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Die Antwort auf die Frage, wohin wir fahren, stellt sich mir nicht mehr, als wir in die Einfahrt unseres Hauses fahren. Also in die Einfahrt der Villa, die ursprünglich meiner Mum gehörte. Oder noch ursprünglicher ihren Eltern und davor deren Eltern. Da steckt eine verdammt lange Spanne an Rain-Familiengeschichte in diesen tausendmilliarden Wänden und es ist schade, dass sie nicht weiter geführt wird. Denn seien wir mal einen Moment lang die Erwachsenen, die wir sonst auch immer vorgeben zu sein: Ich bin kein Rain. Ich bin Mums Sohn, aber ich bin kein Elias Rain. Mein Name ist Elias Moon, aus dem einfachen Grund, weil ich die Moon-Linie weiterführe. Es gibt keinen Nachfahren der Rains, nicht nachdem Mums Bruder starb und sie beschloss, nie eigene Kinder zu bekommen. Wobei es cool wäre, wenn wir herausfinden würden, dass auch sie geheime Kinder hatte.

Hey, lasst mich mal in meine Drehbuchautor-Fantasie verschwinden. Ich darf das.

»Gut, dann kann ich endlich pinkeln.« Ich starre Luca an. »Was? Ich konnte auf dem Unigelände nicht, weil ihr so schnell zum Auto gelaufen seid. Und wie du nicht vergessen solltest, ist das noch immer mein Zuhause.«

»In dem du keine Zeit mehr verbringst, weil du mit Henry zusammenziehst«, erinnere ich ihn und schnalle mich ab.

»Du auch nicht. Fia hat erzählt, dass du dich weigerst, hier einzuziehen.«

Als Jo die Autotür mit solch einem Ruck zuschmeißt, dass das ganze Auto wackelt, wird mir bewusst, wie scheiße das gerade sein muss. Sie daran zu erinnern, wie unser Streit überhaupt angefangen hat.

Verkackter Scheißenmist.

»Geh ihr nach, Elias«, rät Nora mir umgehend und verdreht den Kopf, um mich auf der Rückbank anzusehen. »Und rede endlich wirklich mit ihr. Keine Ausflüchte, kein Drumherumgerede. Sei ehrlich und sag ihr, was du dir selbst nicht eingestehen willst.«

»Öhm, was ist los?«, höre ich Luca fragen, als ich ebenfalls aus dem Wagen steige und Jo verloren in der Einfahrt stehen sehe.

Das Haus eine Villa zu nennen, ist fast noch zu untertrieben. Es hat so viele Schlafzimmer, wie ein kleines Hotel und genauso viele Badezimmer. Der Hintergarten nimmt ein Fußballfeld ein und der Vorgarten besteht im Grunde aus einer Einfahrt, einem Springbrunnen, der noch nie funktioniert hat, und einigen Bäumen, die größer als das Haus selbst sind.

Jo sieht hier verloren aus, weil sie nicht in diese Welt passt. Nicht mehr. Sie wollte den Reichtum nie, der ihren Vater ausgemacht hat. Jo will nicht hier sein, genauso wenig wie ich hier sein will.

Elisa hat einen unpassenden Zeitpunkt ausgewählt, uns auf ihre Reise zu schicken.


Everyday at midnight {I miss you}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt