The Story of Ocean and Sky

5.

Ocean. In Gedanken zerlegte ich seinen Namen wieder und wieder. Keiner hätte besser zu ihm gepasst.
"Ich habe noch nie gehört, dass sich jemand getraut hat so mit ihm zu reden", platzte Belle heraus, "wenn du dich da mal nicht mit dem Falschen angelegt hast." Sorge schwang in ihrer Stimme mit, die mich die Stirn runzeln ließ. "Wieso, was ist denn mit ihm?"
"Nichts eigentlich", winkte Cosma ab. "Er ist nur ein Problemkerl, angeblich sogar kriminell. Ein paar Nummern zu groß, für jede von uns."
"Und das sagt diejenige, die sonst eine Schwäche für Menschen mit Problemen jeglicher Art hat", mischte sich Elaine schnippisch ein, worüber Cosma die Augen verdrehte. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass Elaine nicht gerade die netteste Persönlichkeit war, die ich je kennen gelernt hatte. Anfangs hatte ich gedacht, sie könnte nur mich nicht ausstehen, aber jetzt dieser Kommentar gegenüber Cosma?
"So schlimm ist er sicher gar nicht." Tania hatte ihre Brille wieder auf die Nase geschoben und überging Elaines Äußerung geflissentlich. "Das sind doch alles nur Gerüchte. Vermutlich ist nichts davon wahr."
"Und da ist sie: unsere naive Tania", spöttelte Elaine und fuhr sich mit einem arroganten Augenaufschlag durch die langen Haare.
"Egal ob Badboy oder nicht", unterbrach Jordan die Diskussion, "hier ist so gut wie jeder scharf auf ihn, obwohl wir insgesamt eigentlich nur drei Sachen über ihn wissen: Erstens: Er ist ganz sicher hetero. So viele Frauen wie er in einer Woche vernascht, schafft Justin Bieber nicht mal in einem Monat. Es kann also gar nicht anders sein. Zweitens, Jakob Remsey ist so etwas wie Oceans Schatten. Egal wo Ocean hingeht, Remsey ist dabei. Die beiden gibt es nur im Doppelpack. Und zu guter Letzt das aller wichtigste: Nichts geht ihm über das Tanzen."
Überrascht hielt ich die Luft an. "Dieser Kerl tanzt?" Ungläubig sah ich zwischen den anderen umher. Cosma stütze träumerisch das Kinn in die Hand, als sie antwortete. "Und wie."
"Tja, liebste Sky", flötete Jordan und legte einen Arm um meine Schultern. "Da hast du dir vielleicht jemanden ausgesucht." Sie schüttelte den Kopf, als ich entsetzt die Augen aufriss. "Ihn mir ausgesucht?"
"Und das gleich an deinem ersten Tag. Du brichst Rekorde, Süße."
"Sei bloß vorsichtig." Belle sah nicht gerade glücklich aus und Rosemarie teilte offensichtlich ihre Auffassung, denn sie nickte heftig. "Nicht dass du seine nächste Eroberung wirst, oder eines seiner vielen Spielchen. Am Ende..."
"Moment mal!", schnitt ich ihr das Wort ab, "Ich habe mir Ocean nicht ausgesucht! Ich will nichts mit ihm zu tun haben, geschweige denn etwas mit ihm anfangen."
"Guter Gott, Herzchen. Leidest du an Geschmacksverirrungen, oder hast du einen Freund? Selbst wenn, niemand ist so heiß wie Ocean LaForge." Jordan schob mir ihre Hand auf die Stirn, als wäre eine Geschmacksverirrung eine Krankheit wie Fieber, die man durch eine Berührung abmessen konnte. Humorlos zog ich ihre Finger bei Seite. "Nein und nein. Ich kann diesen Ocean einfach nicht leiden! Er hat ein unverschämtes Benehmen!"
"Das macht doch seinen Badboycharme aus." Cosma kicherte, doch mir war überhaupt nicht nach Lachen zumute. Ich und dieser Vollidiot? Wie kamen sie nur auf diese verrückte Idee? "Überhaupt", sprach ich weiter und ignorierte Cosmas Kommentar. "Was ist 'Ocean' bitte für ein bescheuerter Name? Wie kann man sein Kind nur so nennen?" Natürlich konnte ich eigentlich ganz genau nachvollziehen, warum seine Eltern ihn Ocean genannt hatten. Bei einem Blick in seine Augen war das mehr als offensichtlich, aber ich würde den Teufel tun und zugeben, dass mir auch nur eine winzige Kleinigkeit an diesem Kerl gefiel.
"Was ist denn Sky für ein bescheuerter Name? Wie kann man nur Sky heißen?", äffte Jordan mich nach.
"Sky und Ocean." Rosemarie lächelte verzückt. "Ocean und Sky. Das wäre so süß."
"Das wäre schrecklich", fuhr Elaine sie an, "nur eine hoffnungslose Romantikerin würde so etwas süß finden." Zum ersten Mal musste ich ihr zustimmen, aber natürlich nur im Stillen.
Jordan zuckte mit den Schultern. "Es ist schlecht. So schlecht, dass es schon fast wieder lustig ist. Aber Fakt ist, es wird passieren."
"Das wird es nicht!", brodelte ich auf und spürte wie sich meine Fingernägel in das Fleisch meines eigenen Handtellers gruben.
"Red' dir das nur ein." Sie wedelte mit ihrer schwarzen Plastikgabel durch die Luft. "Du kannst nichts daran ändern, früher oder später wirst du ihm verfallen. Er wird nicht locker lassen, Schätzchen. Er hat sich bereits für dich entschieden."