie von mir gehört, Laurel?"

"Der Ocean LaForge?", stammelte sie ungläubig. "Aber verdammt warum nennst du mich Laurel?!" Tja, anscheinend hatte ich doch falsch gelegen.

"Ist das denn nicht dein Name?"

"Nein! Ich heiße Britney." Sie hatte ihre Überraschung über meinen Namen besser im Griff als ich gedacht hatte, denn sie klang ziemlich sauer, als sie erneut nach Remsey rief. "Wer bitte ist Laurel?!"

"Ganz ruhig, Süße. Das mit Laurel war lange vor dir."

"Ach wirklich?" Ich nahm mir die Zeit, mich zu ihm umzudrehen und eine Augenbraue nach oben zu ziehen. "Hast du nicht erst letzte Woche von ihr erzählt?" Wäre es Remsey wirklich ernst mit Britney gewesen, hätte ich natürlich meine Klappe gehalten. Aber ich kannte ihn und seine vielen Weibergeschichten. Er war ja beinahe so berüchtigt wie ich, nur spielte er den Mädchen, anders als ich, wahre Liebe vor, dabei waren sie ihm eigentlich völlig egal. Oft führte er mehrere 'Beziehungen' nebeneinander, obwohl es in jeder von ihnen um nicht viel mehr als Sex ging. Die Mädchen, die jetzt noch auf ihn herein fielen, waren nichts anderes als dumm. Oder stocktaub.

"Letzte Woche?!" Britney schien völlig fassungslos zu sein. Vermutlich hatte sie wirklich an die große Liebe geglaubt, doch da hatte sie sich leider geschnitten. Trotzdem warf Remsey mir einen feurigen Blick zu, während er versuchte sich vor seiner 'Süßen' zu erklären. "Glaub ihm kein Wort, Britney. Das ist wirklich schon Ewigkeiten her."

"Du lügst mich doch an, Jakob Remsey! Du bist ein..." Bevor sie meinen besten Freund beleidigen konnte, beendete ich endlich den Videoanruf und konzentrierte mich wieder auf Facebook, ohne Britneys Gequietsche im Ohr zu haben.

"Du bist ein verdammter Wichser, Ocean!", empörte Remsey sich mit anklagender Stimme, doch ich zuckte nur mit den Schultern. "Du solltest deinen Frauenverschleiß ein wenig herunterfahren. Denn dann wäre ich nicht dazu gezwungen deine Weibergeschichten aufzudecken."

"Du bist zu überhaupt nichts gezwungen, du Sack. Außerdem könnte ich das mit dem Frauenverschleiß genauso gut zurück geben. Apropos, warum ist Sky eigentlich schon weg? Ich habe fest damit gerechnet, dass das länger dauern würde. Hat sie sich etwa nicht rasiert? Oder steht sie auf irgendwelche perversen Spielchen? Obwohl du würdest ja eh bei allem mit machen." Er lachte frech auf, doch ich grinste nicht mal. Genau das war das Problem. Ich hatte vor meinen Freunden solche Sachen über sie gesagt, um cool dazustehen und jetzt hielten sie sie für ein ganz normales Mädchen. So ein Mädchen, wie sie immer in meinem Leben auftauchten. Mädchen, die ich benutzte und die sich von mir benutzen ließen. Aber so war sie nicht. Sky war anders. Sie war mir wichtig.

"Oder warte... sie hat dich nicht rangelassen, hab ich Recht? Du hast einen Korb von ihr bekommen, schon wieder." Remseys Wut schien sich noch nicht gänzlich in Luft aufgelöst zu haben, denn er kicherte schadenfroh. "Tja mein Freund, du bist wohl doch nicht so unwiderstehlich wie du denkst. Sky zumindest springt ja nicht wirklich darauf an. Aber mach' dir nichts draus. Wahrscheinlich ist sie einfach total verklemmt und hat tausend Vorhängeschlösser vor ihrer jungfräulichen Vagina-"

"Hör auf!", fiel ich ihm ins Wort und riss das Ladekabel aus seinem Laptop. Dann nahm ich ihn auf den Arm und warf Remsey einen zornigen Blick zu. "Halt endlich deine verdammte Klappe!" Er verstummte tatsächlich und sah mir lediglich still nach, als ich aus dem Raum stapfte.

-Ende von Kapitel 25- und wooooow *-* Schon über 700 Reads!! Danke, danke, danke <3 Wie findet Ihr die Kapitel aus Ocean Sicht? Wenn sie Euch gefallen, gebt mir einfach einen Sternchen, oder schreibt einen Kommentar, ich freue mich über alles! <3