Ufalia

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Nachdem alle wieder aufgestanden waren, Darius das Gras abgeklopft hatte und wir bereit waren, liefen wir den Rest bis Ufalia. Es war ein Marsch von 4 bis 5 Stunden. Darius spielte immernoch den Schmollenden , sodass ich mich etwas abseits von der ganzen Truppe aufhielt und ab und zu ließ ich Nachttänzer das Tempo bestimmen. Noemie hatte sich inzwischen mit Alaina , der einzigen Frau mit mir und Lamina hier, angefreundet.  Sie ritt neben ihr her, langsam hatte sie Callamy echt gut unter Kontrolle. Wieder einmal galoppierte  Nachttänzer an und raste neben dem Trupp her. Im Rausch der Geschwindigkeit öffnete ich meine Flügel und ließ mich nach oben tragen und flog so über Nachttänzer her. Mein Schatten fiel so auf ihn, dass es aussah als ob er meine Flügel besaß. Ich lächelte, sank ein wenig runter und strich ihm durch die Mähne. So rasten wir neben dem Trupp her und ich genoss es in vollen Zügen. Wir kamen am Anfang an und ich tippte Nachttänzer von oben an. Er wurde langsamer und ich legte meine Flügel an, so sank ich auf seinen Rücken und ließ sie verschwinden. Wir wurden langsamer, sodass ich in einem flotten Schritt neben der Königin her ritt. Sie sah gerade aus und schien tief in Gedanken zu sein. Vielleicht sollte ich sie jetzt nicht ansprechen. Ich sah auf meine Hände und strich die feinen Narben auf ihnen nach. Die Ausbildung war gut gewesen, aber auch hart. Einige hatten sie nicht geschafft, haben die Schule verlassen -und mussten einen normalen Beruf ausüben, als Strafe durften sie nicht einmal zu den Wachen. Dieses Risiko ging man ein, wenn man sich zur Ausbildung qualifizierte und anfing. Unter mir ging Nachttänzer einen gleichmäßigen Schritt. Ein schneller Blick zur Seite verriet mir, dass Lamina weiter geradeaus schaute. Ihr verträumter Blick , streifte ihr Pferd, doch sogleich richtete er sich wieder nach vorne. Sie war eine starke Frau, regierte ein ganzes Land und behauptete sich gegen den Rat. Ihr Vater jedoch war ein ganz anderer Herrscher. Er sah nur die Landesgrenzen, die ihm zu nah an seinem Schloss waren und er sah ein Volk, welches er nicht verstand und gleich auslöschen musste. Ich hätte zu gerne gewusst wie er zu Grunde gegangen war.

Vor uns tauchte die unbefestigte Stadt auf. Zwei riesige Kirchen stachen aus der Silhouette heraus und verliehen der Stadt ein Paar Hörner. Kaol deutete auf seine Elitekämpfer  und zeichnete einen Kreis. Sie nickten und galoppierten in Zweierpaaren davon. Sie wollten wohl Ufalia abgrenzen, so dass niemand entkommen konnte. Kaol schloss zu Lamina auf und sagte ihr, was ich schon vermutetet hatte.  Doch Lamina reagierte nicht, woraufhin Kaol sie wartend ansah. "Lamina! Ich finde es gut, dass Kaol seine Leute die Stadt abschirmen lässt!" Sie ruckte bei meinen Worten mit dem Kopf zu mir. Ich sah sie lächelnd an und sie nickte langsam. "Ja...Ja finde ich auch. Danke Kaol, wir halten hier auch." Die letzten Worte richtete sie an Kaol und hielt ihr Pferd an. Ihre Hände ruhten auf dem Hals des Pferdes und spielten mit einer Strähne. Nachttänzer hielt an und ich stieg schwungvoll ab. Ein Horn ertönte und die ganze Armee hielt an. Sofort wuselten sie herum und errichteten das Lager. Ich drehte mich um und betrachtete die Stadt genauer. Ich verstand nicht, wieso hatten sie keine Mauer gebaut, wenn sie ein wichtiger Handelsposten war? Doch die Handlung sie einzunehmen verstand ich. Sie hatte weit verbreitete Tunnelsysteme, war halt ein wichtiger Handelsposten und unterbrach so den Handel des Königreiches. Nachttänzer entfernte sich vom Trupp und fing an nach etwas essbarem zu suchen. " Narissa!", ich drehte mich um und sah Noemie auf mich zu traben. Einige warfen ihr immer noch Blicke zu, ein braunhaariger verzog wütend das Gesicht und murmelte etwas. Ich biss die Zähne zusammen und sah zu Noemie hoch. " Na Noemie, wie war der Ritt?" sie stieg ab und antwortete mit einem Grinsen:" Wirklich gut, Alaina ist wirklich,wirklich nett!" "Das freut mich zu hören, lass uns ein wenig spazieren gehen, ich hole mein Buch und wir lernen noch etwas mit dir, ja?" Sie nickte mit freudigen Augen und lief zu Nachttänzer hin. Ich kramte in der Tasche , holte das Buch und machte  mich auf den Weg zu den beiden. Ihre Haare wehten im Wind als sie auf Nachttänzer zu rannte. Sie war so ein kluges und neugieriges Kind. Nachttänzers Fell schimmerte in der Sonne, als er sich zu Noemie umdrehte. Ich kam bei den beiden an und sah auf Noemie hinunter, gab ihr das Buch und tippte Nachttänzer auf die Knie. Er knickte ein und legte sich hin. Mit großen Augen sah Noemie ihm dabei zu. Ich grinste:" So ist es doch gemütlicher zu sitzen...", und lehnte mich demonstrativ gegen seine Seite.  Sie lachte auf und rückte an seine Hinterhand.  " Dann lass uns anfangen..."
Es war spät als ich Noemie ins Bett brachte und mir selber einen Zopf flocht. Ein schneller Blick aus dem Zelt verriet mir ,dass Nachttänzer glücklich vor dem Zelt stand. Morgen würde es am Morgen eine Besprechung geben, und schon danach würde es umgesetzt werden. Jetzt mussten wir schnell sein, bevor irgendwie Hilfe für sie eintraf. Wie lange ich wohl noch hier als Begleiter dienen musste, wie lange würde es dauern ihn zu besiegen. Doch vielmehr interessierte mich die Frage wer er war. Doch mit einem würde er nicht rechnen...mit mir!
Noemies gleichmäßiges Atmen begleitete mich während des Einschlafens. Vor dem Zelt hörte ich das Kauen von Nachttänzer. Ich wünschte mir in solchen kleinen Momenten einfach in seinen Armen zu liegen. Ihn zu riechen und zu wissen, dass er immer für mich da ist. Doch dies ging nicht mehr. Nie wieder... Der schwarze Fleck in meinem Herzen drückte gegen meine Brust und machte sich bemerkbar. Ich atmete tief ein und schob die Trauer zurück. Im Kampf war man nur so schutzlos wie man sich fühlte und es zuließ.

Die einsame KriegerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt