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Wir kommen zu Dritt zurück beim Hotel an, wie es in Elisa's allerletztem Brief stand. Schon beim Vorfahren bemerke ich, dass etwas anders ist. Da war ich mal zwei Stunden nicht da und es passiert natürlich alles auf einmal. So viel Pech kann auch nur ich haben.

»Wieso sind wir hier?«, fragt Mum, doch ich steige bereits aus. Sie greift noch nach meinem Arm, aber ich achte gar nicht auf sie. Ich sehe nur Jo am Eingang stehen und auf mich zurennen.

»Ist etwas passiert?«, frage ich panisch und presse sie an mich. Ich spüre ihr Kopfschütteln, betrachte zeitgleich das Hotel, dessen Eingangstüren weit offen stehen. Der Typ aus der Lobby steht ebenfalls hier draußen und mustert mich aufmerksam, ehe sein Blick zu Mum wandert. Das Auffälligste ist jedoch, dass meine gesamte Familie in der Eingangshalle des Hotels sitzt, in die ich durch die großen Glasscheiben sehr gut hineinsehen kann. Ein bisschen erinnert mich die Frontfassade sogar an das MoonHour.

»Was geht hier vor?«

Mum schließt sich mir an. Gemeinsam treten wir in die Lobby des Hotels ein und es fehlt nur noch die passende Musik, um unseren dramatischen Eintritt zu untermalen. Wie oft ich mir noch wünsche, mein Leben wäre ein Film, kann ich gar nicht einschätzen.

»Wir wurden nur aus unseren Zimmern und eigentlich allen Räumen ausgesperrt«, erklärt Fia und rollt mit den Augen, als sie den Hotelangestellten ansieht. »Mister Ich-bin-zu-sexy-um-in-diesem-Hotel-zu-arbeiten hat uns verboten zu gehen.«

»Wieso?« Ich wende mich an den Mann, doch dieser weiß, wie er meinen Blicken gekonnt ausweichen kann. »Sie wissen Bescheid. Über noch mehr, als sie uns gestern verraten haben. Wo ist Elisa? Wo ist meine Schwester?«

»Alex?«

All unsere Köpfe drehen sich zu Tante Pennie um, die erst in diesem Augenblick zu uns gestoßen ist. Ich muss gar nicht hinsehen, denn ich weiß, wen sie anstarrt. Sie bestätigt nur das, was ich bereits vermutet habe.

Wieso muss mein Leben so kompliziert sein?

»Alex?«, wiederholt Luca und schiebt sich seine Brille zurück auf die Nase.

»Darf ich euch vorstellen«, stoße ich zwischen meinen Zähnen hervor. »Alexander WieauchimmerseinNachname ist. Mein Vater.«

»Dein Vater?«, fragen mehrere Leute durcheinander, doch Jo bleibt ruhig. Wie auch ich hatte sie es geahnt und ist nicht im Geringsten überrascht. Auch Mum ist nicht geschockt und Tante Pennie ist scheinbar nur überrascht, ihn hier zu sehen.

Meine andere Theorie, Elisa betreffend, scheint sich ebenfalls immer mehr zu bewahrheiten. Uns alle hierher zu locken. Es hätte bessere Wege gegeben. Einfachere und angenehmere. Das hier war ihr Spiel und wir haben alle mitgemacht. Weil es das ist, was man für die Familie tut. Man spielt mit, auch wenn man die Mitspieler für komplett bekloppt hält.

»Ich glaube, es wartet jemand, uns zu treffen«, rufe ich in die aufgeregte Runde und stolziere auf die geschlossenen Türen neben dem Empfangstresen zu. Ja, ich stolziere. Wie man das eben so tut, wenn man anmutig irgendwohin läuft und die halbe Verwandtschaft einem folgt.

Die Doppeltüren schwingen ganz leicht auf, was alle erneut vor den Kopf stößt. Sie hatten es gerade eben versucht und nichts erreicht, aber vor wenigen Minuten waren die letzten Gäste noch nicht angekommen. Darum ging es immerhin. Dass wir alle beisammen sind, wenn wir das Testament von Ma verlesen bekommen.

Everyday at midnight {I miss you}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt