I was feeling down all the way

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Erschöpfte blaue Augen blickten mich an.
Die Tränen auf meiner Wange waren versiegt und Erleichterung durchströmte meinen Körper. "Also Frau Ikeriison. Herr Haber geht es den Umständen entsprechend gut. Den Arm mussten wir mit ein paar Stichen nähen. Da er ziemlich viel Blut verloren hatte braucht er jetzt natürlich hauptsächlich Ruhe." Silvia war in den Raum gekommen und sah auch ziemlich erleichtert aus als sie Samu sah. Ich nickte nur damit der Arzt wusste das ich ihn verstanden habe und ging dann auf Samu zu. Ich schob mir wieder meinen Sessel hin und ließ mich darauf fallen. "Mach das bitte nie wieder!" flüsterte ich und strich über seine Verbundene Hand. Er schüttelte mit dem Kopf, müde sackte dieser zur Seite und seine Augen schlossen sich. Ich strich noch einmal über seine Hand und stand dann wieder auf um mich bei den Notärzten zu bedanken. Als sie gerade am Gehen waren sagte der eine noch: "Wir kommen dann wieder um die Fäden zu ziehen." -"Ok. Und nochmal Danke!" Silvia stand immer noch neben der Tür. "Traust du dich nicht mal ganz in den Raum, wenn er schläft?" leicht musste ich schmunzeln. "Äh doch natürlich. Ist er ...angebunden?" -"Nope und ich glaube nicht, dass das jetzt so angenehm wäre mit seiner Hand." Silvia versuchte es zwar zu verbergen aber man merkte deutlich ihre Anspannung als sie weiter in den Raum trat. "Ach komm Silvia. Er schläft jetzt sowieso. Und außerdem ist er viel zu schwach um irgendwas zu machen."-"Ich weiß doch." Fast etwas beleidigt lässt sie sich auf einem der zwei Sessel nieder die da standen. Ich zog den Sessel der neben Samus Bett stand heran und setzte mich zu ihr. "Mia ich möchte gerne mehr über dich wissen. Wie alt bist du, was arbeitest du?" -"Naja also ich bin 22 und im Moment arbeitslos." Etwas beschämt blickte ich auf meine Hände. "Aber ich suche gerade etwas." fügte ich noch hinzu. "Ach wirklich?" -"Ähm ja. Wieso denn?" -"Ich sag's dir später irgendwann. Also falls du öfters noch vorbeikommen willst." -"Naja eigentlich wollte ich heute noch ein letztes Mal herkommen und einfach abschließen mit dieser Psychiatrie." Etwas traurig blickte Silvia mich an. "Dann werde ich dich aber vermissen. Und ich glaub er da drüben auch." Sie zeigte leicht lächelnd auf den immer noch schlafenden Samu. "Ach quatsch ihr seid ja vorher auch ohne mich ausgekommen und außerdem bin ich erst das 2. Mal hier." -"Aber du hast schon so viel für uns gemacht!" "Das ist lieb das du sowas sagst." -"Du könntest mir ja einfach mal deine Handynummer aufschreiben, dann können wir in Kontakt bleiben." Leicht lächelnd fragte sie mich. "Klar mach ich." Sie nahm einen Stift der in der Brusttasche ihres Shirts steckte und riss einen Zettel von dem Block der auf dem Tisch stand. Beides reichte sie mir und ich kritzelte meine Nummer darauf. "Dankeschön Mia."-"Gerne doch." Silvia erschrak fast zu Tode als sich Samu hinter ihr aufrappelte. Er setzte sich auf und lehne sich mit den Rücken an die weiße Wand hinter dem Bett. Silvia hatte sich umgedreht und war aufgestanden. Sie beobachtete ihn genau. Ich hingegen blieb ruhig sitzen. "Na wieder fit?" Er schüttelte mit dem Kopf. "Das wird schon wieder, leg dich einfach noch ein bisschen hin.", sagte ich fürsorglich. "Bleibst du noch da?" seine blauen Augen blickten mich bettelnd an. "Klar.", leicht lächelte ich. Er gab sich damit zufrieden und kuschelte sich mit einem leichten Nicken wieder in die Decke. Ich hörte ein erleichtertes ausatmen von Silvia. "Du Silvia? Ich glaub du solltest wirklich aufhören solch eine Angst vor ihm zu haben.", sagte ich in ernstem Tonfall. "Ich glaub das schaffst nur du, mir die Angst zu nehmen." Leicht lächelnd saß sie mir gegenüber. "Jaja ich bin auch ausgebildete Psychologin!" -"Wirklich? Das ist ja toll dann...", also Sarkasmus war ein Fremdwort für sie. "Ne Silvia war nicht ernst gemeint." winkte ich lachend ab. "Oh. Schade." Sie wirkte zuerst etwas enttäuscht, musste dann aber auch lachen. 

Es wurde schön langsam dunkel und Silvia drehte das Licht auf. Der weiße Raum wurde von noch grellerem weißen Licht erleuchtet. "Das Licht hält ja kein Mensch aus!" Zur Unterstreichung meiner Aussage hielt ich mir meine Hände vor die Augen. "Da kann man nichts machen Kleine." Ich nahm meine Hände wieder von meinem Gesicht weg und blickte auf den noch schlummernden Samu. "Ich frag mich echt wie der bei dem Licht überhaupt schlafen kann." -"Das wird mir auch für immer ein Rätsel bleiben." Kicherte sie. Es vergingen weitere 2 Stunden in denen wir hier saßen und über Gott und die Welt redeten bis wir ein leises aber dafür umso tieferes Brummen wahrnahmen. Silvia stand gleich wieder von ihrem Sessel auf und schaute kurz entschuldigend in meine Richtung. Ich stand auch auf und stellte mich direkt neben sein Bett. Seine Haare waren extrem verwuschelt und er sah mich verschlafen an. Kurz zusammengefasst: Er sah zum knuddeln aus. "Hey Schlafmütze, wie geht's?" -" Mhh...geht schon." Müde wuschelte er sich durch seine Haare und setzte sich auf. Er sah Silvia und war anscheinend verwundert. Kurz blickte er wieder zu mir und dann zurück zu Silvia. Er musterte sie und sie schien sich extrem unwohl zu fühlen. Etwas ängstlich hatte sie sich hinter den Stuhl gestellt. "Ähm kann ich euch kurz mal was fragen?" Beide Blicke richteten sich auf mich. "Könnt ihr bitte einfach miteinander reden? Wie ganz normale Menschen?" Sie nickten beide nur etwas stockend und sahen sich dann wieder einfach nur an. Wow, das klappt ja toll. Dann machte Silvia den Anfang. "Ich bin froh das es Ihnen wieder besser geht Herr Haber!" Ich wartete darauf das Samu sagen würde das sie ihn ruhig duzen kann aber falsch gedacht. "Mhm ich auch." Seine Stimme war kalt und gefühlslos. "Ähm also, wollen sie irgendetwas essen oder trinken?" Er schüttelte nur mit dem Kopf. So wird das nie ein Gespräch. Naja was soll man machen sie müssen vorher ja auch irgendwie miteinander klargekommen sein. "Silvia nur, weil jemand da ist musst du jetzt nicht übertrieben freundlich zu mir sein! Bist du ja sonst auch nicht..." Verwirrt sah ich zwischen den beiden hin und her. Und Samu setzte noch einen drauf. "Wenn Mia nicht hier gewesen wäre dann hättest du mich eh verbluten lassen -" leise fügte er hinzu: "Was auch besser gewesen wäre." Etwas schockiert stieß ich ihn an. "Das war jetzt aber schon ziemlich hart." -"Das war nur die Wahrheit! Oder weißt es du etwa besser?!", fuhr er mich mit dem kalten Ton, mit dem er mit Silvia gesprochen hatte, an. Ich ging einen Schritt weg von seinem Bett und verschränkte die Arme. Pff also anschnauzen kann der wen anderen. Silvia stand wie gelähmt noch immer hinter ihrem Sessel. "Silvia sag einfach das das nicht stimmt!" Doch nichts. Sie senkte nur den Kopf. Aber...aber sie hätte ihn doch nicht wirklich verbluten lassen? "Du hättest ihn verbluten lassen?!" schrie ich sie an. "Was um Gottes Willen Nein! Natürlich hätte ich das nicht gemacht!"

"Na klar musst du jetzt ja sagen." Etwas erleichtert war ich ja schon. Naja sogar sehr, weil so hätte ich Silvia wirklich nicht eingeschätzt. Sie war so der Nette-Oma-Typ, und nicht eine die Menschen kaltblütig verbluten lässt. Etwas wütend stieß ich die Luft aus. "Ich glaub ihr müsst wirklich mal richtig miteinander reden! Und deshalb werd ich jetzt mal gehen." Beide wollten den Mund aufmachen um zu protestieren aber ich wedelte gleich mit meiner Hand in der Luft herum. "Ne ne ne! Nicht wiedersprechen! Silvia er wird dich schon nicht umbringen und Samu Ja ich komm wieder keine Sorge!" Beide blickten mich erstaunt an und ich verließ lachend den Raum. Die Gesichter gerade waren zum Schießen. Ich zog die Tür hinter mir zu und betrat den langen Flur. Noch immer lachend machte ich mich auf die Suche nach einer Toilette. Vergebens. Alles sah gleich aus. Überall weiße Wände und überall weiße Türen. Und noch dazu war keiner da den ich fragen konnte. "Komm lass sie einfach..." Schon wieder. Ich sah mich in dem Flur um es war keiner zu sehen und trotzdem höre ich Stimmen. Was zur Hölle...

 Seufzend begab ich mich dann, nach einer 30-minütigen Suche nach der Toilette, wieder zurück auf den Weg in Samus Zimmer.

No sound. No light.|| Sunrise AvenueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt