Story of my Life - Verlassen

Kapitel 10

  Während Christin und Paolo in ihr Liebesglück fliegen, holt mich der ganz normale Wahnsinn wieder ein. So schnell wie möglich wurde Henrys alter Sekretär durch einen neuen ersetzt und eingearbeitet. Er ist sowas von korrekt bei seiner Arbeit, dass ich das Gefühl habe, er hat ein Diplom dafür.
„Viktoria", ruft er auf dem Gang meinen Namen. „Ich muss Sie kurz sprechen."Er ist die jüngere Ausgabe von Mini-Albert, was ihn mir nicht unbedingt sympathisch macht.Ich komme mit Lehrertypen einfach nicht klar.

„Aber gern, Tim", antworte ich und gehe zu ihm. Henry geht mit Katha und Jule schon mal weiter.
„Bitte kommen Sie mit in mein Büro, das können wir nicht hier klären", sagt er und geht voran. Sein Hemd steckt vorschriftsmäßig in seiner Hose und ich muss sagen, er hat einen knackigen Hintern. Natürlich nicht so sexy wie Henrys. Im Büro angekommen, sehe ich den Schreibtisch voller Papiere und Akten. Kein Wunder,dass er auch am Wochenende arbeiten muss. Ich nehme auf dem Sessel vor dem Schreibtisch Platz.
„Es geht um die Liste der zu besuchenden Veranstaltungen. Wie ich sehe, hat mein Vorgänger Sie kompetent beraten", sagt Tim, während er die Liste sucht. In dem Chaos würde ich auch nichts finden.

„In der Tat. Und was möchten Sie jetzt von mir?", frage ich ihn.
„Ich glaube kaum, dass Sie alle Veranstaltungen besuchen können. Es sind einfach zu viele.Henry ließ deutlich verstehen, dass er nicht will, dass Sie so in die Öffentlichkeit gedrängt werden. Allerdings blieb ein öffentlicher Auftritt Ihrerseits bisher aus. Das müssen wir unbedingt ändern! Deshalb halte ich es für angebracht, wenn Sie morgen das Champions League Spiel ansehen würden. Im Stadion natürlich", erklärt mir Tim, der nun endlich die Liste ausgegraben hat.

„Aber gern. Ich habe auch schon eine Freundin, die mit mir dahin gehen möchte", antworte ich. Er muss ja nicht wissen, dass ich sehr dankbar bin, dass er mir das Spiel wieder in Erinnerung gerufen hat.

„Na na", sagt er tadelnd. „Sie gehen mit Henry dorthin. Die Presse will Sie als Paar erleben!"„Henry hat jedoch kein Interesse daran, Jule schon. Ich habe es ihr versprochen, also gehe ich auch mit ihr dahin", erwidere ich gereizt.

Tim sieht mich ernst an. „Es sind nur zwei Karten."
„Dann liegt es an Ihnen eine dritte zu besorgen. Dafür wurden Sie schließlich eingestellt",sage ich und sehe ihn vielsagend an. Er muss eine Karte für Jule besorgen.Tim überlegt kurz, ehe er nickt.

„Na schön. Eine einzelne Karte wird kein Problem sein."Zufrieden lehne ich mich zurück. Immerhin ein kleiner Sieg.

„Gibt es noch was zu klären?"

„Nein, das wäre alles. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben", sagt Tim und ich verlasse sein Büro.Schnell begebe ich mich zu Jules und Kathas Zimmer, um ihr die freudige Nachricht mitzuteilen.

„Ehrlich?", fragt sie ungläubig. „DAS ist ja mal mega!"
Ich nicke zustimmend. „Henry wird zwar auch mitkommen, aber ich bin mir sicher, das stört dich nicht?"

„Nein, nein, keineswegs", antwortet sie sofort. „Ich bin so froh, dass das klappt. Dann sehe ich ja den Basti wieder."

Jules Fan liebe zu diesem besonderen Spieler existiert schon ewig. Seit ich sie kenne, hat sie noch kein Spiel von ihm verpasst. Er spielte sogar eine Zeit lang in Roberts Verein, bis er zu ManU wechselte. Ich bin mal gespannt, wie das morgen so wird... 

 Der nächste Tag

  Das Stadion ist ausverkauft und ich bin erleichtert, als Tim mir heute Morgen die fehlende Karte zugesteckt hatte. Er macht seine Arbeit wirklich gut. Jule behandelt ihre Eintrittskarte wir einen Schatz, aber so lange sie dabei nicht zu sabbern anfängt, muss ich mir keine Sorgen machen. Als wir drei mit der Limousine vorfahren, werden wir sofort von Fotografen belagert. Das andauernde Blitzlicht verursacht Kopfschmerzen und ich kann mich gar nicht auf die Interview fragen konzentrieren. Henry und Jule, die ja ebenfalls ziemlich bekannt ist,haben es da nicht so schwer, denn sie sind es gewohnt.
„Wie lange sind Sie und Henry schon ein Paar?", will ein Reporter wissen. Vor Schreck kann ich gar nicht rechnen.
„Kein Kommentar", ist das einzige, was mir dazu einfällt. Beleidigt zieht der Reporter von dannen und ich setze meinen Weg über den roten Teppich fort.