"Bilde dir darauf bloß nichts ein", knurrte ich dabei und auf Oceans Gesicht erschien sein berühmtes Grinsen. Augenblicklich fiel mir ein Stein vom Herzen. Er sah mich immer noch wie vorher und war in der Lage Scherze über mich zu machen, anstatt mich nach dieser Geschichte wie ein rohes Ei zu behandeln.
"Worauf? Das du dir Finger nicht von mir lassen konntest? Keine Sorge, das war ja zu erwarten."
"Ach ja", schmunzelte ich und erinnerte mich an unser vergangenes Wortgefecht. "Ich bin wohl sehr leicht zu durchschauen."
"Tja, wenn es um mich geht, wollt ihr Frauen eben alle das Selbe", führte Ocean sein Hirngespinst weiter aus und setzte dabei eine leidende Miene auf. "Das ist manchmal wirklich ganz schön ermüdend."
"Oh ja, dein Leben klingt wirklich hart", pflichtete ich ihm bei, was Ocean zu einem zweideutigen Gesichtsausdruck verleitete. "Wenn du wüsstest, wie hart es oft ist."
"Ocean!" Ich kreischte auf, aber nicht mal ich selbst kaufte mir mein Entsetzen wirklich ab. "Was ist nur in deinem Kopf los?"
"Was denn?", entgegnete Ocean mit Unschuldsmiene. "Wir haben doch nur über harte Zeiten geredet. Was kann ich dafür, dass du so pervers denkst?"
"Als ob es nicht pervers gemeint gewesen wäre!"
"Nein?"
"Klar."
"Na gut", grinste Ocean schelmisch, "ein bisschen vielleicht. Also, deine nächste Frage an mich?"Ich stöhnte auf. Meine Heulattake hatte den letzten Rest meiner Energie gefordert und meine Augen brannten vor Müdigkeit. Zwar hatte ich nicht vor aufzugeben und Ocean einen Wunsch zu überlassen, mit dem er zweifellos irgendetwas böses anstellen würde, aber ich fragte mich doch, wie lange der ganze Spaß noch dauern sollte. "Ich kann nicht mehr, Ocean. Ich bin wirklich hundemüde. Weißt du, wie spät es ist?"
Er zog sein Handy aus der Hosentasche und warf einen kurzen Blick auf das Display, bevor er es wieder verschwinden ließ. "Ja, jetzt weiß ich wie viel Uhr es ist. Aber das war wirklich eine dumme Frage."
"Ist das dein Ernst?" Entrüstet drehte ich mich zu ihm um, sodass ich im Schneidersitz vor ihm saß. "Das war nicht die Frage, die ich dir stellen wollte! Außerdem, kannst du mir vielleicht sagen, wie viel Uhr es ist?"
Ocean kniff knauserig die Augen zusammen. "Könnte ich, theoretisch. Beim nächsten Mal. Sorry Süße, du solltest deine Fragen genauer formulieren. Warte, ich zeig dir wie das geht: Sky, warum hast du mit deinem letzten Freund Schluss gemacht?"Er grinste, während ich vor Schreck zusammenzuckte und mein Herzschlag sich aufgeregt beschleunigte. Was sollte ich sagen? Ich hatte ja niemals einen Freud gehabt. Aber wenn ich das jetzt zugab, würde auch das mit der Entjungferung nicht mehr ganz glaubhaft sein, oder er würde mich für ein Flittchen halten. Fieberhaft suchte ich nach einer halbwegs glaubhaften Ausrede, doch ich war so vor den Kopf gestoßen, dass mir partout nichts einfallen wollte. Meine Gedanken routierten in einem abartigen Tempo und doch bekam ich nichts davon zu fassen.
"Ähm... ich...", stotterte ich verzweifelt, während mein Kopf kurz vor einem Systemfehler stand. "Das... das willst du gar nicht wissen."
"Oh doch." Oceans Grinsen vertiefte sich, während meine Wangen so heiß wurden, dass ich den Kopf senken musste, um die Tränen des Schams zurückzublinzeln. "Und wie ich das will. Schließlich muss ich wissen, was für dich ein absolutes No-Go wäre und was ich deshalb besser nicht machen sollte."
"Ja, a-aber... So weit sind wir noch nicht. D-das ist privat." Gott, ich musste mich absolut jämmerlich anhören.
"Privat?" Jetzt zog Ocean spöttisch die Augenbrauen nach oben. "Wir sind Freunde, Sky. Wir sollten keine Geheimnisse voreinander haben."
"Ach und warum macht er dann so ein riesen Geheimnis aus seiner Familiengeschichte?", schoss es mir durch den Kopf, doch ich verdrängte den Gedanken eilig wieder. Ich saß gerade in einer schwierigen, beklemmenden und peinlichen Situation fest und mir sollte lieber schleunigst ein Ausweg einfallen, anstatt mir über Oceans Familie den Kopf zu zerbrechen.
"Wir sind gerade mal seit einer Stunde Freunde. Vielleicht sollten wir es nicht übertreiben", unternahm ich den tapferen, wenn auch sinnlosen Versuch, mich aus seiner unangenehmen Frage zu manövrieren.
"Aber wir spielen ein Spiel", gab Ocean zu bedenken. "Das heißt, wenn du aufgeben und mir den Wunsch überlassen willst, musst du natürlich nicht antworten."
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The Story of Ocean and Sky
Teen Fiction"Aber du würdest mich gerne kennen." Himmel, war dieser Kerl eingebildet. "Davon träumst du", spottete ich und klopfte mir innerlich vor Stolz auf die Schulter. Sein Lächeln war jedoch nicht die Reaktion, die ich darauf erwartete hatte. "Ja, viellei...