"Los, lass uns noch einmal rausgehen. Es ist Zeit für die nächste Show." Laurel zwinkerte Remsey mit ihren verklebten Wimpern zu und augenblicklich erhob er sich. "Komm mit!", rief er mir zu und schloss die Finger, ohne eine weitere Erklärung um mein Handgelenk. Laurel zog uns mit sich durch die sich windenden, drehenden und wiegenden Menschen hindurch. Ich wusste wirklich nicht wie sie es anstellten, aber Remsey und Laurel gelangten ohne Probleme bis zur Terrassentür, da die Menge sofort eine schmale Gasse bildete, durch die sie sich hindurch schieben konnten, während ich meistens übersehen wurde. Wäre Remseys Griff um meinen Arm nicht so fest gewesen, wäre ich sicher schon längst in dem Treiben untergegangen, was vielleicht gar nicht so schlecht gewesen wäre, denn erstens, konnte ich mich dann endlich darauf konzentrieren das Badezimmer zu finden und zweitens, wurde die Wahrscheinlichkeit immer größer Ocean zu begegnen, je mehr ich mich im Haus bewegte. Nicht, dass ich ihn unbedingt sehen wollte...
Bevor ich jedoch auch nur hatte versuchen können mich aus Remseys Griff zu befreien, hatten wir die Tür zu Terrasse passiert und kühle Nachtluft umfing uns. Allerdings war die Party hier draußen keines Wegs zu Ende. Immer noch dröhnte uns der selbe Technosong in die Ohren, Jungen und Mädchen standen dich an dicht, manche tanzten, andere unterhielten sich und ein paar Jungs tobten in Boxershorts im und um den Pool, der in den Boden eingelassen war, herum und das bei einer Temperatur von höchstens 15°C. Glücklicherweise steuerte Laurel an dem Wasserbecken vorbei und bugsierte uns durch die Menge, bis die Menschen auseinander gingen. Direkt zwischen ihnen war eine dunkelblaue, viereckige Plane ausgebreitet, auf der sich jedoch niemand befand, gerade so als wäre es ihnen verboten worden.
Für Laurel hingegen schien diese Regel nicht zu gelten, denn sie ließ Remseys Hand los und stöckelte mit selbstbewussten Schritten über die Plane und auf die andere Seite.
"Was..." 'Was passiert denn jetzt?', hatte ich eigentlich fragen wollen, aber bevor ich zu Ende gesprochen hatte, setzte mit einem Schlag ein lauter Hiphopremix ein und Remsey schob die Ärmel seiner Jacke nach oben. Laurel löste sich wieder aus der anderen Seite, kam auf Remsey zu und nahm sein Gesicht in ihre, wie mir auffiel, großen, maskulinen Hände.
"Tanz für mich, Baby", schnurrte sie, bevor sie ihm die rosa bemalten Lippen auf den Mund presste. Ich hatte gar nicht gewusst, dass Remsey eine Freundin hatte. Aber vermutlich wusste ich so einiges nicht über ihn. Immerhin ging mir jetzt aber langsam ein Licht auf. Dazu war die große Plane also da und deswegen hatte die Musik sich geändert. Remsey sollte tanzen. Ich wusste ja bereits, dass er tanzten, ich erinnerte mich an die Fotos von ihm in Oceans Zimmer, aber ihn gleich in Aktion zu erleben, machte mich dennoch neugierig. Natürlich hatten auch die anderen Gäste den plötzlichen Musikwechsel bemerkt und sich zu der Tanzfläche umgedreht. Als Laurel Remsey endlich aus ihrer Umklammerung entließ, bei der sie ausgesehen hatte, als versuche sie seinen ganzen Kopf zu verschlingen, hüpfte er energiegeladen auf die improvisierte Bühne und klatschte in die Hände. Nach ein paar Schlägen stimmte die Menge mit ein und passte sich seinem Rhythmus an, jedoch klatschten sie nicht nur, sondern riefen auch noch jubelnd: "DROPS, DROPS, DROPS, DROPS,..."
Verständnislos blickte ich von einem zum anderen, aber niemand schien so verwirrt zu sein wie ich. Es war als wären sie alle eingeweiht in ein großes Geheimnis, das sich direkt vor meinen Augen offenbarte, nur ich begriff es nicht. Plötzlich hörte Remsey auf mit dem Herumgehopse, ging zu Boden, presste seinen Kopf auf die blaue Plane, stemmte die Beine in die Luft und begann sich zu drehen. Die Partygäste tobten. Er drehte sich immer schneller um sich selbst, Runde um Runde um Runde, und langsam glaubte ich zu wissen was er tanzte: Breakdance. Und er war gut, nein, mehr als gut. Als er sich schließlich wieder erhob, rammte er eine Faust in die Höhe und ich fragte mich unwillkürlich, ob die anderen wohl auch alle Breakdancer waren. Konnte Ocean die selben Kunststückchen wie Remsey?
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The Story of Ocean and Sky
Teen Fiction"Aber du würdest mich gerne kennen." Himmel, war dieser Kerl eingebildet. "Davon träumst du", spottete ich und klopfte mir innerlich vor Stolz auf die Schulter. Sein Lächeln war jedoch nicht die Reaktion, die ich darauf erwartete hatte. "Ja, viellei...