Wir fuhren dann noch 5 weitere Minuten und standen vor meiner Wohnung.
„Geht's? Soll ich dir helfen?" Er schüttelte den Kopf und stieg aus. Er zitterte noch immer stark und das bereitete mir Sorgen. Ich war zwar kein Arzt und kannte mich im medizinischen Bereich so gut wie gar nicht aus aber das konnte ja wohl nicht gesund sein.
Ich führte ihn hoch zu unserer WG. Dort angekommen gab ich ihm erstmal trockene Sachen aus dem Schrank von Ben. Einen schwarzen Pulli und eine graue Jogginghose. „Du kannst dich da vorne im Bad umziehen."
Ich ging in der zwischen Zeit in mein Zimmer und zog mir auch trockene Sachen an. Dann wartete ich im Flur auf Samu. Er kam mit zerzausten etwas trockengerubbelten Haaren wieder heraus. „Komm setz dich in mein Bett." Etwas verloren stand er im Flur „Die Tür vor dir." Leicht lächelte ich ihn an. „Ich mach uns Tee und etwas zu essen ok?" Mehr wie ein Nicken hatte er bis jetzt noch nicht zu Stande gebracht.
Ich kam mit zwei dampfenden Tassen Tee und einem Teller mit Brötchen wieder zurück in mein Zimmer, mit dem Fuß kickte ich die Tür hinter mir zu und ließ mich zu Samu auf mein Bett fallen. Er saß an die Wand angelehnt im Schneidersitz da und schaute auf seine Hände. Ich setze mich dicht neben ihn und drückte ihm eine Tasse Tee in die Hand. „Ich hoffe du magst Tee?" Wieder nur ein Nicken. Ich seufzte und trank dann einen Schluck. Es fühlte sich angenehm warm in meinem Körper an. „Willst du darüber reden?" „...nein..." Ich nickte. „Wenn du Hunger hast nimm dir einfach..." Keine Antwort. Naja wunderte es mich?
Zögerlich legte ich meine Hand auf seine Schulter, doch er zuckte zusammen und duckte sich unter meiner Berührung weg. Er wirkte verstört, hilflos und das schlimmste verängstigt. Hatte er vor mir Angst? Nein. Wohl eher vor meinen Berührungen, obwohl man auch nicht ausschließen konnte das er generell das Vertrauen zu allem und jedem verloren hatte. Agaraphobie. Ich hatte mal darüber gelesen. Die Angst vor Berührungen und großen Menschenmengen.
„Willst du vielleicht schlafen?" Ein stummes Nicken. Ich stand also von meinem Bett auf, nahm das unangerührte Teller mit den Broten und stellte es auf meinem Schreibtisch. Ich nahm ihm seine leere Tasse ab und brachte sie mit meiner in die Küche. Dann kam ich wieder zurück in mein Zimmer. „Du kannst gleich hier schlafen." Er legte sich unter die Decke, versteckte sich regelrecht darin. Mit einem leisen Seufzen knipste ich das Licht aus und flüstere ein „Gute Nacht Samu", ehe ich mein Zimmer verließ und mich auf die Couch im Wohnzimmer niederließ.
Ich würde jetzt sowieso nicht schlafen können. Zu viele Fragen, Bilder und Gefühle huschten in meinem Kopf herum. Fragen vor 2 Jahren die mir damals schon nicht beantwortet wurden tauchten wieder auf. Was war mit ihm passiert? Woher kommt er, was hat er vorher gemacht? Warum wurde er nicht vermisst und was hat es mit den nicht vorhandenen Bildern und Infos im Netz zu tun? Warum reagierte er so wütend auf meine Frage ob er singen konnte und warum dachte er dann ich wäre von der Presse? Was ist aus seinem Entführer geworden? Die letzte Frage konnte ich sogar beantworten, sie hatten ihn nicht gefunden.
Es ließ mir keine Ruhe. Also saß ich bis es schön langsam zu dämmern begann auf der Couch. Ich starrte einfach nur an die Wand.
Plötzlich bemerkte ich wie sich in der Wohnung schön langsam wieder etwas regte. An der Art wie die Person sich dem Wohnzimmer und der gleich danebenliegenden Küche näherte erkannte ich sofort das es Sky sein musste. Inzwischen waren mir die Schritte meiner Mitbewohner so vertraut geworden, dass ich sie ohne Probleme voneinander unterscheiden konnte.
Die Klinke wurde nach unten gedrückt und schon stand Sky im Raum. „Mia?! Was machst du denn schon so früh hier?" Klar war sie verwundert, ich war normal die die am spätesten aufstand. „Setzt dich her ich erzähl dir alles." Sie ließ sich neben mir auf die Couch plumpsen und sah mich verwirrt an. „Ist etwas passiert? Geht es dir nicht gut?" „Einfach zuhören..." also erzählte ich ihr die ganze Geschichte. Mit jedem Wort das ich sagte, mit jeder Handbewegung die ich machte um meine Erzählung zu untermauern, desto weiter öffnete sich Skys Mund. Sie wollte schon lange etwas sagen aber wartete doch bis zum Ende, bis ich ihr alles gesagt hatte.
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No sound. No light.|| Sunrise Avenue
أدب الهواةTraum. Entführung. Realität? Alles wird wieder gut hatten sie gesagt. Realität. Entführung. Traum? Wir schaffen das zusammen hatten sie gesagt. Entführung. Traum. Realität? Du musst es unterscheiden. Eine etwas andere FanFiction Viel Spaß beim lesen...